Numismatik-Cafe

Hi ins Forum.
Habe hier einen Brakteat der sich nicht so einfach bestimmen lässt.
Mit der Bitte an euch um eine Bestimmung.
einseitig geprägt
Ø 18mm
gew. 0,7 g
l.g.

Pfennig der Herzöge von Österreich und Steiermark, Leopold VI. (1195 - 1230), wahrscheinlich Münzstätte Enns um 1210 - 1230. Die Herzöge von Österreich ließen in Krems und in Wien prägen, nachdem die Steiermark im Jahr 1192 an die Herzöge fiel, ließen diese auch in Enns prägen.

Das Münzbild zeigt zwei aufwärts blickende, in der Mitte verbundene Panther, darüber Stern und Kreuz, darunter Stern. Der Kopf des linken Panthers und der Stern unterhalb des Panthers ist durch die Oberflächen - Abrieb der Münze verschwunden oder durch einen Stempelfehler nicht ausgeprägt worden. Das Reversbild auf der Münze vom Bild 1, das vom Münzkabinett erstanden wurde, sieht man einen Panther nach links, einen Linien- und Zahnkreis, dazwischen Sterne oder X-förmige Zeichen, das auf deiner Münze leider nicht mehr zu erkennen ist.

Indiz für eine Münzstättenzuweisung dieser Münze nach Enns soll der auch auf den Ennser Prägungen vergleichbare Wulstkreis, vor allem aber der steirische Panther, der in dieser Zeit als typisches Wappenbild auf Ennser Prägungen zu finden ist, sein. Die charakteristische Randgestaltung mit Punkten zwischen Wulst- und Zahnkreis findet auch eine chronologische Anbindung an die Münzstätten Wien und Krems.

Die Münze auf Bild 1 wurde vom Wiener Münzkabinett angeblich so um das Jahr 2000 rum erworben. Die Münze vom Bild 2, mit einem anderen Münzstempel hergestellt, ist ein Einzelstück aus dem bekannten Schatzfund vom Fuchsenhof bei Freistadt und ist im Schlossmuseum Linz in der Numismatischen Abteilung ausgestellt. Im umfassenden Werk Studien zur Kulturgeschichte von Oberösterreich, Folge 15, „Der Schatzfund von Fuchsenhof“, herausgegeben von Berhard Prokisch und Thomas Kühtreiber, wird in der Auflistung des Numismatischen Teiles des Schatzfundes, die Prägezeit auf etwa 1190 / 1210 oder 1210 / 1230 datiert, die Münze verfügt weder über eine Luschin, Koch oder CNA - Einordnung.

Die Prägestätte Enns wurde in der Einordnung des Fundes noch in Frage gestellt, da letztlich zuwenig Fund- Vergleichsmaterial für eine genaue Ortsbestimmung vorhanden ist. Die Münze ist interessant und mit Sicherheit sehr selten, ich konnte trotz längerer Suche kein Vergleichsstück im Internet-Handel oder in der mir zur Verfügung stehenden Literatur finden.

L.G. Manfred

Hi Manfred,
eigentlich bin ich so ziemlich sprachlos.
Gefühlsmäßig........"DANKE" und "WAHNSINN"....das du des Rätsel Lösung in absoluter Perfektion bestimmst-beantwortest.
Es waren sehr sehr viele Stunden die TOP Spezialisten auch in andern Foren sowie auch ich am PC verbracht-gesucht haben.
Somit hat die Sucherei ein Ende und die Freude überwiegt.
Auch die Referenz Bilder sind ja ein Hammer, und deuten natürlich auf nähere Untersuchung der eingestellten Münze.
Da ich davon ausgegangen bin das es ein einseitig geprägtes Exemplar ist habe ich den RV nicht näher ins Augenmerk genommen.
Jetzt auf Grund deiner Referenz sehe ich sogar am RV der ungereinigten Münze den Panther nach links.
Etwas unzentriert , dennoch leicht erkennbar.
Werde versuchen ( bevor ich die Münze dem glücklichen Besitzer zurück gebe) nochmals Bilder einzustellen vom RV, wo der Schröttlings Riss auf ca. 21:00 Uhr steht.

vielen Dank.
Hochachtungsvoll und L.G.

Hallo Freunde!
Ich gehöre auch zu denen, die sich einige Stunden den Kopf über diese Münze zerbrochen haben. Immer wieder habe ich die einschlägige Literatur durchsucht, weil mir mein Gefühl sagte, das Stück gehört in den Kreis um Leopold VI. Zuletzt habe ich mir vorgenommen, den Fuchsenhof-Schatz zu durchforsten, aber da hat mir Manfred nun schon die Vorarbeit geleistet. Danke für Deinen ausführlichen Bericht. Es ist übrigens interessant, dass viele, bisher unbekannte Münzen im Fuchsenhof-Schatz auftauchen und von Dr. Prokisch zwar vorsichtig, aber doch schlüssig zugeordnet wurden. Vielleicht wäre eine Bestimmung auch leichter geglückt, wenn man eine brauchbare Rückseiten-Abbildung bekommen hätte. Es müsste also wieder einmal eine Ergänzung zum CNA erscheinen, die die neuen Erkenntnisse berücksichtigt, da ja auch aus Ungarn immer wieder neue Stücke auftauchen und das Problem um die "Ungarischen Wiener" noch auf seine Bearbeitung wartet.
Schöne Grüße!
OTAKAR

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Hi Otakar,
ich darf auch Dir sehr schönen Dank ausrichten für diese mühevolle Sucherei.
Ja, es ist sehr viel Gehirnschmalz geflossen.
Wollte sehr gerne vom gereinigten Rev. noch Bilder einstellen, dennoch wird des "Scheißerchen" so belassen wie es ist um nicht mit unnötigen Reinigungsversuchen dieser seltenen Münze einen event. Schaden zu zuführen.
Danke und L.G.













Sehr interessante Fakten sind das dieser Typ nicht zu 100% ( auch nach dem Fuchsenhof Fund) zu-eingeteilt werden kann.
Die erworbene Münze des Münzkabinett in Wien im Jahr ca. 2000 hat auch wie Manfred