Irgendwie steht
Hetoum II. hier für mich im luftleeren Raum. Dem möchte ich ein wenig abhelfen und das mit ein paar Münzen illustrieren. Als ältester der fünf Söhne Levons II. kam er dreimal an die Regierung. Gekrönt wurde er nie, und man nimmt diesen Umstand als Hypothese dafür, daß während seiner Regierungszeiten keine Silbermünzen geprägt wurden. Es mag aber noch einen weiteren Grund dafür geben. Davon gleich mehr. Hier der kleinste Münztyp, den er prägen ließ und dessen Name unbekannt ist. Die Literatur führt ihn einfach als
Billon.
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Zitat:
Klein-Armenien, Hetoum II., (1289-1293, 1296, 1301-1305) Billon o.J. Av. Gekröntes Kopfbild des Königs v. vorn, Umschrift. Rv. Byzantiner-Kreuz mit zwei Querbalken, Fortsetzung der Umschrift. Nercessian 396.
Die Situation Armeniens unter Hetoum II. war äußerst kritisch. Man hatte - der Not gehorchend, weil Hilfe aus dem christlichen Westen ausblieb - ein Bündnis mit den Mongolen geschlossen und war tributpflichtig geworden. Silber wurde knapp und reichte möglicherweise nicht mehr für den Eigenbedarf. Hier ein zeitgenössischer Dirhem der mongolischen Ilkhane.
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1293-1304-AD_Ghazan_Dirhem_n.jpg [ 99.2 KiB | 8164-mal betrachtet ]
Zitat:
Ilkhane von Persien, Ghazan Mahmud (694-703 AH / 1295-1304 AD), AR Dirhem (700 AH / 1301 AD), No mint. Referenz ?
Notwendig war das Bündnis geworden, weil von Südosten her die Mameluken gegen Armenien und die Mongolen vorrückten. Hier ein etwas früherer Fals der Mameluken.
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1260-1277-AD_Baybars_Fals_n.jpg [ 113.41 KiB | 8164-mal betrachtet ]
Zitat:
Mameluken von Syrien, Baybars (658-676 AH / 1260-1277 AD), AE Fals o.J., Av. Löwe l., Rv. Schrift, No mint. Balog supp. 103 a
Neben diesen Bedrohungen von außen herrschte unter den Söhnen Levons II. eine mörderische Rivalität. Hetoum scheint als einziger auf Ausgleich bedacht gewesen zu sein. Er verzichtete zugunsten seines zweiten Bruders (Toros) auf die Regierung. Gemeinsam reisten sie 1296 zu einem Staatsbesuch nach Konstantinopel und übergaben die Regierungsgeschäfte dem dritten Bruder (Smpad). Der ließ die beiden auf der Rückreise abfangen. Toros wurde erdrosselt, Hetoum teilweise geblendet und eingekerkert. Smpads Regierung war allerdings nur von kurzer Dauer. Der vierte Bruder (Gosdantin I.) ließ ihn einkerkern und setzte Hetoum frei, behielt aber den Thron für sich. Dem widersetzten sich Volk und Adel. Nun wurde Smpad von Gosdantin wieder freigesetzt, und die beiden Brüder traten gemeinsam gegen Hetoum an, wurden jedoch besiegt und ins Exil nach Konstantinopel geschickt. 1305 übergab Hetoum die Regierung an den Sohn seines (ermordeten) Bruders Toros (Levon III.). Durch Intrigen und Verrat, deren Quelle man in Armenien vermutet, wurden beide 1307 von ihren mongolischen Verbündeten umgebracht. Oshin, der letzte der fünf Brüder, führte beim Großkhan Klage für diesen Mord. Der verantwortliche Mongolengeneral wurde hingerichtet, und Oshin (1308-1320) übernahm die Regierung.
Zu erwähnen ist noch einmal, daß wiederholte Bitten Hetoums um Hilfe aus dem Westen ohne Resonnanz blieben. Die Kreuzfahrerstaaten waren nach und nach zerfallen. Zur Zeit Hetoums II. war Zypern das einzige christliche Königreich, das in der Levante noch überlebte.
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1163-1201_Hetoum_Bohemund_n.jpg [ 106.33 KiB | 8164-mal betrachtet ]
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Kreuzfahrer - Antiochia, Bohemund III. (1163-1201 AD), AR Denar o.J., Av. BOEMVNDVS Behelmte Büste zwischen Mondsichel und Stern, Rv. ANTI - OCHIA Kreuz mit Monsichel im ersten Quadranten. Berman Cruisaders 61 f.
Diese Münze habe ich eigentlich nur der Vollständigkeit halber angefügt, auch wenn es ohne sie schon lang genug geworden wäre.
Gruß klaupo