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 Betreff des Beitrags: Österreich Erzbistum Salzburg
BeitragVerfasst: 19. Mai 2009, 07:21 
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Leopold Anton Graf von Firmian

Im Salzburger Emigrationsedikt ordnete 1731 Erzbischof Leopold Anton von Firmian gemeinsam mit seinem Hofkanzler Christani di Rallo die Ausweisung von 20.000 Salzburger Protestanten (Salzburger Exulanten) an.

Das Edikt erging nach mehreren Wellen der Verfolgung und Ausweisung der Protestanten im Erzstift Salzburg, die je nach wirtschaftlicher Lage und politischem Ziel strenger oder auch weniger rigoros unterdrückt wurden. Am 31. Oktober 1731 wurde das Edikt angefertigt und am 11. November 1731 verlautbart. Zunächst wurden 4.000 "unangesessene" Mägde und Knechte zusammengefangen und sofort deportiert. Im April 1732 wurden vor allem Handwerker- und Bauernfamilien des Landes verwiesen. Fast ein Viertel der Ausgewiesenen überlebten die mühsamen Märsche im Zuge der Vertreibung nicht. Alle Protestanten, die älter als 12 Jahre waren, hatten das Land innerhalb von acht Tagen zu verlassen. Die Bauern bekamen zwölf Wochen Zeit, ihren Besitz zu verkaufen. Insgesamt, so schätzt man, wanderten 17.000 Salzburger aus. Bis 1837 wurden landesweit "überführte" Protestanten des Landes verwiesen.

König Friedrich Wilhelm I. in Preußen erklärte sich bereit, die Vertriebenen in seinen entvölkerten Ostprovinzen anzusiedeln. Erst 1740 und auf mehrmaliges Betreiben des preußischen Königs hin wurden die überlebenden Emigranten für den Verlust der Höfe teilweise entschädigt. Die Vertreibung entsprach zwar weitgehend dem „geltenden“ Reichsrecht, des "cuius regio, eius religio" (Der Landesfürst bestimmt die Religion der Untertanen), die Umstände der Vertreibung (u. a. ohne Einhaltung der Fristen) – erregten aber europaweit Widerwillen. Vergleichsweise besser hatten es die Emigranten, die in Ostpreußen ankamen. Mittellose Bauern bekamen hier vom preußischen König ein Stück Land zur Verfügung, Handwerker konnten ihrem Gewerbe in den Städten ungehindert nachgehen. Goethes "Hermann und Dorothea" geht auf eine Episode der Salzburger Emigration zurück. Für das Erzstift Salzburg hatte der hohe Bevölkerungsverlust durch die Vertreibung katastrophale wirtschaftliche Folgen.

Im Anhang zwei Salzburger Batzen geprägt unter Firmian, der Landbatzen stammt aus dem Jahr der Anfertigung und Verlautbarung des unseligen Ediktes 1731.


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 Betreff des Beitrags: Re: Österreich Erzbistum Salzburg
BeitragVerfasst: 28. Mai 2009, 14:38 
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taurisker hat geschrieben:
Für das Erzstift Salzburg hatte der hohe Bevölkerungsverlust durch die Vertreibung katastrophale wirtschaftliche Folgen.

Von denen sich das Land nicht mehr erholte, selbst Colloredo konnte trotz diverser Sparmaßnahmen die geforderten Zahlungen an Österreich und Bayern nicht mehr tätigen und mußte schlußendlich in die Säkularisation einwilligen.

Wo ließen die Erzbischöfe eigentlich ihre Münzen prägen? :oops: :?:

Gruß Cziri


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 Betreff des Beitrags: Re: Österreich Erzbistum Salzburg
BeitragVerfasst: 28. Mai 2009, 17:23 
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Cziri hat geschrieben:
Wo ließen die Erzbischöfe eigentlich ihre Münzen prägen?
In der Münzstätte Salzburg. :roll:

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 Betreff des Beitrags: Re: Österreich Erzbistum Salzburg
BeitragVerfasst: 28. Mai 2009, 18:18 
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 Betreff des Beitrags: Re: Österreich Erzbistum Salzburg
BeitragVerfasst: 29. Mai 2009, 06:17 
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danke :)


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 Betreff des Beitrags: Re: Österreich Erzbistum Salzburg
BeitragVerfasst: 30. Mai 2009, 20:20 
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Maximilian Gandolph Graf von Kuenburg

Unter Erzbischof Max Gandolf brach ein neuer Verfolgungssturm gegen die Protestanten im Lande aus. Um 1683 führte Gandolf eine strenge Untersuchung wegen des umgreifenden Protestantismus durch. Der Grund dafür waren wohl hauptsächlich die evangelischen Bergknappen vom Dürrnberg mit ihrem Anführer Joseph Schaitberger, die geheime Gottesdienste im Wald abhielten. Um 1685 und 1686 wurden die Bergknappen schließlich zur Auswanderung gezwungen. Sie mussten ihre Kinder zurücklassen und der Obhut der römisch-katholischen Kirche anvertrauen. Ihre Habe wurde von den Behörden eingezogen. Protestantische Väter, die ihre Kinder angesichts dieser Verfügung zu verstecken beabsichtigten, sollten als Galeerensklaven verkauft werden, ebenso solche, die nach der Ausweisung insgeheim zurückkehrten, um ihr zurückgelassenes Vermögen mitzunehmen.

Ebenso war Maximilian Gandolph an der Hexenverfolgung an führender Stelle an den zahlreichen und grausamen Hexenverbrennungen der Erzdiözese beteiligt. Im sogenannten Schinderjackl oder auch Zaubererjacklprozess war der Hexenturm in Salzburg das Gefängnis. Viele der 133 Hingerichteten waren Kinder! Als Schinderjackl ("Zaubererjackl") wurde im Volksmund der Salzburger Jakob Koller genannt, der ab 1675 zum mythifizierten Zentrum einer der spätesten und blutigsten Hexenjagdkampagnen in Europa wurde.

Nachdem seine Mutter, Barbara Koller, 1675 unter Hexereiverdacht inhaftiert und im August desselben Jahres hingerichtet worden war, wurde ein ständig wachsender Finderlohn auf den Sohn Jakob ausgeschrieben, der, Legenden nach, die Fähigkeit gehabt haben soll, sich in einen Wolf zu verwandeln. Im Sog dieser Ereignisse wurde einige Buben, fast immer aus dem Landstreichermilieu Salzburgs und des angrenzenden Bayerns, der Hexerei beschuldigt. Um ihren Kopf zu retten beschuldigten sie weitere Kollegen. Durch dieses Schneeballsystem wurden im Laufe der Zeit 133 Menschen nach Anwendung der Folter hingerichtet, unter ihnen ca. die Hälfte Kinder und Jugendliche. Die Grausamkeit dieser Kampagne und die - aus heutiger Sicht - Absurdität der Vorwürfe sind insbesondere vor dem Hintergrund, dass dies so spät stattfand, ungewöhnlich: Der Höhepunkt der Hexenverfolgungen in Europa war das späte Mittelalter und das 15. Jahrhundert gewesen. Felix Mitterer beschäftigte sich mit dieser Thematik in seinem Theaterstück "Die Kinder des Teufels".

Nachfolgend ein 3/4 Batzen geprägt unter Max Gandolph 1679.


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 Betreff des Beitrags: Re: Österreich Erzbistum Salzburg
BeitragVerfasst: 30. Mai 2009, 20:26 
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Lieber Taurisker!

Zu Max Gandolph hab ich natürich auch was beizutragen ;)
15 Kreuzer, 1686

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 Betreff des Beitrags: Re: Österreich Erzbistum Salzburg
BeitragVerfasst: 31. Mai 2009, 10:39 
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Klasse Münze, lieber Klosterschüler!
Am Bild ist zu erkennen, dass das Stück eine besonders schöne alte Sammlungspatina aufweist, super erhalten das Teil und mit feiner Patina, eine Münze ganz nach meinem Geschmack ... die 15-Kreuzer Stücke sind ja beeindruckend groß gewesen, kannst bitte bei Gelegenheit Dm und Gewicht nachreichen? Würd mich interessieren :-)
Salü
taurisker

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 Betreff des Beitrags: Re: Österreich Erzbistum Salzburg
BeitragVerfasst: 31. Mai 2009, 10:59 
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k&k Hoflieferant, Professor
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Wohnort: Tirol
für die fünfzehner gibt es ein standard werk:

Höllhuber Ulrich: Die Fünfzehner Kaiser Leopolds I. und des Erzstifts Salzburgs. Salzburger Numismatische Gesellschaft. 399 S. Salzburg 1998

lg martin

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Es grüßt bibliothekar.


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 Betreff des Beitrags: Re: Österreich Erzbistum Salzburg
BeitragVerfasst: 31. Mai 2009, 11:57 
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Liebe Freunde!

Gewicht und dm werden heute Abend nachgereicht.

Klosterschüler

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