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Babenberger, Leopold V.
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Autor:  AvP [ 13. Nov 2016, 18:52 ]
Betreff des Beitrags:  Babenberger, Leopold V.

Hallo, liebe MA-Freunde!

Leider finde ich mit der Suchfunktion auf meine Frage keine Antwort. Da ich weder im Besitz eines CNA oder anderer Fachbücher über Österr. Numismatik bin, versuche ich es klarerweise hier. Wozu gibt es denn den otakar und Mitstreiter? ;)

Wieso sind ausgerechnet die Pfennige von Leopold V. so dünn gesät, dem zumindest im letzten Jahr seines Erdenlebens (dank aufmerksamer Erdberger) massenweise Silber zur Verfügung gestanden hatte?
Wenn man endlich einmal einen B 28 oder 29 zu sehen bekommt, hält sich die Begeisterung in Grenzen: bestenfalls sehr schön, wohingegen viele Pfennige von Leopold VI. ein wahrer Augenschmaus sind.


LG
AvP

Autor:  hexaeder [ 14. Nov 2016, 07:33 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Babenberger, Leopold V.

Lieber AvP,
Wiener Pfennige, bis grob gesagt zur Nummer B100, sind generell dünn, bis sehr "gesät". Manche davon sind bis heute auch nur in Einzelstücken aufgetreten. Es gibt da nur wenige Ausnahmen, wie etwa den B73 von Otakar IV aus der Münze Fischau, von den es wirklich Mengen gibt. Das selbe gilt auch für den B23A und der B23B von Heinrich II Jasomirgott (1141-1177), ein sogenannter "Dünnpfennig" aus der Münzstätte Krems, der einst eine sehr gefragte und auch teure Münze war, bis aus einem (oder mehreren?) Hortfund(en) hunderte Stücke aufgetaucht sind! Ich selbst habe 25 Stück dieser beiden Typen in meinem Münzkoffer, die bezügliche der unzähligen Beizeichen trotzdem hochinteressant sind und mit Preisen weit unter € 100,-, auch für jeden leistbar sind. Aber alle anderen Pfennige von Heinrich sind, sofern nicht beschädigt und in gutem Zustand, in einer Preislage, die die meisten Sammler wahrscheinlich nicht mehr bereit sind, dafür zu zahlen.

Die nächsten Zeilen sind aus der Sicht eines Sammler gesehen und basieren nicht auf der strengen Grundlage von numismatischen Erkenntnissen! :book: Die Kremser Pfennige von Leopold V stellen für mich bereits den Übergang zu den typischen Wiener Pfennigen dar, die vergleichsweise häufig, bis sehr häufig auftreten. Sie sind bereits kleiner und nicht mehr so attraktiv, wie die etwas älteren Typen und tragen bereits Motive, die den Stücken der nächsten Generation um 1190 bis 1230 aus den Münzstätten Enns, Krems oder Wien (bis etwa B111 / auch Leopold VI) sehr ähnlich sind. Jene Pfennige von Leopold V sind aber im CNA mit sehr niedrigen Nummern B26 bis B29 angeführt (was das Bild etwas verfälscht) und finden sich sogar noch vor den legendären Pfennigen aus der Münzstätte Neunkirchen, die über eine Zeitspanne vom Anfang bis knapp über die Hälfte des 12. Jahrhunderts reichen.

Besonders vom B26 sind im heurigen Jahr im Internet und auch bei Versteigerungen mehrere Exemplare aufgetaucht, die sich aber preislich sehr in Grenzen gehalten haben. Ein von dir angesprochener B29 war erst vergangene Woche bei der 102. Münzauktion von H.D. Rauch, Wien, zur Versteigerung feilgeboten worden. Hatte das interessante Stück in Händen, aber ich denke, dass sich die Begeisterung aus zwei Gründen in Grenzen gehalten hat. Erstens war die Oberflächenqualität der Münze einfach schlecht und zweitens gab es bei dieser Auktion wirklich andere "Highlights"! ;)

LG,
hexaeder

Autor:  AvP [ 15. Nov 2016, 00:41 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Babenberger, Leopold V.

Herzlichen Dank, lieber hexaeder, für den ausführlichen Kommentar!

Autor:  otakar [ 16. Nov 2016, 01:43 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Babenberger, Leopold V.

Lieber AVP,
die Seltenheit der Pfennige Leopolds V. lässt sich aus dem Verlauf der Geschichte deuten. Ich vermute mehrere Gründe: 1. Der Herzog hatte keine sehr lange Regierungszeit (1177-1194) und war sicher einen Großteil dieser Zeit beim 3. Kreuzzug beschäftigt, der ihm zwar durch die Gefangennahme seines Rivalen König Richard Löwenherz eine gewaltige Menge an Lösegeld (Silber) bescherte, für dessen Vermünzung und Verwertung er jedoch zu früh starb. Er fiel 1194 vom Pferd und brach sich das Bein, was damals meistens ein Sterbegrund war. In kirchlichen Kreisen wurde sein Tod als Strafe für die Geiselnahme eines Kreuzfahrers (Richard Löwenherz) angesehen. Nutznießer des Geldsegens war sein Sohn Leopold VI., der zwar zunächst nur Herzog der Steiermark war (Die Steiermark fiel nach dem Aussterben der Otakare 1192 an Österreich), aber nach dem Tod seines Bruders Friedrich I. das gesamte babenbergische Erbe wieder bei sich vereinigen konnte. Und da begann die Ausprägung der Wiener Pfennige ganz heftig, zumal im letzten Jahrzehnt des 12. Jahrhunderts die Münzstätte von Krems nach Wien verlegt wurde. 2. Die Münzstätten in Neunkirchen (ursprünglich Formbacherisch), Fischau und Enns fielen erst 1192 an die Babenberger . Zwar wurden Neunkirchen und Fischau bald geschlossen, dafür aber Enns ausgebaut und Wiener Neustadt kam als neue Münzstätte dazu. Es gab also ab diesem Zeitpunkt 3 leistungsfähige Münzstätten, zu denen bald noch Graz, Oberzeiring (und zeitweise auch Pettau) kamen. 3. Die dominanten Münzen im 12. Jahrhundert waren die Friesacher Pfennige. Die Kremser und die otakarischen Gepräge spielten eine untergeordnete Rolle. Die Wiener Pfennige konnte erst durch die Glückssträhne der Babgenberger im 13. Jahrhundert zu ihrer großen Blüte reifen; dazu trugen auch die Wiener Hausgenossen mit ihrer Münzpolitik bei.
Nächtliche Grüße!
OTAKAR

Autor:  AvP [ 17. Nov 2016, 11:29 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Babenberger, Leopold V.

Herzlichen Dank, lieber otakar! Genau, Leop. V. war ja längere Zeit in der Levante, und Nutznießer war dann sein Sohn.

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