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 Betreff des Beitrags: Olmütz 1820 + Neufürsten
BeitragVerfasst: 14. Sep 2009, 09:18 
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Fragen an die Österreich Spezialisten:

1. 1820 wurden in Olmütz Münzen geprägt (Erbischof Rudolf Johann Joseph Rainer von Österreich). Olmütz war aber schon säkularisiert.
Welche Grundlage hatte die Prägung? Lag es daran, dass der Erzbischof ein Habsburger war?


2. Wenn ich in historische Atlanten ansehe, ist Salzburg immer deutlich getrennt von Österreich. Olmütz hingegen ist in Mähren nicht hervorgehoben. Warum? Ungenauigkeit der Atlanten? War das Erzbistum nicht reichsunmittelbar?


3. Die Neufürsen wie Paar, Auersperg, Batthyani etc. hatten ja Münzrecht, das sie nach der Auflösung des RDR verloren.
Wie war der rechtliche Status dieser Neufürsten:
Waren sie reichsunmittelbar (unter Kaiser) oder mittelbar (unter Erzherzog)?
Was war der rechtl. Status der ungarischen Neufürsten?
Was unterschied sie vom Fürstentum Liechtenstein?


Vielen Dank für Eure Antworten im voraus!

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 Betreff des Beitrags: Re: Olmütz 1820 + Neufürsten
BeitragVerfasst: 14. Sep 2009, 15:10 
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+EPI+ hat geschrieben:
Fragen an die Österreich Spezialisten:

1. 1820 wurden in Olmütz Münzen geprägt (Erbischof Rudolf Johann Joseph Rainer von Österreich). Olmütz war aber schon säkularisiert.
Welche Grundlage hatte die Prägung? Lag es daran, dass der Erzbischof ein Habsburger war?




Das stets umstrittene Olmützer Münzrecht war im 18. Jahrhundert endgültig abgeschafft worden, 1820 durfte der Erzbischof nur aufgrund einer Ausnahmebewilligung zu seiner Inthronisation prägen. Ausführlich hier: http://books.google.de/books?id=m4UJAAA ... ht&f=false
Grüße, KarlAntonMartini


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 Betreff des Beitrags: Re: Olmütz 1820 + Neufürsten
BeitragVerfasst: 14. Sep 2009, 15:17 
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+EPI+ hat geschrieben:
2. Wenn ich in historische Atlanten ansehe, ist Salzburg immer deutlich getrennt von Österreich. Olmütz hingegen ist in Mähren nicht hervorgehoben. Warum? Ungenauigkeit der Atlanten? War das Erzbistum nicht reichsunmittelbar?



Die Güter des Bistums Olmütz waren Lehen des Königs von Böhmen und damit nicht reichsunmittelbar. Dennoch erhielt der Bischof (seit 1777 Erzbischof) 1365 den Titel eines Reichsfürsten. Einen Sitz auf der geistlichen Bank des Reichsfürstenrates hatte er indes nicht. Eine Art "Ehrenreichsfürst" also. Grüße, KarlAntonMartini


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 Betreff des Beitrags: Re: Olmütz 1820 + Neufürsten
BeitragVerfasst: 14. Sep 2009, 16:08 
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KAM, vielen Dank für Deine Antworten und den sehr informativen Link!

Mir fällt gleich die nächste Frage ein:

4. Sind Euch Münzprägungen von Gebieten nach Ihrer Säkularisierung bzw. Mediatisierung (nach 1815) bekannt? Mir fällt zunächst nur Olmütz ein.

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 Betreff des Beitrags: Re: Olmütz 1820 + Neufürsten
BeitragVerfasst: 15. Sep 2009, 07:32 
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+EPI+ hat geschrieben:
2. Wenn ich in historische Atlanten ansehe, ist Salzburg immer deutlich getrennt von Österreich. Olmütz hingegen ist in Mähren nicht hervorgehoben. Warum? Ungenauigkeit der Atlanten? War das Erzbistum nicht reichsunmittelbar?

Salzburg war, wenn auch von Österreich und Bayern politisch und zum Teil wirtschaftlich abhängig, bis zur Säkularisation 1803 ein selbstständiger Staat. Der Erzbischof war sowohl Landesfürst, als auch geistiges Oberhaupt über das Erzbistum Salzburg. Der letzte souveräne Erzbischof war Hieronymus Colloredo, der 1800 vor den Franzosen nach Wien ging, 1803 als Staatsoberhaupt zurücktreten musste, aber bis zu seinem Tod 1812 Erzbischof von Salzburg blieb. Aus diesem Grund sind seine Regierungsdaten immer angegeben mit 1772-1803/1812, da er 1803 den Staat verlor.
Generell wurde der Salzburger Erzbischof aus den Mitgliedern des Domkapitels gewählt, sowohl österreichische, als auch bayrische adelige Familien versuchten daher ihre Sprösslinge im Domkapitel unterzubringen, je nachdem, welche Seite gerade die Mehrheit hatte, konnten über den nächsten Erzbischof "entscheiden", dh aber auch ihn unterstützen oder nicht.... Nach dem Tod Schrattenbachs stand der bayrische Kandidat Zeil schon so gut wie fest, Colloredo gewann die Wahl und musste in seiner Regierungszeit oft mit dem Domkapitel 'streiten'....
und aus diesem Grund ist Mozart ein waschechter geborener Salzburger: er wurde 1756 im souveränen Erzbistum Salzburg geboren :roll:


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 Betreff des Beitrags: Re: Olmütz 1820 + Neufürsten
BeitragVerfasst: 15. Sep 2009, 09:26 
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Danke Cziri. Salzburg war reichsunmittelbar und Olmütz nicht.

Zu den Neufürsten gibt es wohl einen interessanten Beitrag:

Holzmair, E.:Münzgeschichte der Oesterreichischen Neufürsten;
in Numismatische Zeitschrift, 71. Band (1946) (Es gibt wohl auch einen Sonderdruck davon)

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 Betreff des Beitrags: Re: Olmütz 1820 + Neufürsten
BeitragVerfasst: 15. Sep 2009, 11:40 
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+EPI+ hat geschrieben:
4. Sind Euch Münzprägungen von Gebieten nach Ihrer Säkularisierung bzw. Mediatisierung (nach 1815) bekannt? Mir fällt zunächst nur Olmütz ein.


Gurk müßte 1806 auch bereits säkularisiert sein. Bischof Franz Xaver von Salm-Reifferscheid (1783 - 1822) hat 1806 Münzen prägen lassen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Olmütz 1820 + Neufürsten
BeitragVerfasst: 15. Sep 2009, 12:11 
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+EPI+ hat geschrieben:
+EPI+ hat geschrieben:
4. Sind Euch Münzprägungen von Gebieten nach Ihrer Säkularisierung bzw. Mediatisierung (nach 1815) bekannt? Mir fällt zunächst nur Olmütz ein.


Gurk müßte 1806 auch bereits säkularisiert sein. Bischof Franz Xaver von Salm-Reifferscheid (1783 - 1822) hat 1806 Münzen prägen lassen.


Gurk war nie Reichsstand. Es war zunächst völlig von Salzburg abhängig, später landsässig in Österreich. Ein Münzrecht gab es nicht, die Prägungen erfolgten aufgrund einzelner Erlaubnis des Landesherrn. Grüße, KarlAntonMartini


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 Betreff des Beitrags: Re: Olmütz 1820 + Neufürsten
BeitragVerfasst: 15. Sep 2009, 18:01 
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Hallo Epi!

Also für Salzburg kann ich durch einen Blick in ein wunderbares Buch folgendes festhalten:
Unter habsburgischer Herrschaft wurden für Salzburg unter Erzherzog Ferdinand (1803-1806) und
Kaiser Franz I (1806-1806 und ab 1816) Münzen geprägt.
Unter Bayrischer Herrschaft (1810 - 1806) sind nur Schaumünzen dokumentiert.

Klosterschüler

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Was du ererbt von Deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen.


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 Betreff des Beitrags: Re: Olmütz 1820 + Neufürsten
BeitragVerfasst: 15. Sep 2009, 19:41 
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@ Klosterschüler: Ich habe mich unklar ausgedrückt: Nach der Säkularistion/Mediatisierung OHNE Nachfolge.

Aus dem Erzbistum wurde 1803 ein Kurfüstentum (Ferdinand III), 1806 bis 1810 als Herzogtum des Kaisers v. Österreich, dann kamen die Bayern und Franzosen.


Letztendlich wurde dem Bischof von Gurk und dem Erzbischof von Olmütz ausnahmsweise von den Wiener Verantwortlichen erlaubt (gute Argumente und Beziehungen), (privat) Münzen zu prägen und auszugeben. Richtig? Gibt es noch weitere Beispiele?


Weiß jemand mehr zu den Neufürsten?

Danke für Eure Antworten.

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