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"SALZPVRCHER" Fernhandelsdenare im ausklingenden Früh-MA https://numismatik-cafe.at/viewtopic.php?f=38&t=6248 |
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Autor: | hexaeder [ 12. Aug 2016, 10:05 ] | ||
Betreff des Beitrags: | Re: "SALZPVRCHER" Gepräge im ausklingenden Frühmittelalter | ||
Lieber Jetonicus, da ich beruflich im Moment sehr viel mit geschönten, teilweise gefälschten Objekten oder absoluten Fakes zu tun habe, bin ich in letzter Zeit eher skeptisch geworden. Gut, Falschmünzen gibt es so lange, wie es Münzen gibt, aber gerade jene Tatsache, dass die meisten Funde dieser "Fernhandelsdenare" aus dem heutigen Polen stammen, lässt mich hier sehr vorsichtig sein! Derartige Stücke werden auch oft von polnischen Versteigerungsplattformen angeboten. Da diese Münzen allerdings, je nach Zustand, von einigen hundert und bei seltenen Stücken bis zu weit über tausend Euro erreichen, würde sich natürlich eine "Nachahmung" durchaus rentieren. Habe zusätzlich zu deinem Stück noch ein weiteres stempelgleiches Stück in einem alten Online-Versteigerungskatalog finden können und bin jetzt wieder von der Echtheit der Münzen überzeugt! Habe unten ein Vergleichsfoto aller vier Münzen eingefügt. Danke dir für deine Einschätzung, hexaeder
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Autor: | hexaeder [ 12. Aug 2016, 11:22 ] | |||
Betreff des Beitrags: | Re: "SALZPVRCHER" Gepräge im ausklingenden Frühmittelalter | |||
Lieber Jetonicus, Zitat: Hier ein "jüngerer" Salzburger Pfennig, Mzst. Laufen. Ein sehr seltenes Stück, zu dem ich dir wirklich gratulieren möchte! Diese Pfennige sind nicht gerade einfach zu bekommen. Zu gerne hätte ich auch ein Stück mit der Umschrift "SALZBVRC" (mit den 3 Zinnentürmen und der Umschrift auf der Turmseite) oder wie deines, mit der retrograden "SALZBVRCH" Umschrift (auf der Bischofseite). Ab und zu werden derartige Stück, wenn auch nicht gerade zu "Schnäppchen-Preisen", angeboten. Gehandelt werden sie unter "Adalbert III. von Böhmen, 1168-1177 und 1183-1200". Im CNA sollten sie etwa im Bereich A32 bis A34 zu finden sein, wenn sie publiziert wären. Habe in meinem bescheidenen Münzkoffer auch ein Stück, dieser "jüngeren Salzburger", von Mitte bis Ende des 12. Jahrhunderts, welches auf dem Revers die Hand Gottes als Motiv trägt. Dieses Motiv wurde auch schon bei den berühmten Neunkirchner Pfennigen, von den Äbten des Benediktinerklosters Formbach (Werinto 1108-1127 und Dietrich 1127 bis etwa 1140) rund 50 Jahre zuvor mehrfach verwendet. Im 13. Jahrhundert fand sich das Motiv auch bei den sogenannten Hand-Hellern aus Schwäbisch-Hall, die aber im Vergleich zu den zuvor erwähnten Raritäten, sehr zahlreich vorhanden sind. Mein "jüngerer Salzburger" dürfte möglicher Weise auch aus den Hortfunden von Petting/Oberteissendorf stammen. Als Münzstätte wurde bei Vergleichsstücken von Versteigerungshäusern ebenfalls Salzburg oder Laufen angegeben. LG, hexaeder
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Autor: | Jetonicus [ 12. Aug 2016, 12:04 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: "SALZPVRCHER" Gepräge im ausklingenden Frühmittelalter |
Lieber hexaeder, vor kurzem habe ich mit Prof. Hahn über die frühen Regensburger gesprochen (er ist wahrhaft unermüdlich damit beschäftigt!) und habe ihn gefragt, ob ihm zeitgenössische Fälschungen (aus Kupfer...)(keine Beischläge!) bekannt wären. Er war erstaunt über die Frage und hat dann - selbst verwundert - gemeint, es wären ihm keine bekannt! Beischläge (aus gutem oder schwächerem Silber) gibt es aus Böhmen, Polen usw., man erkennt sie an total anderen oder verwilderten Umschriften und daß sie sich nicht in einem Stempelgraph einbauen lassen (sie sind quasi "Außenseiter"). Hahn verfolgt ja alle Auktionen usw. und hat eine Fotokartei aller bekannten (mehrere tausend!) Regensburger angelegt. Aber moderne Fälschungen wären ihm noch nicht untergekommen. Moderne Fälschungen wären ja auch für den Fälscher ein Problem: die paar Interessierte dürften doch mit der Literatur vertraut sein und nicht gleich blind drauflos kaufen, und die Nichtinteressierten - sind eben nicht interessiert. Übrigens sind die Münzen mancher östlicher Findlinge wenig attraktiv: manche sind verbogen und rissig, denn man hat die Pfennige eingerollt und nun bekommen sie beim Entrollen Risse und Ausbrüche - welcher moderne Fälscher würde seine Produkte so verunstalten? Alles in Allem: Nur Mut - und Vorsicht! Jetonicus |
Autor: | Jetonicus [ 13. Aug 2016, 20:23 ] | |||
Betreff des Beitrags: | Re: "SALZPVRCHER" Gepräge im ausklingenden Frühmittelalter | |||
Lieber hexaeder, 1985 kam der 2. Salzburger Denar in meine Sammlung: MR 89a2.2/IVB König Heinrich II. 1002 - 1009 1,31 g HENRICVS verballhornt SCIVODPTVS (das P mit Querstrich ist eine Ligatur und bedeutet Per) = SCT RVODPerTUS (liegendes S) Die Heiligen Virgilius und Rupertus sind für Salzburg zuständig... Ich hatte damals noch keine Literatur und konnte mit der Umschrift nichts anfangen: was heißt DVODOTVS ??? Nun liegt dieser Pfennig auch schon ... wieviele ? Jahre in meiner Sammlung... LG Jetonicus
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Autor: | hexaeder [ 14. Aug 2016, 14:18 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: "SALZPVRCHER" Gepräge im ausklingenden Frühmittelalter |
Lieber Jetonicus, ohne den Moneta Radasponensis von Prof. Hahn ist bei jenem, von dir zuletzt gezeigten Fernhandelsdenar, für den Hobbysammler, ohne numismatischer Ausbildung, eindeutig "Schluss mit lustig"! Das ist ein sehr komplexes Thema, mit dem sich Prof. Hahn nun schon seit über 40 Jahren beschäftigt, wenn man bedenkt, dass das Schriftwerk bereits 1976 herausgekommen ist und er sich, wie du in einer vorherigen Mitteilung erwähnt hast, noch heute alle Daten aus Auktionen sammelt und abspeichert. Ich für meinen Teil, habe bisher nur mit "eindeutigen Salzburgern" geliebäugelt, bei welchen HARTVVICUS, SALZPVRC(H), RVODBERTVS, T(H)IETMARVS, usw. eindeutig zu lesen war. Habe jetzt aber ein günstiges Exemplar vom MR entdeckt, dass ich mir zulegen werde. LG, hexaeder |
Autor: | Jetonicus [ 7. Sep 2016, 20:26 ] | |||||
Betreff des Beitrags: | Re: "SALZPVRCHER" Gepräge im ausklingenden Frühmittelalter | |||||
Lieber Hexaeder, der sog. Dreiturmpfennig (mit der Hand) kam in Oberteisendorf in 466 Exemplaren vor mit ca. 20 Vorder- und 20 Rückseiten-Varianten vor ("alle Exemplare sind gut erhalten"). Aber es sind nicht alle im Museum gelandet und anscheinend hat auch der Fund von Berchtesgaden welche enthalten (möglicherweise auch Dein Stück). Das abgeb. Stück ist nach NZ, Fund von Oberteisendorf Nr. 18 und hat 0,77 g. Das Bruchstück dürfte Nr. 17/18 sein. Hat ein schlimmes Schicksal gehabt... LG Jetonicus
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