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Friesacher Pfennig
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Autor:  willy12 [ 18. Feb 2020, 15:31 ]
Betreff des Beitrags:  Friesacher Pfennig

Was könnt Ihr mir über diesen Friesacher sagen? Danke sehr!

Dateianhänge:
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Autor:  hexaeder [ 18. Feb 2020, 17:55 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Friesacher Pfennig

Hallo willy12,
dein Stück ist ein sogenanntes Eriacensis-Gepräge oder eine der unzähligen Nachahmungen. Da kommen einige Münzstätten, wie Friesach, Villach, Windischgraz, Gurk, Peilenstein, Bischgöfe von Aquileja....... in Frage und dazu noch jede Menge Prägeherrn.
Ohne einer gut ausgeprägten Gegenseite ist eine seriöse Zuordnung leider nicht möglich. :book:
hexaeder

Autor:  willy12 [ 18. Feb 2020, 18:09 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Friesacher Pfennig

Danke für die Antwort! Was bedeutet eriacensis? und Nachahmung von einem Ort oder Spätzeitliche Nachahmung? Welches Jahrhundert (12, 13?)

Autor:  willy12 [ 18. Feb 2020, 18:20 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Friesacher Pfennig

avers

Dateianhänge:
s-l1600 (1) - Kopie (640x633) (128x127).jpg
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Autor:  hexaeder [ 19. Feb 2020, 06:27 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Friesacher Pfennig

willy12 hat geschrieben:
Was bedeutet eriacensis? und Nachahmung von einem Ort oder Spätzeitliche Nachahmung? Welches Jahrhundert (12, 13?)
Die Beschreibung von Koch im CNA 1 lautet:
Zitat:
Als ERIACENSIS-Gepräge bezeichnet man eine vor allem aus der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts stammende Gruppe Friesacher Pfennige, die im Vs.-Bild einen Bischof mit Krummstab und Buch und die Umschrift ERIACENSIS für den Namen der Münzstätte Friesach zeigt und wo auf der schriftlosen Rückseite ein Kirchengebäude mit zwei Türmen zu sehen ist.
Eine genaue Zuordnung ist anhand deines Vorderseitenbildes, dass sich leider nicht vergrößern lässt, schwer möglich. Soweit man aber auf dem kleinen Foto bereits erkennen kann, würde eine genaue Bestimmung auch bei einem besseren Bild nicht ganz einfach werden, da man so gut wie keine Umschrift erkennen kann. Unten und links hat der Vierschlag die Münze sehr glatt gemacht und durch die nicht zentrierte Prägung sind oben, wenn überhaupt, nur Fragmente der Umschrift erkennbar.
Die Münze dürfte aus der zweiten Hälfte des 12. Jhdt´s stammen und jetzt sehr spekulativ behauptet, könnte der Prägeherr Adalbert von Böhmen (1168-1177, 1183-1200) sein. Nachahmungen oder auch Beischläge aus anderen Münzstätten, es gibt neben den erwähnten Prägeorten auch unbestimmte Beischläge und welche aus Ungarn, sind zeitgenössisch und stammen auch um und kurz nach 1200. Beispielsweise auch die Beischläge der Patriarchen von Aquileja Ulrich II. (1161-1181), Gottfried (1182-1194) oder Pilgrim II. (1195-1204) würden in diese Zeit passen.

hexaeder

Autor:  willy12 [ 19. Feb 2020, 09:44 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Friesacher Pfennig

Vielen herzlichen Dank! Lg

Autor:  willy12 [ 19. Feb 2020, 09:45 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Friesacher Pfennig

Eine Frage noch, was bedeuet Eriacensis wortwörtlich übersetzt eigentlich? Danke

Autor:  Jetonicus [ 19. Feb 2020, 11:42 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Friesacher Pfennig

Hallo Willy,
soweit man sehen kann, handelt es sich um einen frühen ERIACENSIS-Pfennig Baumgartner Nr. 1:
Avers: etwas unexakte Zeichnung
das Kreuz hat in der Mitte anscheinend einen Punkt
der Giebel ist gegittert und hat keine Randlinien
die Dachlinie hat l und r hörnerartige "Dachrinnen"
die Turmdächer sind nicht dreieckig, sondern hängen seitlich herab wie Strohdächer
unten sind 4 Rundfenster ohne Punkte in der Mitte, getrennt durch Linien
2 Perlkreise
Revers:
stehender Bischof, soll haben links Krummstab, die Krümme nach innen gerichtet, rechts Buch (Form auf dem Bild nicht erkennbar)
Mitra mit 2 Spitzen
Gesicht: Augen, Nase, Mund: Formen hier kaum erkennbar
Pallium mit Randlinien und Punkten, hier gibt es verschiedene Ausührungen
2 Linienkreise, dazwischen Legende, normalerweise rückläufig, bei Baumgartner Nr. 1 beginnend bei 3 h mit Ǝ, genau über dem Haupt des Bischofs das A, unten SIS (mit liegenden S), das I meistens nicht genau in der Mitte
das Ǝ schaut oft aus wie ein (seitenverkehrtes) F, darum ERIACENSIS = FRIACENSIS = Friesach
Vielleicht könnte man bei besseren Bildern etwas mehr herausholen...
Diese Pfennige werden Erzbischof Adalbert II. von Salzburg zugeschrieben, ab 1170, Münzstätte Friesach
Der Münztyp Baumgartner 1 ist häufig, denn er wurde längere Zeit geprägt, es gibt viele Stempelvarianten
Jetonicus

Autor:  willy12 [ 19. Feb 2020, 13:18 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Friesacher Pfennig

wow vielen herzlichen Dank für diese Antwort! Was war in Wien zur Zeit Herzog Leopolds V und der Gefangennahme von König Richard in Wien Erdberg damals das Haupzahlungsmittel? Friesacher Pfennige etwa auch? Weil die Wiener Pfennige kamen doch etwas später soweit ich weiß?

Autor:  otakar [ 19. Feb 2020, 23:36 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Friesacher Pfennig

Hallo willy12,
unter dem Sammelbegriff "Wiener Pfennig" wurden Prägungen der Münzstätten Krems, Wien, Neunkirchen, Fischau, Wr. Neustadt und Enns bezeichnet. Die Prägungen beginnen in Krems unter dem Babenberger Leopold III. (ab ca. 1110/1120). Um 1193/94 (unter Leopold V.) wurde die Münzstätte Wien gegründet und die Prägungen in Krems in der Folge eingestellt.
Eriacensis-Gepräge waren im Bereich des Wiener Pfennigs kaum im Umlauf ("Eriacensis" ist die lateinische Bezeichnung der Münzstätte Friesach).
LG
OTAKAR

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