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Ennser Pfennig CNA B146
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Autor:  hexaeder [ 15. Okt 2015, 19:26 ]
Betreff des Beitrags:  Ennser Pfennig CNA B146

Bei diesem Mittelalterpfennig CNA B146 handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine zeitgenössische Fälschung oder einen Schinderling mit sehr hohem Kupfergehalt! Das Prägebild stammt aus der Zeit des Österreichischen Interregnums/Reichsverwaltung (1236-1239 / 1246-1251), bei der Münzprägestätte sollte es sich um Enns handeln.
VS: Gekrönter Reiter n.r. mit geschultertem Schwert
RS: Hirsch n.r. zurückblickend
Der Pfennig hat einen Durchmesser von 14 mm und ein Gewicht von nur 0,55g! Es hat den Anschein, als wäre der Kern aus Kupfer und das wenige Silber durch "Weißkochen" nur in der äußeren Schicht.
Kennt jemand von euch derartige Schinderlinge auch aus der Zeit der Reichsverwaltung? :book: Bei Koch im CNA1 konnte ich nichts darüber finden.
Hätte jemand von euch vergleichsweise ein Foto von einem originalen B146 Silber-Pfennig?

Dateianhänge:
VS.-CNA-B146-zeitgen.jpg
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RS.-CNA-B146-zeitgen.jpg
RS.-CNA-B146-zeitgen.jpg [ 52.71 KiB | 9129-mal betrachtet ]

Autor:  otakar [ 15. Okt 2015, 20:41 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Ennser Pfennig CNA B146

Mit einem Foto des B146 kann ich Dir schon aushelfen.
Dateianhang:
CNA B146 Enns Reichsverw. Gekr. Reiter m.jpg
CNA B146 Enns Reichsverw. Gekr. Reiter m.jpg [ 78.77 KiB | 9121-mal betrachtet ]

Schöne Grüße!
OTAKAR

Autor:  hexaeder [ 16. Okt 2015, 06:23 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Ennser Pfennig CNA B146

Danke OTAKAR!
Da die Ennser Pfennige zu deinen Lieblingsthemen gehören, habe ich gehofft, dass du vielleicht auch etwas über diesen Schinderling (oder doch zeitgenössische Fälschung) sagen kannst. Rund 200 Jahre später, im 15. Jhdt. wurden Schinderlinge von Albrecht VI auch in Enns geprägt, aber Mitte des 13. Jhdt´s? :book:
Schöne Grüße,
HEXAEDER

Autor:  otakar [ 17. Okt 2015, 16:26 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Ennser Pfennig CNA B146

Lieber Hexaeder,
da bringst Du 2 Dinge durcheinander. Münzfälschungen hat es zu allen Zeiten gegeben, wobei die Münzherren wohl selbst die größten Münzfälscher waren, indem sie dem Volk ständig schlechtere Münzen (= Ware) unterjubelten. Der Begriff "Schinderling" entstand erst im 15. Jahrhundert, als in der Zeit von 1457 - 1460 Kaiser Friedrich III. wegen seiner Erbstreitigkeiten unter enormen finanziellen Druck kam und reguläre Pfennige fast ohne Silber prägen ließ. Diese Pfennige nannte man dann Schinderlinge. Sie wurden vom Volk nicht akzeptiert und manche Typen sind daher auch in Schatzfunden (die fast silberlosen Münzen wurden zur Schatzbildung nicht verwendet) relativ selten anzutreffen. Erst durch die Einführung der Pfennige mit dem Kreuzschild (Wiener Hausgenossen - WHT, WHL) 1460 konnte die Währung einigermaßen stabilisiert werden. Das Vertrauen in die Geldpolitik war aber für längere Zeit untergraben.
Zusammenfassend: Schinderlinge sind keine Fälschungen sondern reguläres - wenn auch schlechtes - Geld.
Schöne Grüße!
OTAKAR

Autor:  hexaeder [ 19. Okt 2015, 12:14 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Ennser Pfennig CNA B146

Lieber OTAKAR,
danke für die Aufklärung. Dachte, dass generell alle minderwertigen Pfennige des Spät-MA, welche "offiziell" geprägt wurden, als sogenannte Schinderlinge bezeichnet werden. Das diese Bezeichnung nur für den kurzen Zeitraum zwischen 1457 bis 1460 verwendet wird, war mir nicht bekannt. Es freut mich aber trotzdem, denn mit diesem Wissen ist es mir nun möglich, die kürzlich gefundene Barschaft aus 23 Schinderlingen von Typ Fa38 und Fa61 und 2 Silberpfennige Fa38 relativ genau zeitlich einordnen zu können.
Wie du richtig beigefügt hast, konnte die Währung 1460 durch die Einführung von den Pfennigen mit Kreuzschild "einigermaßen" stabilisiert werden, denn auch aus dieser Zeit sind weiterhin Fälschungen bekannt. Konnte vergangenes Jahr in südöstlichen Raum vor Wien eine Fälschung des Fa13 (WHT -Teschler) entdecken, die aufgrund eines exakten Prägebildes, meiner Meinung nach von der offiziellen Münzprägestätte hergestellt worden sein könnte! Auf dem Vergleichsfoto habe ich leider als Gegenstück der "echten Silbermünze" einen Fa14 (WHL - von Valentin Liphart) erwischt, der sich aber nur geringfügig vom Fa13 unterscheidet. Das habe ich aber erst am fertigen und zum Webformat verkleinerten Foto gesehen.
Wäre interessant, deinen originalen B146 mit meiner B146-Fälschung zu vergleichen, um zu sehen, wie weit das Prägebild des Originales mit jenem der Fälschung übereinstimmt. Vielleicht wurde auch hier offiziell, beauftragt durch die Ministerialen der Reichsverwaltung, von der Münzstätte Enns gefälscht?
Herzliche Grüße,
Hexaeder

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