Numismatik-Cafe

Liebe Forum-Kollegen,
dieser Kardez von Hetoum II. sucht eine Katalognummer. Hat jemand von Euch den Bedoukian? Es ist eine Nummer irgendwo zwischen 1589 und 1625 - vermutlich unterscheiden sich die Stücke im Portrait und in der Verankerung des Kreuzes. Mein Stück wiegt 3,67 gr. bei 21 mm.
Gruß ischbierra

Hallo ischbierra,

mit Bedoukian kann ich nicht dienen, aber eine Hausnummer nach Nercessian kann ich für das gute Stück anbieten: Nercessian 398 (evtll. mit Zusatz "var."), denn Nercessian bietet nur diese Nummer, nach der auch in Auktionen zitiert wird.

Noch etwas zu Bedoukian: ich habe ihn mir angesehen, weil ich eine umfangreiche Reihe Armenier in meiner Sammlung habe. Vom Kauf habe ich Abstand genommen, zum einen weil die Bildqualität und oft auch die Erhaltung der Münzen für eine genaue Bestimmung für mich nicht ausreichten, zum anderen weil man das Armenische lesen können muß, um die Varianten zu erkennen: es gibt Ligaturen, orthographische Fehler und dergleichen mehr in den Legenden, und dazu fehlt die Transkription. Für die sorgfältig geprägten Typen von Levon I. und Hetoum I. habe ich mir das selbst angeeignet, für die späteren nachlässiger geprägten Typen nicht.

"Zeno" ist für diesen Bereich keine große Hilfe. Besser ist "Anatolian Coins", aber hier wird nach anderen Autoren zitiert, die ich nicht kenne, und transkribiert wird auch hier nur die Standardlegende. Alles in allem ein spannendes, aber (für mich) auch sehr schwieriges Gebiet.

Gruß klaupo

Hallo klaupo,
vielen Dank für Deine Antwort, auch wenn ich die Nercessian-Nr. schon kannte; wie Du ja geschrieben hast, steht sie meist in den Auktionskatalogen, aber ich vermute mal, im Bedoukian gibt es mindestens 30 verschiedene Untertypen. Selber habe ich ihn aber noch nicht in der Hand gehabt; werde mich also mal ins Münzkabinett aufmachen. Aber vielleicht bin ich dann genauso enttäuscht wie Du.
Gruß ischbierra

Irgendwie steht Hetoum II. hier für mich im luftleeren Raum. Dem möchte ich ein wenig abhelfen und das mit ein paar Münzen illustrieren. Als ältester der fünf Söhne Levons II. kam er dreimal an die Regierung. Gekrönt wurde er nie, und man nimmt diesen Umstand als Hypothese dafür, daß während seiner Regierungszeiten keine Silbermünzen geprägt wurden. Es mag aber noch einen weiteren Grund dafür geben. Davon gleich mehr. Hier der kleinste Münztyp, den er prägen ließ und dessen Name unbekannt ist. Die Literatur führt ihn einfach als Billon.


Die Situation Armeniens unter Hetoum II. war äußerst kritisch. Man hatte - der Not gehorchend, weil Hilfe aus dem christlichen Westen ausblieb - ein Bündnis mit den Mongolen geschlossen und war tributpflichtig geworden. Silber wurde knapp und reichte möglicherweise nicht mehr für den Eigenbedarf. Hier ein zeitgenössischer Dirhem der mongolischen Ilkhane.


Notwendig war das Bündnis geworden, weil von Südosten her die Mameluken gegen Armenien und die Mongolen vorrückten. Hier ein etwas früherer Fals der Mameluken.


Neben diesen Bedrohungen von außen herrschte unter den Söhnen Levons II. eine mörderische Rivalität. Hetoum scheint als einziger auf Ausgleich bedacht gewesen zu sein. Er verzichtete zugunsten seines zweiten Bruders (Toros) auf die Regierung. Gemeinsam reisten sie 1296 zu einem Staatsbesuch nach Konstantinopel und übergaben die Regierungsgeschäfte dem dritten Bruder (Smpad). Der ließ die beiden auf der Rückreise abfangen. Toros wurde erdrosselt, Hetoum teilweise geblendet und eingekerkert. Smpads Regierung war allerdings nur von kurzer Dauer. Der vierte Bruder (Gosdantin I.) ließ ihn einkerkern und setzte Hetoum frei, behielt aber den Thron für sich. Dem widersetzten sich Volk und Adel. Nun wurde Smpad von Gosdantin wieder freigesetzt, und die beiden Brüder traten gemeinsam gegen Hetoum an, wurden jedoch besiegt und ins Exil nach Konstantinopel geschickt. 1305 übergab Hetoum die Regierung an den Sohn seines (ermordeten) Bruders Toros (Levon III.). Durch Intrigen und Verrat, deren Quelle man in Armenien vermutet, wurden beide 1307 von ihren mongolischen Verbündeten umgebracht. Oshin, der letzte der fünf Brüder, führte beim Großkhan Klage für diesen Mord. Der verantwortliche Mongolengeneral wurde hingerichtet, und Oshin (1308-1320) übernahm die Regierung.

Zu erwähnen ist noch einmal, daß wiederholte Bitten Hetoums um Hilfe aus dem Westen ohne Resonnanz blieben. Die Kreuzfahrerstaaten waren nach und nach zerfallen. Zur Zeit Hetoums II. war Zypern das einzige christliche Königreich, das in der Levante noch überlebte.


Diese Münze habe ich eigentlich nur der Vollständigkeit halber angefügt, auch wenn es ohne sie schon lang genug geworden wäre.

Gruß klaupo

Hallo klaupo,
vielen Dank für die Erläuterungen und die geschichtliche Einordnung. So tief war ich noch nicht in die historischen Ereignisse um die Brüder eingedrungen.
Gruß ischbierra