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Sehr seltene Hoch-MA Pfennige aus "SALZPVRC"- Münzst. Laufen
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Seite 1 von 6

Autor:  hexaeder [ 25. Aug 2016, 19:54 ]
Betreff des Beitrags:  Sehr seltene Hoch-MA Pfennige aus "SALZPVRC"- Münzst. Laufen

Liebe Freunde des mittelalterlichen Münzgepräges,
da in letzter Zeit wieder einige dieser seltenen Pfennige aus mehreren Hortfunden in Südbayern (Oberteisendorf, Petting) aufgetaucht sind und auch in Kürze mehr als ein Dutzend davon versteigert werden, habe ich meinen letzten Beitrag aus dem Thema: "SALZPVRCHER" Gepräge im ausklingenden Frühmittelalter" herausgenommen und diesen neuen Leitfaden damit eröffnet.

Es handelt sich hierbei um Stücke, die in das ausklingende 12. Jahrhundert datiert werden und der zweiten Regierungsperioden von Erzbischof Adalbert III. von Böhmen (1168-1177 und 1183-1200) zugeordnet werden. Im CNA I von Bernhard Koch wurden diese Pfennige noch nicht berücksichtig, würden sich aber im gesetzten Fall, im Bereich A33/A34 finden. Als Münzstätte wird Laufen oder Salzburg genannt.

Es wäre sehr erfreulich, wenn auch andere Mitglieder ihre Münzkoffer lüften würden und ein Foto des einen oder anderen Pfennigs beisteuern könnten.
Sehr interessant wäre auch etwas mehr Hintergrundinformation über die genannten Münzstätten in der damaligen Zeit.

Viel Vergnügen mit diesem Leitfaden,
hexaeder

Autor:  hexaeder [ 25. Aug 2016, 20:10 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Sehr seltene Hochmittelalter-Pfennige aus "SALZPVRC"

Beginnen möchte ich nun mit einem Pfennig, welcher auf der Kopfseite ein seitliches Bischofsbild mit Mitra zeigt, in der linken den Bischofsstab und in der rechten Hand ein Buch.
Zwischen zwei Perlkreisen die Umschrift "+ .S. RO(D?)BERTVS".
Am Revers findet sich ein dreiteiliges Gebäude, in der Mitte eine Kirche (oder Wohngebäude) mit Dach, flankiert von zwei Wehrtürmen mit Zinnen. Der Pfennig trägt die Umschrift "° SALZPVRC".

Von diesem Typ gibt es mit dem selben Portrait die Umschriftvarianten "+.S.RODBERTVS" und "+.S.ROBERTVS". Bei meinen insgesamt fünf Sammlungstücken trägt die Rückseite bei vier Exemplaren den Schriftzug "+SALZPVRC" oder "°SALZPVRC" und einmal keine. Jedes Exemplar zeigt aber deutlich veränderte dreiteilige Gebäudevarianten! Die weiteren Münzen werde ich in den kommenden Tagen vorstellen.

Die Gebäudeform jener abgebildeten Silbermünze erinnert bereits ein wenig an die Pfennige Ca10 und Ca11, die vom Nachfolger Eberhard II. von Regensberg (1200-1246), ebenfalls Erzbischof von Salzburg, bereits in Friesach geprägt worden sind.

Jener von mir gezeigte Pfennig von Erzbischof Adalbert III. von Böhmen (1168-1177 und 1183-1200), wird der Münzstätte Laufen zugeordnet.

Durchmesser: 19 mm
Gewicht: 0,92g

hexaeder

Dateianhänge:
0206-unediert-Adalbert-III-von-Böhmen-1168-1177-und-1183-1200-AV.jpg
0206-unediert-Adalbert-III-von-Böhmen-1168-1177-und-1183-1200-AV.jpg [ 116.88 KiB | 22240-mal betrachtet ]
0206-unediert-Adalbert-III-von-Böhmen-1168-1177-und-1183-1200-RV.jpg
0206-unediert-Adalbert-III-von-Böhmen-1168-1177-und-1183-1200-RV.jpg [ 116.24 KiB | 22240-mal betrachtet ]

Autor:  hexaeder [ 26. Aug 2016, 05:57 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Sehr seltene Hochmittelalter-Pfennige aus "SALZPURC"

Das nächste Stück zeigt auf der Vorderseite ebenfalls das seitliche Bild eines Geistlichen mit Mitra von links, mit Buch und Bischofsstab.
Die Umschrift lautet "+.S.ROBERTVS".
Die Rückseite zeigt eine Zinnenmauer mit Torbogen. Darüber ein dreiteiliges Gebäude. In der Mitte ein Gebäude mit Dach, darüber aber diesmal ein Zinnenturm, beiderseits flankiert mit zwei weiteren Wehrtürmen.
Bei der Umschrift dürfte dem Stempelschneider allerdings ein Fehler passiert sein, denn die lautet "SALLZP(oder B)RVC" statt wie auf den anderen Münzen üblich "+SALZPVRC". Da es aber mit der allgemeinen Bildung im Salzburg des späten 12. Jahrhunderts sicherlich nicht zum Besten stand, wäre dieser Schreibfehler damals aller Voraussicht nach nur dem Bischof selbst bzw. seinen Schreiberlingen, vielleicht aufgefallen? ;)

Durchmesser 19,5mm, Gewicht: 0,89g

Leider sind diese Münze sehr schwer zu fotografieren. Die Prägung ist auf den Originalen wesentlich detailreicher erkennbar, als auf den Bildern.

hexaeder

Dateianhänge:
0210-unediert-Adalbert-III-von-Böhmen-1168-1177-und-1183-1200-AV.jpg
0210-unediert-Adalbert-III-von-Böhmen-1168-1177-und-1183-1200-AV.jpg [ 111.16 KiB | 22224-mal betrachtet ]
0210-unediert-Adalbert-III-von-Böhmen-1168-1177-und-1183-1200-RV.jpg
0210-unediert-Adalbert-III-von-Böhmen-1168-1177-und-1183-1200-RV.jpg [ 109.71 KiB | 22224-mal betrachtet ]

Autor:  hexaeder [ 26. Aug 2016, 12:09 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Sehr seltene Hochmittelalter-Pfennige aus "SALZPURC"

Passend zur vorher gezeigten Silbermünze hätte ich da noch einen weiteren sehr interessanten Pfennig, auf welchem die Vorderseite ebenfalls das seitliche Bild eines Geistlichen mit Mitra von links zeigt, mit Buch und Bischofsstab. Der Unterschied besteht darin, dass es bei diesem Stück keine (RO(D)BERTVS) Umschrift zwischen den Perlkreisen gibt. Außerdem findet sich über dem Buch ein achtzackiges Beizeichen.
Die Rückseite zeigt den (diesmal, wie üblich geschriebenen) Schriftzug "+SALZ°PVRC". Im Zentrum der Münze findet sich das selbe Bild (nicht der selbe Stempel, aber trotzdem ein sehr ähnliches Bild), eine mit Zinnen versehene Mauer mit Torbogen und darüber ein dreiteiliges Wehrgebäude. In der Mitte ein Gebäude mit Dach, darüber wiederum der Turm mit Zinnen, beiderseits flankiert mit zwei weiteren Wehrtürmen.

Vielleicht handelt es sich bei diesem Stück um eine Stempelkoppelung?

Durchmesser: 19 mm
Gewicht: 0,70 g

hexaeder

Dateianhänge:
0209-unediert-Adalbert-III-von-Böhmen-1168-1177-und-1183-1200-AV.jpg
0209-unediert-Adalbert-III-von-Böhmen-1168-1177-und-1183-1200-AV.jpg [ 112.18 KiB | 22213-mal betrachtet ]
0209-unediert-Adalbert-III-von-Böhmen-1168-1177-und-1183-1200-RV.jpg
0209-unediert-Adalbert-III-von-Böhmen-1168-1177-und-1183-1200-RV.jpg [ 120.67 KiB | 22213-mal betrachtet ]

Autor:  Jetonicus [ 26. Aug 2016, 20:07 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Sehr seltene Hochmittelalter-Pfennige aus "SALZPVRC"

Die Funde von Oberteisendorf und Fraham wurden zum (größten?) Teil erfaßt und sind bis auf ein paar (viele?) Stücke in Museumsbesitz.
Exemplare wie dieses stammen aus einem zerstreuten Fund, sie werden seit einigen Jahren angeboten, jetzt auch bei Auktion Künker.
0,86 g, leider ist die Rs flau - aber was solls?

Dateianhänge:
Dateikommentar: Salzburg - Laufen Av. 0,86 g
IMGX_4552.jpg
IMGX_4552.jpg [ 117.65 KiB | 22187-mal betrachtet ]
Dateikommentar: Salzburg- Laufen Rv. 0,86 g
IMGX_4553.jpg
IMGX_4553.jpg [ 110.57 KiB | 22187-mal betrachtet ]

Autor:  Jetonicus [ 26. Aug 2016, 20:41 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Sehr seltene Hochmittelalter-Pfennige aus "SALZPVRC"

Wieder eines aus den verstreuten Fund.
Besonders nett ist der Bischof mit dem Krummstab - ob es sich um ein Portrait handelt - und wenn ja, von wem?
Oder ist der Pfennig aus Passau?
0,81 g

Dateianhänge:
Dateikommentar: Salzburg - Laufen Av. 0,81 g
IMGX_4171.jpg
IMGX_4171.jpg [ 109.52 KiB | 22184-mal betrachtet ]
Dateikommentar: Salzburg - Laufen Rv. 0,81 g
IMGX_4175.jpg
IMGX_4175.jpg [ 95.43 KiB | 22184-mal betrachtet ]

Autor:  hexaeder [ 27. Aug 2016, 06:11 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Sehr seltene Hochmittelalter-Pfennige aus "SALZPVRC"

Jetonicus,

das Gebäude auf dem Revers deines zweiten gezeigten Pfennigs (Bild: IMGX_4175.jpg) hat schon große Ähnlichkeit mit dem Revers meiner zuletzt gezeigten Münze (Foto: 0209 ....-RV).
Es dürfte zu mindestens noch ein zwei weitere Funde mit derartigen Pfennigen gegeben haben, bei denen der Hauptanteil aus Münzbelegen des heutigen Bayern stammt, aber es fanden sich darinnen auch Stücke mit Bezug zu Salzburg/Laufen. Diese wurden ebenfalls wissenschaftlich erfasst, aber von den Museen anscheinend nicht erworben. Leider habe ich keinen Zugriff auf die wissenschaftlichen Arbeiten, die es demnach auch zu all diesen Funden geben soll? Deshalb muss sich hier der Hobby-Numismatiker auf die Beschreibungen der renommierten Versteigerungshäuser, wie Lanz, Künker, Rauch, Meister & Sonntag, ... verlassen, die anscheinend mehr wissen? Manchmal wird sich in den Beschreibungen auf "Hirsch/Hylla" berufen? Bei den Exemplaren mit Umschriften fällt eine Zuordnung leichter, bei "SALZPVRC" ist zu mindestens der Ortsbezug eindeutig geklärt.
Durch eine drohende und fragwürdige Gesetzesverschärfung in Deutschland, die wie ein Damoklesschwert über den Köpfen der privaten Sammler hängt, kommen natürlich jetzt verstärkt auch derartige Stücke noch schnell in den Handel.

hexaeder

Autor:  hexaeder [ 27. Aug 2016, 09:19 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Sehr seltene Hochmittelalter-Pfennige aus "SALZPVRC"

Der folgende Pfennig passt sehr gut zu dem zweiten Stück, welches von Jetonicus hier gezeigt wurde.

Am Avers befindet sich wiederum das seitliche Abbild eines Geistlichen mit Mitra von links, mit Buch und Bischofsstab.
Die Umschrift lautet diesmal +.S.ROBERTVS, ohne einem "D" zwischen den Buchstaben O und B.
Auf dem Revers ist wiederum ein sehr aufwändig gestaltetes dreiteiliges und mit Zinnen versehenes Wehrgebäude zu beobachten. Bei diesem Stück fehlt allerdings die Umschrift "SALZPURC" zwischen den Perlkreisen. Auch der auf dem Foto zu sehende Strich unter dem Torbogen ist kein Teil von einem "Z".

In den nächsten Tagen folgen noch zwei weitere unterschiedliche Pfennige mit dem Schriftzug "SALZPVRC" am Revers, bei welchen als Abbildung nur mehr Wehrtürme ohne Gebäude zu sehen sind.

hexaeder

Dateianhänge:
0202-unediert-Adalbert-III-von-Böhmen-1168-1177-und-1183-1200-AV.jpg
0202-unediert-Adalbert-III-von-Böhmen-1168-1177-und-1183-1200-AV.jpg [ 112.99 KiB | 22166-mal betrachtet ]
0202-unediert-Adalbert-III-von-Böhmen-1168-1177-und-1183-1200-RV.jpg
0202-unediert-Adalbert-III-von-Böhmen-1168-1177-und-1183-1200-RV.jpg [ 117.64 KiB | 22166-mal betrachtet ]

Autor:  hexaeder [ 27. Aug 2016, 11:43 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Sehr seltene Hochmittelalter-Pfennige aus "SALZPVRC"

Beim Vergleich im CNA ist mir gerade aufgefallen, dass KOCH bei den Belegen aus der Prägestätte Laufen A33 und A34, die Gebäudeseite als Vorderseite und jene mit dem Bild des Geistlichen als Revers beschreibt. :?: Werde mich bei der Beschreibung der nächsten Münzen auch nicht mehr festlegen.

Mit den Umschriften +.S.RODBERTVS und +.S.ROBERTVS dürfte aller Voraussicht nach der Heilige Rupert, erster Bischof von Salzburg (696–716/18) und auch Schutzpatron des Landes, gemeint sein.
Für dessen Namen gibt es viele Schreibweisen, wie Hruodpert, Hrodperht, Hrodpreht, Roudbertus, Rudbertus, Rupert, Ruprecht, Rupertus, Robert,.... und so wie es aussieht auch Rodbertus und Robertus.

hexaeder

Autor:  hexaeder [ 30. Aug 2016, 12:31 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Sehr seltene Hochmittelalter-Pfennige aus "SALZPVRC"

Leider sind gerade bei diesen Pfennigen A33 und A35 im CNA (Tafel 13) die Fotos besonders schlecht und für eine Zuordnung praktisch "wenig" geeignet. Diese Pfennige sind zwar in Händen gehalten deutlich ausgeprägt, lassen sich aber (wahrscheinlich aufgrund eines weislichen Oberflächenbelages über dem Silber) schwer fotografieren.
Laut der CNA-Beschreibung könnte es aber durchaus möglich sein, dass es sich bei den beiden Typen um jene Pfennige ohne Umschrift handelt, die hier noch am Ende dieses Beitrages folgen werden, bzw. schon von Jetonicus gezeigt wurden?
Koch beschreibt die Stücke aus dem Fund von Petting (Landkreis Traunstein).

Der weitere bekannte Fund stammt aus Oberteisendorf, dass zwar im Landkreis Berchtesgadener Land liegt, aber praktisch die Nachbargemeinde von Petting ist! Beide Gemeinden befinden sich nur knapp über 20 (heutige) Straßenkilometer (die alten Wege waren viel direkter) nordwestlich der Stadt Salzburg und sind 10 Straßenkilometer (rund 7 km Luftlinie) voneinander entfernt.

A35 im CNA, als Münzstätte Salzburg (um 1200) beschrieben, zeigt zwar ein anderes Gebäudebild, aber die (von Koch als Rückseite bezeichnete Münzseite mit "thronendem Bischof") trägt die Umschrift SCS°R(VO)D//RTVS. Hier wären wir wieder bei den zuletzt gezeigten Pfennigen mit .S.RO(D)BERTVS Umschriften. Ein Hinweis auf den Heiligen Rupertus und seine zahlreichen Schreibweisen. Vielleicht ist es auch kein Portrait des Fürstbischofs, sondern ein Abbild des Landespatrons, der auch auf vielen alten Abbildungen, schon mit dem Bischofstab in der linken Hand und rechts ein Buch (und/oder Salzfass) dargestellt ist?

hexaeder

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