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BeitragVerfasst: 5. Jul 2016, 17:00 
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Hofrat
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Liebe Freunde des mittelalterlichen Münzgepräges,
die Post hat mir heute einen sehr schönen Silberpfennig der Kategorie Erzbischöfe von Salzburg, aus der Münzstätte Friesach gebracht. Es handelt sich dabei um einen Ca55, von Rudolf von Hohenegg (heute Hoheneck) (11.03.1285 - + 03.08.1290).
Die Münze zeigt einen grünspanigen Fundbelag, der möglicher Weise auf einen Hortfund schließen lässt. Da die Reinigung dieses Belages aber keine großen Schwierigkeiten darstellen würde, habe ich die Münze trotzdem erworben. Vor der Reinigung habe ich den Pfennig mit dem Stereomikroskop auf seine Echtheit überprüft und habe nicht schlecht gestaunt, als ich bemerkt habe, dass es sich bei dem grünen Fundbelag, um eine interessante Malachit-Patina handelt, die ebenfalls schöne konzentrische Kreise, mit deutlichem Farbunterschied erkennen lässt, gleich einer geschnittenen und polierten Malachitplatte.
Habe euch eine Foto der Münze, zwei Bilder mit verschiedenen Vergrößerungsstufen und als letztes Foto noch ein Bild einer polierten russischen Malachitplatte (aus der Sammlung Thomas Weiland, Wien), als Vergleich hochgeladen.
In diesem speziellen Fall, werde ich den Grünspan keinesfalls vom Silberpfennig entfernen.
Der Pfennig hat einen Durchmesser von 17 mm und ein Gewicht von 0,46g. Laut Koch (CNA) wiegt ein Pfennig (Dm.:17-18 mm) mit selben Prägebild, aus dem Fund Sachsenfeld, Wierstein, 0,569g. Mein Exemplar dürfte, bei rund 20% weniger Gewicht, bereits einiges am beigemengten Kupfer, wieder an die Umgebung abgegeben haben.
hexaeder


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BeitragVerfasst: 6. Jul 2016, 10:51 
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Hallo hexaeder!

Vielen Dank für das schöne Beispiel und die aussagekräftigen Bilder.
Habe ich in dieser Form noch nicht gesehen.

Schön, wenn sich bei einem Objekt zwei unterschiedliche Hobbies auf wunderbare Weise verbinden. ;)

Viele Grüße
Harald

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BeitragVerfasst: 6. Jul 2016, 11:03 
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... und wunderbare Bilder!

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BeitragVerfasst: 6. Jul 2016, 16:57 
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Und reinigst du jetzt noch oder läßt du den Malachitbelag dran? Grüße, KarlAntonMartini


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BeitragVerfasst: 7. Jul 2016, 06:29 
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harald,
so etwas ist mir in dieser Form zuvor auch noch nicht aufgefallen! :shock:

payler,
fotografiere beruflich für mineralogische Fachmagazine. Schade, dass ich kein 105 mm Makro-Objektiv zur Verfügung habe, denn sonst würde der kleine grüne Fleck richtig gut aussehen.

KarlAntonMartini,
wie bereits oben im Text (ok, war viel Text ;) ) erwähnt:
Zitat:
In diesem speziellen Fall, werde ich den Grünspan keinesfalls vom Silberpfennig entfernen.


Am liebsten sind mir jene Silbermünzen, die eine langjährige dunkelgraue Patina aufweisen. Diese entsteht im Regelfall sehr langsam dadurch, wenn die Münzoberfläche, beeinflusst durch den geringen Schwefelgehalt der Luft, in Verbindung mit Sauerstoff reagiert und sich in das Silbersulfid (Silber-Schwefel-Verbindung) Akanthit [Ag2S] umwandelt.

Diverse Kupferoxidationsprodukte (wie Malachit, Chrysokoll,...), häufig (nicht fachlich) auch als Grünspan bezeichnet, sind auf Silbermünzen allerdings zumeist eher ein Störfaktor, welcher allgemein den Blick auf die Münze "unruhig" macht. Deshalb versuche ich diese Beläge meistens zu entfernen, ohne aber dabei die gewünschte dunkelgraue Patina zu beeinträchtigen.
Wenn ich Münzen käuflich erwerbe, dann nehme ich aber nur perfekte Stücke, die so sind, wie ich sie gerne habe.
Bei eigenen Fundstücken kann man sich den Zustand der Münzen aber leider nicht aussuchen und eine Reinigung ist oftmals dringend vonnöten.

Aber keine Angst, die Patina dieses Pfennigs bleibt, zu mindestens so lange er in meinem Besitz ist, erhalten. Es wäre beinahe ein Sakrileg :o , diesen grünen Fleck, mit den schönen konzentrischen Kreisen, zu entfernen!

hexaeder

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BeitragVerfasst: 7. Jul 2016, 08:30 
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Doktor

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Hochinteressanter Thread und wunderschönes Stück lieber Hexaeder!

Tja, da haben wir noch ein Hobby gemeinsam, bevor ich begann mich für Geschichte im Boden zu interessieren beschäftigte ich mich lange Zeit mit Edelsteinmineralien.

Eine Frage zur Silberpatina (Akanthit)

In den letzten Jahrzehnten hat die Zahl verschiedener verwendeter Spritzmittel in den Weingärten sprunghaft zugenommen. Auch die Intervalle, in denen diese Mitteln ausgebracht werden, werden zunehmend kürzer. Viele dieser Mittel sind wässrige Schwefelverbindungen und ich habe aufgrund mancher Fundmünzen den Verdacht, dass dies einen grösseren Einfluss auf die Patina hat als der Luftschwefel allein.

Sind dir neben Akanthit als Bestandteil der Patina weitere Silber-Schwefel Verbindungen aufgefallen, die sich dadurch bilden könnten? Manche Fundmünzen lassen sich überhaupt nicht reinigen, es scheint irgendein sehr stabiler Panzer draufzulegen.


Gruss,

Kremser


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BeitragVerfasst: 7. Jul 2016, 11:32 
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Lieber Kremser,
Es sind zwar über 60 verschiedene Silbermineralien bekannt, aber soweit ich informiert bin, besteht die sogenannte Patina auf Silbermünzen, nur aus den beiden Silbersulfiden (auch als Sulfosalze bezeichnet) Akanthit (und Argentit). Beide haben die identische chemische Formel Ag2S und unterscheiden sich lediglich durch das Kristallsystem. Argentit kristallisiert kubisch und wandelt sich bei Abkühlung in den monoklinen Akanthit um. Da es sich bei Argentit aber um ein nicht anerkanntes Mineral handelt und hauptsächlich sogenannte „Pseudomorphosen von Akanthit nach Argentit“ vorliegen, kann man davon ausgehen, dass es sich bei der Patina um Akanthit handelt.
Diese Patina ist bei unsachgemäßer Reinigung mit handelsübliche Polituren :cry: oder schonender mit Ascorbinsäure, jederzeit leicht und rasch entfernbar. Bei Silberbesteck zumeist ein notwendiges Übel, bei alten Sammlungsmünzen aber eher nicht empfehlenswert. Nicht fachgemäß blank polierte Münzen oder auch die meisten frischen Fundstücke, haben oftmals keine Patina. Es dauert dann viele Jahre bis sie (auf natürlichem Wege) wieder schön dunkel werden. Natürlich gibt es hierzu heutzutage auch bereits einige Tricks, wie man innerhalb einer Sekunde oder bei "relativ" natürlicher Anwendung, innerhalb von einigen Tagen, eine Patina auf die Münze zaubern kann. Fachleute erkennen aber den Unterschied!
Da ich selbst beim "Sammeln von Pilzen oder Wiesenblumen" ;) nicht selten über Silbermünzen stolpere, kenne ich dein Problem. In unserer leistungsorientierten Zeit, werden Wälder mit sogenannten "Harvestern" regelrecht abgeerntet, eine Kuh sollte am besten schon nach 3 Wochen schlachtreif sein und Felder am besten 3 x jährlich abgeerntet werden können. Dazu gibt es mengenweise chemische Hämmer, die in den Boden und die Umwelt dringen und was die Chemie nicht schafft, dass zerstören dann die überdimensionalen Maschinen! Bodenhechsler mit 8 m Breite donnern über Äcker, unter denen sich römische Villen befinden und schreddern Münzen, Fibeln und Artefakte, ....... :x :o :evil:

Reinigung ist leider auch immer wieder ein Versuchen. Neue Objekte erfordern oftmals auch abgeänderte Methoden. Es gibt keine Patentrezepte, die überall gute Ergebnisse erzielen. Aber aus Erfahrung weis ich, was nicht leicht abgeht, hat zumeist leider auch großen Schaden am Objekt angerichtet!

hexaeder

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