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 Betreff des Beitrags: Münzen aus Schatzfunden
BeitragVerfasst: 28. Jul 2013, 23:43 
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Hofrat

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Schatzfunde sind oftmals mit unruhigen Zeiten verknüpft. Neben ihrer Bedeutung als historische, wirtschaftsgeschichtliche und numismatische Quellen haben sie oft auch einen beträchtlichen materiellen Wert. Münzen aus einem derartigen Zusammenhang sind meiner Meinung nach als Sammlungsstücke besonders interessant und es könnte sich lohnen, sie in einer eignen Rubrik vorzustellen.
Hier also ein Pfennig aus dem Fund von Dünnwald:
Dateianhang:
Dünnwald - Häv 690 combi.jpg
Dünnwald - Häv 690 combi.jpg [ 115.45 KiB | 23065-mal betrachtet ]

Köln, Erzbistum, Engelbert II von Falkenburg (* um 1220; † 20. Oktober 1274 in Bonn), Pfennig, 20 mm, 1,34 g.
Av: ENGELBERT-VS ARCHIEPC (nicht vollständig ausgeprägt)
Thronender Erzbischof mit Buch und Krummstab, unter dem Buch eine Kugel.
Rv: SANCTA . COLONIA (nicht vollständig ausgeprägt)
St. Petrus mit Kreuzstab und Schlüssel in dreitürmigem Gebäude mit zwei Fahnen.
Hävernick 690.
Manfred Olding, Lagerliste 70, Sommer 2013 (Osnabrück), Nr. 459.
Dateianhang:
Dünnwald - Häv 690 Zettel.jpg
Dünnwald - Häv 690 Zettel.jpg [ 97.88 KiB | 23065-mal betrachtet ]

Der Fund von Dünnwald wurde am 6. November 1939 auf dem Friedhof von Köln-Dünnwald in einem "gotischem Gefäß" gefunden, etwa 300 m entfernt von der alten Klosterkirche der Prämonstratenserinnen.
Zunächst wurden 1578 Münzen gemeldet, die in das Kölner Stadtmuseum gelangten. Nach dem Krieg gab ein Sammler aus Köln-Rath an, 600 weitere Münzen gesehen zu haben, von denen er 98 - "alle Besonderheiten" - erwarb. Diese wurden von Wilhelmine Hagen beschrieben, die gegenüber der Erstbeschreibung des Fundes durch Albert Steilberg aufgrund eines Quadrans des Kölner Erzbischofs Siegfried von Westerburg eine spätere Vergrabungszeit des Schatzes erschließen konnte: statt 1270 um 1275/80. Insgesamt stammen die Münzen des Fundes hauptsächlich aus den Niederlanden, aber auch aus Köln, aus Westfalen, und England, während aus den Erzbistümern Mainz und Trier, dem Bistum Metz und aus Schottland nur sehr wenige Münzen kamen.

Eine Abbildung des Fundgefäßes findet sich hier: http://www.bildindex.de/obj05746069.html#|home

Offensichtlich wurde ein Teil der Münzen des Sammlers aus Köln-Rath (Dr. C. Füngling) bei Künker in Osnabrück versteigert (Auktion 229, 13. März 2013, Los 5603):

https://www.kuenker.de/AuktionDetail.kuenker?los=5603&lager=00071

http://books.google.de/books?id=FMWjROi1MOoC&lpg=PA33&ots=2yFs3rh0yo&dq=Nachtrag%20zum%20Denarfund%20von%20K%C3%B6ln-D%C3%BCnnwald%20vergraben%20um%201275%2F80&hl=de&pg=PA33#v=onepage&q=Nachtrag%20zum%20Denarfund%20von%20K%C3%B6ln-D%C3%BCnnwald%20vergraben%20um%201275/80&f=false

Ein Teil dieser 61 Münzen wurde von Manfred Olding verkauft, von dem ich meine Münze habe. In seiner Lagerliste 70, Sommer 2013 bildet er einige Münzen ab (Nr. 456-464, 870, 975-978, 982-985), die Beschreibungen und Gewichte der Münzen (auch dort nicht aufgeführter, über den Webshop verkaufter Stücke) stimmten im Wesentlichen mit denen bei Wilhelmine Hagen überein.

Wilhelmine Hagen, Nachtrag zum Denarfund von Köln-Dünnwald vergraben um 1275/80. Hamburger Beiträge zur Numismatik Bd. 2, Heft 8, 1954, S. 231-239.

Thomas Lautz, Der Schatz von Köln Dünnwald. In: Werner Schäfke / Marcus Trier / Bettina Mosler (Hrsg.), Mittelalter in Köln. Eine Auswahl aus den Beständen des Kölnischen Stadtmuseums. Köln 2010. S. 323-325.

Albert Steilberg, Der Denarfund von Köln-Dünnwald, vergraben um 1270, in: Hamburger Beiträge zur Numismatik Bd. 1, Heft 3, 1949, S. 20-48 mit Tafel 1 und 2.

Viele Grüße,
Docisam

PS: Kann jemand eine übersichtliche und schön illustrierte Darstellung des mittelalterlichen Münzwesens in Mitteleuropa empfehlen?


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 Betreff des Beitrags: Re: Münzen aus Schatzfunden
BeitragVerfasst: 29. Jul 2013, 13:54 
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Professor

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Mir blutet immer das Herz, wenn Funde eine so unklare Fundgeschichte haben und zerrissen werden. Es ist ein glücklicher Umstand, wenn sie vor dem Verkauf noch wissenschaftlich aufgearbeitet werden können. Allerdings sollten Sammler und Händler, meiner Meinung nach, auch angeben, dass ein bestimmtes Stück aus einem bestimmten Fund stammt, wenn es ihnen bekannt ist. Leider ist das nicht immer der Fall.
Zu deiner Frage wegen einer übersichtlichen und reich bebilderten Einführung in mittelalterliche Münzgeschichte Mitteleuropas, kann ich dir uneingeschränkt das Buch von Bernd Kluge, Numismatik des Mittelalters. Handbuch und Thesaurus Nummorum Medii Aevi, empfehlen.

Viele Grüße
Andechser


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 Betreff des Beitrags: Re: Münzen aus Schatzfunden
BeitragVerfasst: 29. Jul 2013, 16:56 
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Hofrat

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Hallo Andechser,

ganz herzlichen Dank für den Buchtip. Das Buch werde ich mir zulegen. Sicher ist es richtig, dass Münzschätze wissenschaftlich bearbeitet werden sollen, und in den meisten Fällen auch in einer öffentlichen Sammlung zusammengehalten werden. Das entspricht der Rechtslage und der gängigen Praxis in den meisten europäischen Staaten. Gerade deshalb sind aber praktisch nur noch Münzen aus älteren Funden für Sammler zu bekommen.
Was aber Münzen wie die gestern vorgestellte angeht, so kann man einigermaßen seriös sagen, dass sie aus dem angegebenen Fund stammt. Zumindest scheint auch Thomas Lautz (S. 324 des zitierten Aufsatzes), die Zuweisung der von Wilhelmine Hagen beschriebenen Münzen zum Fund von Dünnwald für 'bare Münze' gehalten zu haben, denn er schrieb:
"Wie wichtig ein Fund in seiner Vollständigkeit ist, zeigt eine Neudatierung, die nach dem Auftauchen jener 96 Münzen von Dr. Füngling notwendig wurde. In diesem Teil des Funde befand sich nämlich unter den 16 bisher nicht vertretenen Typen ein Quadrans - ein 1/4 Pfennig-Stück - des Kölner Erzbischofs Siegfried von Westenburg (1275 - 1288), der erst 1275 an die Regierung kam. ...".
Die von Herrn Olding angebotenen Münzen, ich habe im Webshop ca. 30 gesehen, deren Zahl sich auf 17 reduzierte, bis ich mich zu Kauf entschloss, stimmten wirklich ziemlich gut mit denen der Liste von Wilhelmine Hagen überein: Typenzuweisungen, Beschreibungen, z.T. (wo für Einzelmünzen angegeben), das Gewicht. Ich bin deshalb sicher, dass es ein Teil der damals beschriebenen Münzen war.
Allerdings meine ich, dass man der Wissenschaft weniger Schaden zufügt, und keine Gesetze bricht, wenn man Münzen aus Altfunden sammelt, als wenn man völlig fundortlose Stücke erwirbt. Wenn es eine Rechtsgrundlage gegeben hätte, wären die Münzen doch schon in den 50er Jahren vom Staat einkassiert worden, denn Frau Hagen war seit 1937 für das Landesmuseum in Bonn tätig gewesen.
Schade ist freilich, dass man die alte Fundbeschreibung hat, aber die schönen neuen Fotos inzwischen wieder aus dem Netz genommen sind. Es würde vermutlich lohnen, Fotos und Angaben zu sammeln, ähnlich wie es bei mcsearch bereits geschieht. Nur weiß ich nicht, wie man eine Sammlung von Bildern, die man nicht selbst gemacht hat, und von Münzbeschreibungen zugänglich machen könnte.
Im übrigen hat Thomas Lautz sicher recht wenn er schrieb (S. 323): "In Ländern, in denen die Abgabe von gefundenen Münzen verpflichtend ist, gelangen wesentlich weniger Münzfunde in die Hände von Wissenschaftlern, die sie auswerten und ihre Schlüsse daraus ziehen können."

Viele Grüße,
Docisam


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 Betreff des Beitrags: Re: Münzen aus Schatzfunden
BeitragVerfasst: 30. Jul 2013, 19:49 
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Professor

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Hallo DOCISAM,
da hast du vollkommen Recht und dem Schlusssatz kann man nur vorbehaltlos zustimmen. Ich selbst bin da ein großer Freund des englischen Fundrechts, in dem alle Funde gemeldet werden müssen und wissenschaftlich ausgewertet werden, aber im Besitz des Finders und des Grundstückseigentümers verbleiben.
Allerdings muss man auch sagen, dass selbst in guten Museen in den 50er und 60er Jahren teilweise Funde zerrissen und Teile davon vertauscht oder als Doubletten verkauft wurden.
Die Sache mit den Bildern ist in Deutschland und Österreich wegen des Urheberrechts kaum möglich. Außerdem hat man bei vielen Stücken nur eine Fundangabe, die von Händlern gegeben wurde. Mir wurden selbst schon Münzen aus einem Fund aus meiner Heimat angeboten. Das Problem bei der Zuweisung ist nur, dass sich der Fund geschlossen in einem lokalen Museum befindet und keines der Stücke aus diesem Fund jemals in den Handel gelangt ist. So kommt es, dass Stücke ohne Fundhintergrund plötzlich einen bekommen und andere Stücke mit klarem Fundhintergrund diesen verlieren.

Viele Grüße
Andechser


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 Betreff des Beitrags: Re: Münzen aus Schatzfunden
BeitragVerfasst: 30. Jul 2013, 22:17 
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Wirklicher Hofrat
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Hallo Freunde!
Mir erscheint als Hauptproblem, dass es eigentlich kaum möglich ist, legal an Münzen aus Hortfunden zu gelangen. Die vielen Sondengeher, die in Scharen über die Felder ziehen und jedes Metallstück aus dem Boden holen, dienen nicht der ernsthaften Wissenschaft sondern versuche in der Regel nur Kohle zu machen oder Jagdtrophäen zu sammeln. Abgesehen von der fragwürdigen und in Österreich eigentlich verbotenen Entnahme von Gegenständen aus dem Boden, zerstören sie oft irreparabel die Fundstätten und andere archäologische Zeugnisse (Keramik, Knochen, Glas, Brandreste,...). Berufsarchäologen oder Museumsleute sind mit Notgrabungen auf Jahre eingedeckt, sodass sie kaum größere Hoffnungsflächen absuchen können. Die Raubgräber scheren sich aber aus begreiflichen Gründen nicht um eine Erfassung und wissenschaftlichen Auswertung ihrer Funde. Mir gelingt es nur sehr selten, etwas über den Fundort einer Münze, die ich bei Auktionen oder von Privaten kaufe, herauszubekommen. Und ich bin ein wenig traurig darüber, dass ich in weiten Bereichen nicht Numismatiker sondern "nur" Münzensammler sein kann.
OTAKAR

_________________
Nütze das Leben! Es ist schon später als du denkst!


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 Betreff des Beitrags: Re: Münzen aus Schatzfunden
BeitragVerfasst: 30. Jul 2013, 23:10 
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Hofrat

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Hallo Andechser, hallo Otakar,
das englische Fundrecht ist eine faire und pragmatische Lösung, welche die Rechte der Bürger respektiert und gleichzeitig die Interessen der Wissenschaft wahrt. Und es ist schade, dass man anscheinend dabei ist, in den deutschen Bundesländern, in denen noch ein liberales Fundrecht herrscht - Bayern, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen - dieses zu beseitigen. Ich meine, dass zum Beispiel die numismatische Fundchronik der Jahre 1999 bis 2010 für Westfalen und Lippe, die sich unter diesem Link findet:

http://www.lwl.org/wmfah-download/pdf/AFWL_Beiheft5_Ilisch.pdf

zeigt, dass sich öffentliche und private Interessen vereinbaren lassen.

Für Österreich könnte der Bericht über keltische Münzfunde aus Oberösterreich von Bernhard Prokisch ein positives Zeichen sein, dass es auch dort zumindest regional vernünftige Lösungen gibt: weder werden alle Finder von Münzen brutal enteignet, noch verheimlichen alle Detektorgänger ihre Funde:

http://www.landesmuseum.at/pdf_frei_remote/JOM_149a_0041-0089.pdf

Leider habe ich keine Informationen, was es mit dem mittelalterlichen Münzfund von Obdachegg auf sich hat, von dem vor wenigen Jahren Stücke bei Rauch (ich meine auch bei Lanz über ebay) versteigert wurden, da ich bislang nicht in die Beschreibung gesehen habe: Odo Burböck, Ein mittelalterlicher Hortfund aus Obdachegg, Steiermark. In: Numismatische Zeitschrift vol. 103 (1995) p. 39-50.

Auch beim Portable Antiquities Scheme und beim Celtic Coin Index beruhen die Angaben auf freiwilligen Auskünften der Finder. Offenbar geht man davon aus, dass das meiste schon stimmen wird, bzw. dass wenige falsche Angaben kein Grund sind, die zahlreichen richtigen nicht zu sammeln.
Ich selbst habe nicht den Überblick und die Sachkenntnis, irgendwelche Herkunftsangaben zu beurteilen, und bin zudem auch noch parteiisch, wenn mir eine Münze nun mal zusagt bzw. ich sie schon habe. Aber ich meine, dass man sich auf Angaben von seriösen Fachhändlern wohl verlassen können wird. Letztlich sind bei denen Herkunftsangaben eine seltene Ausnahmen.

Viele Grüße,
Docisam


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 Betreff des Beitrags: Heller aus dem Fund von Lingenfeld
BeitragVerfasst: 31. Jul 2013, 23:04 
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Hofrat

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Im Jahre 1969 wurde in Lingenfeld, "nahe der alten Straße von Speyer nach Germersheim" durch Landwirte ein Schatz gefunden, der sechs profane Silbergefäße, verschiedene Schmuckstücke und mehr als 2369 Silbermünzen umfasste, die damals nicht sachgemäß geborgen und aufgenommen wurden. Ein Teil der Funde kam über Umwege in das Museum in Speyer bzw. konnte durch Helfried Ehrend erfasst werden. Die folgende Münze gehört zu denen, die damals in privater Hand verblieben:
Dateianhang:
Lingenfeld Veldenz combi.jpg
Lingenfeld Veldenz combi.jpg [ 114.02 KiB | 22959-mal betrachtet ]

Speyer-Bistum Walram von Veldenz (1329-1336).
Heller, Silber, 15 mm, 0,45 g
Av: Initiale "W"
Rv: Turm zwischen B - A (Balduinus Archiepiscopus); Doppelschlag
Ehrend 5/3.

J. Diller, Lagerliste 11 [München 2012], Nr. 681.

Ehrend : Helfried Ehrend, Speyrer Münzgeschichte, Teil I: Münzen und Medaillen (um 650 - 1900). Speyrer Numismatische Beiträge 20, Speyer 2005. (hier S. 198 f., zum Fund von Lingenfeld: S. 175).

Die Münzen datieren den Fund in die Zeit zwischen 1345 und 1355. Einige Bearbeiter bringen ihn mit der historisch bezeugten Judenverfolgung von 1349 in Zusammenhang. Allerdings gibt es anscheinend keine Gegenstände im Fund, die einen deutlichen Hinweis geben, dass seine Besitzer Juden waren.

Günter Stein, Der Schatzfund von Lingenfeld. In: Geschichte der Juden in Speyer. Beiträge zur Speyrer Stadtgeschichte 6 (Speyer, 1. Aufl. 1981, 2. aufl. 1990). S. 65-72.

Michael Toch, Das Gold der Juden – Mittelalter und Neuzeit. Jahrbuch des Historischen Kollegs 2005, S. 41–67. (Zu Lingenfeld: S. 56 f.)

http://books.google.de/books?id=qyT0kkSO8soC&lpg=PA56&ots=th3U7imVbF&dq=%22Lingenfeld%22%20Schatzfund%20Silberm%C3%BCnzen&hl=de&pg=PA56#v=onepage&q=%22Lingenfeld%22%20Schatzfund%20Silberm%C3%BCnzen&f=false

Viele Grüße,
Docisam


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BeitragVerfasst: 12. Aug 2013, 23:02 
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Hofrat

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Zitat:
In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg wurde in der böhmischen Stadt Zwickau im Lausitzer Gebrige auf einem Bauernhof an der Straße nach Lindenau ein Münzfund gehoben. Die Brakteaten waren am Fuße des Berges Ortel vergraben. Ein Fundgefäß ist nicht überliefert. ...
Manfred Olding, Der Brakteaten-Fund von Zwickau in Böhmen. Ein Beitrag zur Münzgeschichte der Oberlausitz. Dresdner Numismatische Hefte 6, 2010, 3-23.

Aus diesem Fund - aus dem ischbierra bereits einen Oberlausitzer Brakteaten vorgestellt hat http://www.numismatik-cafe.at/viewtopic.php?f=38&t=3670&p=36842&hilit=Zwickau#p34393 - stammt auch die folgende Münze:
Dateianhang:
Zwickau Brakteat.jpg
Zwickau Brakteat.jpg [ 122.15 KiB | 22839-mal betrachtet ]

Sachsen-Land Bautzen und Görlitz unter Brandenburg Johann II., Otto IV. und Conrad (†1281) (1266-1281-1291) für das Land Bautzen (Budissin) und Otto V. (1267-1298) für das Land Görlitz, Brakteat um 1270/1280

Silber, 36 mm, 0,570 g.

Helm nach links mit fünf Federn

Olding (Fd. Zwickau) 2 (48 Exemplare), vgl. Posern-Klett XVIII, 7

Von M. Olding, dessen Angaben.

Nach Manfred Olding (S. 10 des zitierten Aufsatzes) enthielt der Fund 564 ganze und drei halbierte Brakteaten. Sieben Exemplare waren wegen schwacher Ausprägung oder starker Abnutzung nicht bestimmbar. Die bestimmbaren Stücke ließen sich 17 Brakteat-Typen des Oberlausitzer Gebietes zuweisen, den in der zweiten Hälfte des 13. jahrhunderts eng verbundenen Ländern Bautzen, Görlitz und Zittau. 11 Brakteat-Typen waren zuvor nicht beschrieben worden. Der Vergrabungszeitraum wird in den Jahren 1280 bis 1285 vermutet. Eine Auswahl der Münzen aus dem Fund wurde vom Münzkabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden erworben.

Für mich war es ein Erlebnis, erstmals einen Brakteaten in der Hand zu haben. Mit einer derart großen, aber so papierdünnen Münze hatte ich nicht gerechnet. Letztlich geben auch die schönsten Farbabildungen in der Literatur und großformatige Bilder im Internet nur eine ungefähre Vorstellung von diesen Münzen.

Viele Grüße,
Docisam

PS: Zu Carl Friedrich von Posern-Klett, Sachsens Münzen im Mittelalter (Leipzig 1846).

siehe: http://www.bsb-muenchen-digital.de/~web/web1068/bsb10685433/images/index.html?digID=bsb10685433&pimage=1&v=pdf&nav=0&l=de

Posern-Klett 1846, Taf. XVIII, 7:
Dateianhang:
Posern-Klett 1846 Taf XVIII 7.jpg
Posern-Klett 1846 Taf XVIII 7.jpg [ 78.25 KiB | 22837-mal betrachtet ]


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 Betreff des Beitrags: Re: Münzen aus Schatzfunden
BeitragVerfasst: 13. Aug 2013, 09:08 
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Wirklicher Hofrat

Registriert: 2. Jun 2010, 13:03
Beiträge: 1553
Wohnort: Dresden
Hallo DOCISAM,
ein schönes Stück - und Du hast natürlich recht, Brakteaten sind eine Klasse für sich. Schade, daß die besonders schönen so unerschwinglich teuer sind.
Gruß ischbierra


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 Betreff des Beitrags: Re: Münzen aus Schatzfunden
BeitragVerfasst: 13. Aug 2013, 16:10 
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Hofrat

Registriert: 11. Okt 2010, 21:53
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Hallo ischbierra,
danke, ich bin froh, mich zu der Münze durchgerungen zu haben. Allerdings bin ich überrascht, wie viele ansprechende Brakteaten es auch im mittleren und unteren Preissegment gibt. Wenn man sich nicht darauf festlegt, dass sie aus irgendeinem Fund stammen müssen, hat man eine Riesenauswahl.
Was den Fund von Cvikov angeht, werden übrigens offenbar gerade eine ganze Reihe von Exemplaren bei "Münzauktion" angeboten. Allerdings sind sie deutlich weniger attraktiv als Dein Brakteat mit gotischem Buchstaben A oder die über die Internetseite angebotenen Stücke:

http://www.muenzauktion.info/auction/list.php5?sellerId=10758&categoryId=105&lang=de (nicht die oberen beiden Stücke).

Viele Grüße,
Docisam


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