Wie bereits erwähnt, begann das
Königreich Sizilien erst mit Roger II. Trotzdem hatte sich bereits seine Verwandtschaft auf den Goldmünzen nach islamischer Sitte nebst anderen blumigen Titeln mit dem Titel المالك al-malik (König) geschmückt. Natürlich durfte der eigentliche Titel (Graf oder Herzog) nicht fehlen. Noch schwieriger aber als diese im arabischen Raum unbekannten Wörter war für die moslemischen Stempelschneider die Transliteration der normannischen Namen gewesen. Da der Vokal "o" im Arabischen nicht vorkommt, musste man auf "u" ausweichen. Siehe "Coca Cola" und "KuKa Kula"
An dieser Stelle soll auch erwähnt werden, dass die Normannen in Süditalien eine hochentwickelte Kultur vorfanden, wie sie es weder aus Norditalien noch aus anderen Ländern kannten. Daher hatten sie auch keinerlei Probleme damit, sich zu einem gewissen Grad in die islamische Kultur zu integrieren, wie es später auch Friedrich II. tat, der sich im nördlichen Röm. Reich stets wie ein Fremder vorkam.
Die meisten normannischen Herrscher wie auch Friedrich II. waren bei den Muselmanen sehr beliebt, da ihnen neben anderen Zugeständnissen freie Religionsausübung und Rechtsprechung zugesagt wurde. Dafür hatten sie auch eine Schutzsteuer zu entrichten, wie sie gleichsam von den islamischen Herrschern von Juden und Christen verlangt wurde (Dhimmi-Steuer).
Da es sich beim Königreich Sizilien um einen Schmelztiegel der Kulturen handelte - hier trafen byzantinische, islamische Kultur und abendländisches Rittertum aufeinander -, wurden die Münzen häufig bilingual (arabische und lateinische Schrift) gestaltet. Der Einfluss des byzantinischen Reiches zeigt sich in typischen Motiven und griechischen Schriftzeichen.
Und nun die wichtigsten Transliterationen und altbekannten (islamischen) Titel, die von den Hautevilles übernommen worden waren:
الدوقة (ad-duqah) Der Herzog (Duke)
القومس (al-qumis) Der Graf (Count)
المالك (al-malik) Der König
السلطان (as-sultan) Der Sultan
المعتز بالله (al-mu'tazz bi-allah) Der Glanzvolle durch Gott
المقتدر (al-muqtadir) Der Starke
المعظم (al-mu'azzam) Der Hochgeachtete
ابارت (Ubart) Robert
رجار (Rudschar) Roger
غليالم (gulielm) Guglielmo/Wilhelm
تنقرير (tanqrir) Tancred
Von Roger I. (1072-1101 AD) wird ein Tari mit "Tau" gezeigt, von dem es viele Varianten gibt, die sich insbesondere in der Anordnung der Punkte unterscheiden.
Palermo (auch Messina kommt in Betracht); 12-13 mm; 1,16 g [Spahr 26]
Die Inschrift liest sich folgendermaßen:
إلا الله
محمد رسول الله
لا إله
Bei der "normannischen Schahada" ist (generell) zu beachten, dass das "la illahe" in der letzten Zeile und "illa 'llah" in der ersten Zeile zu finden ist. Die mittlere Zeile weist keine Besonderheiten auf.
Des Weiteren ein Trifollaro (Milet), dessen Inschrift (zur Abwechslung) leicht lesbar ist. Av: ROC ERIVS COME (+S); Rv: + MARIA MATER DИI
Das Gewicht dieses "AE-Typs", der eigentlich aus Cu besteht, liegt zwischen 7 und 12g. Es soll drei unterschiedliche Typen geben, wobei ich nicht die leiseste Ahnung habe, worin die Unterschiede liegen. Vielleicht im fehlenden "S", das sich normalerweise zwischen Pferde- und Reiterkopf befindet.
Jedenfalls handelt es sich bei diesem Münztyp um ein Unikum: auch wenn der Rv. beim ersten Hinsehen an Byzanz erinnert, ist (mir) keine einzige byzantinische Münze mit diesem speziellen Maria-Jesuskind-Motiv bekannt.
Mögen nun die Rogers rollen!Gruß
AvP