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Österreichische Brakteaten
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Autor:  hexaeder [ 24. Jul 2016, 08:59 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Österreichische Brakteaten

Lieber OTAKAR,

da ich deinen Garten persönlich kenne, betrifft mich diese Mitteilung umso mehr. Die viele liebevolle Arbeit, die Vorfreude auf die Ernte und der genüssliche Rundblick, auf das eigene geschaffene Reich, sind leider für heuer dahin. :cry: Aber das nächste Frühjahr kommt bestimmt und wird die meisten Schäden wieder unsichtbar machen.
Da ich nun in Kürze bereits ein halbes Jahrhundert voll gemacht haben werde, kann ich auch schon auf viele Sommer zurückblicken. Es gab auch früher schwere Gewitter, die ab und zu größere Schäden angerichtet haben. Aber in den letzten Jahren mutiert beinahe jedes Gewitter zu einem Unwetter. Diese Zellen sind jetzt kleinräumiger und richten beinahe immer Schäden an. Es vergeht Juni-Juli-August beinahe kein Tag mehr ohne Unwettermeldungen in den Medien. Sind das bereits die ersten Vorboten einer massiven Klimaveränderung?
Es klingt zwar paradox, aber ich freue mich jedes Jahr wieder auf´s Neue, wenn der Sommer vorüber ist und wir diese Jahreszeit ohne größere Unwetterschäden überstanden haben.

hexaeder

Autor:  Jetonicus [ 25. Jul 2016, 21:51 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Österreichische Brakteaten

Man mag ja über die Pfennige des Mittelalters denken, wie man will, aber die Kärntner Brakteaten sind nicht ohne Reiz, wie z. B. dieser hier...
CNA C e 11
Kombination aus Mensch, Adler, Fisch?

Jetonicus

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Autor:  otakar [ 25. Jul 2016, 22:48 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Österreichische Brakteaten

Lieber jetonicus,

ich gratuliere Dir sehr herzlich zu diesem prachtvollen Stück. Damit hätten wir die 5 schönsten Brakteaten von Griffen beisammen (Ce1, Ce2, Ce3, Ce10 und Ce11).
Auch ich finde die mittelalterliche Bildsprache höchst interessant. Da begegnet man einer Vermischung oder Symbiose von christlicher, heidnischer, orientalischer und germanischer Vorstellungswelt. Die Mythologien verschiedener Kulturen werden zu diesen phantastischen, für uns oft unveständlichen Bildern verwoben. Dabei spielt der "Physiologus", ein bis ins 2. Jahrhundert zurückgehender Text eine wichtige Rolle. In ihm werden echte Lebewesen und Fabeltiere mit ihren magischen Zauberkräften, ihren glück- oder unglückbringenden Eigenschaften beschrieben.
OTAKAR

Autor:  hexaeder [ 26. Jul 2016, 05:29 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Österreichische Brakteaten

Da mein Repertoire an Brakteaten aus der Münzstätte Griffen langsam aber sicher erschöpft ist, will ich mit dem nächsten gezeigten Stück, zu den Belegen der Münze Völkermarkt wechseln. Beginnen möchte ich mit einem Prachtexemplar des Cc26, welcher, ein für das Mittelalter im 13. Jahrhundert beliebtes Motiv zeigt, den Hirsch. Doch nur selten findet man unter beidseitig geprägten Pfennigen auch ein Prägebild in dieser Perfektion, wie es bei Brakteaten üblich ist.
Bekannte weiter Hirschpfennige (in Blattschussstellung) wären unter Albrecht I (1282-1298) der B193 aus Wien oder der D48 aus den Münzstätten Graz oder Oberzeiring. Häufig findet der Hirsch auch auf den Rückseiten von Pfennigen aus Enns Verwendung, wobei sich hier das Prägebild dem Betrachter nur selten vollständig zeigt.

hexaeder

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0161 CNA Cc26 Herzöge von Kärnten 1275-gegen 1290 Mittlere Webansicht.jpg
0161 CNA Cc26 Herzöge von Kärnten 1275-gegen 1290 Mittlere Webansicht.jpg [ 107.29 KiB | 15548-mal betrachtet ]

Autor:  otakar [ 26. Jul 2016, 22:09 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Österreichische Brakteaten

Ja, das Hirschmotiv taucht sehr häufig auf mittelalterlichen Pfennigen auf. Weil hier die Ennser Pfennige angeführt werden: ich kann das erste Auftreten dieses Rückseitenmotives auf dem B105 beisteuern. Wer diesen Pfennig geprägt hat, ist ungewiss. Im CNA findet man ihn unter "Herzöge von Österreich und der Steiermark". Münzherr könnte noch Herzog Otakar IV.(+ 1192) oder einer seiner Babenberger Erben, Leopold V. (+1194 oder Leopold VI.(+1230) gewesen sein. Enns ist ja eine alte Otakarische Münzstätte (ab ca. 1140), in der durchgehend auch noch unter Ottokar II. und den Habsburgern geprägt wurde. Leider ist das sehr schöne Exemplar gebrochen. Der Hirsch ist neben dem Panther das häufigste Motiv auf RS (beim B125 auch auf VS) der Ennser Pfennige.
Ein hübsches Hirschmotiv findet sich auch auf den Münzen von Graz/Oberzeiring. Beim D48 hält der Hirsch ein Lebensblatt im Maul. Der Hirsch ist das Symbol für den Menschen, der Gott sucht (Wie der Hirsch nach der Wasserquelle lechzt, so lechzt meine Seele nach dir, o Gott) und wird auch als Symbol der Taufe gesehen. Das Lebensblatt ist ein Schutz- und Glückszeichen.
OTAKAR

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CNA D48 b Graz od.Oberz. Albrecht I.jpg
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Autor:  hexaeder [ 27. Jul 2016, 05:27 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Österreichische Brakteaten

Da ich gestern wenig Zeit hatte und es leider relativ aufwendig ist, meine Fotos auf eine Größe von unter 125 KB zu bekommen und dabei trotzdem noch eine annehmbare Qualität zu erreichen, kann ich erst heute noch zwei Beispiele für den Hirsch als beliebtes Prägemotiv im 13. Jhdt. nachreichen.
Als erstes Bild wäre da der CNA B193 von Albrecht I. (1282-1298) mit dem Hirsch n.l. auf der Vorderseite. Das Exemplar stammt aus der Münzstätte Wien und ist leider schon etwas abgegriffen.
Der 2. Beleg stammt aus der Zeit der Reichsverwaltung bzw. des Österreichischen Interregnums (1236-1239, 1246-1251) und zeigt die relativ gut ausgeprägte Rückseite eines B146 der Münzstätte Enns. Der zurückblickende Hirsch n.r. ist jenem, auf dem von OTAKAR eingestellten B105, sehr ähnlich.
(Die nicht abgebildete VS zeigt einen gekrönten Reiter mit geschulterten Schwert n.r.)

Werde später nachsehen, ob ich auch noch einen weiteren Brakteaten aus Völkermarkt finde. ;)

hexaeder

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0136 CNA B193 Albrecht I (1282-1298) AV web.jpg
0136 CNA B193 Albrecht I (1282-1298) AV web.jpg [ 76.86 KiB | 15525-mal betrachtet ]
0145-CNA-B146-Österreichisches-Interregnum-(1236-1239,-1246-1251)RV-web.jpg
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Autor:  hexaeder [ 28. Jul 2016, 05:57 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Österreichische Brakteaten

Nur selten fand das Haupt eines kirchlichen oder weltlichen Herrschers, als alleiniges Stempelmotiv bei Brakteaten aus Kärnten Verwendung. Zumeist gab es das Konterfei nur in Verbindung mit Gebäuden, Tieren oder mittelalterlichen Artefakten. Im CNA wurden von Koch nur zwei Stücke aus der Münzstätte Völkermarkt publiziert, auf welchen ein Kopfportrait der Herzöge, als alleiniges Motiv dargestellt ist. Der sehr seltene Cc1 zeigt Bernhard II, Herzog von Kärnt(h)en (+1256) in Seitenansicht, mit einem "B" anstatt dem linken Ohr.
Auf dem Exemplar, welches von mir hier vorgestellt wird, befindet sich das jugendliche Antlitz von Ulrich III. von Spanheim (1256-1269), ebenfalls Herzog von Kärnten, in Frontalansicht mit Herzogshut. Diesem Brakteat wurde im CNA die Bezeichnung Cc2 zugewiesen.
Ulrich III war der erstgeborene Sohn von Bernhard II, aus dem Geschlecht der Spanheimer (auch Sponheimer). Seine Mutter war Judith von Böhmen, Tochter des böhmischen Königs Ottokar I. Přemysl. Durch die Ehe mit Agnes von Andechs-Meranien († 1263), der Witwe von Herzog Friedrich II. von Österreich, erwarb Ulrich III. 1248 auch Ansprüche auf Krain. Ulrich regierte ab 1251 in Kärnten und folgte 1256 seinem Vater Bernhard als Herzog von Kärnten.

hexaeder

Dateianhänge:
0158 CNA Cc2 Ulrich III. 1256-1269 web.jpg
0158 CNA Cc2 Ulrich III. 1256-1269 web.jpg [ 84.65 KiB | 15500-mal betrachtet ]

Autor:  Jetonicus [ 29. Jul 2016, 21:20 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Österreichische Brakteaten

... hier noch einer von meinen Lieblingen aus Griffen...

LG
Jetonicus

Dateianhänge:
Dateikommentar: CNA C e 5
IMGX_5414.jpg
IMGX_5414.jpg [ 105.59 KiB | 15471-mal betrachtet ]

Autor:  Jetonicus [ 29. Jul 2016, 22:31 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Österreichische Brakteaten

... und da vielleicht noch einer... Griffen ist eine schöne Gegend, ich war noch nie dort. Aber die Fundorte der Brakteaten sind ganz wo anders.

LG
Jetonicus

Dateianhänge:
Dateikommentar: CNA C e 8 aus dem Fund von St. Stephan
IMGX_5416.jpg
IMGX_5416.jpg [ 107.58 KiB | 15468-mal betrachtet ]

Autor:  hexaeder [ 30. Jul 2016, 07:58 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Österreichische Brakteaten

Jetonicus, mit dem Ce11, dem Ce8 und dem Ce5 zeigst du hier wieder drei weitere seltene Topstücke aus der Münzstätte Griffen.
Zum Ce5 hätte ich da noch eine Frage. Laut der Beschreibung von Koch, hätte der Ce5 mit den 3 Punkten oberhalb des mit Zinnen besetzten Sparren noch KEIN Kreuz. Erst bei der Version Ce5A (mit zwei Punkten) wird auf das Kreuz hingewiesen! Dein Brakteat hat aber eindeutig 3 Punkte unter der Lilie und ein Kreuz über den Sparren.

Griffen ist wirklich eine schöne Gegend, die ich noch aus einer Zeit kenne, in der es noch keine Südautobahn gab. Auf dem Griffener Schlossbergfelsen liegt die Ruine der Burg Griffen, erstmals Mitte des 12. Jahrhunderts erwähnt. Auch eine interessante Tropfsteinhöhle zählt zu den Attraktionen von Griffen. Diese Höhle ist bereits schon von urgeschichtlichen Jägern frequentiert worden, was zahlreiche Knochenfunde belegen. Irgendwo werden da sicherlich auch noch einige Brakteaten herumliegen, aber....................

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