Ich vermute, dass damals das Buchgeld ein große Rolle gespielt hat. Unser heutiges Geld besteht ja auch zum größten Teil aus Bankguthaben, das Münz- und Papiergeld macht davon nur einen kleinen Teil aus.
In den Akten (geläufig sind mir die allerdings erst aus dem 13. Jahrhundert) sind Hypothekenbriefe häufig und manchmal eben auch sonstige Zahlungsversprechungen, aus denen ich geschlossen habe, dass damals sehr viel mehr Buchgeld umlief, als wir uns heute vorstellen können (in der Art ich verspreche am soundsovielten des Jahres x soundsoviel zu bezahlen, wenn ich jetzt diese Ware bekomme, oder ich verspreche einen Teil des von König Rufus versprochenen Geldes auszuzahlen, wenn Du mich auf dem Kreuzzug begleitet hast.)
Eine andere Möglichkeit ist, dass die Mark ja zugleich eine Gewichtseinheit war und es gleichgültig war, ob in gemünztem Geld oder in Hacksilber (oder silbernem Besteck, Kronleuchter, Gürtelschnallen, etc.) bezahlt wurde, wichtig war, dass die Menge stimmte. Vermünzen konnte es der Normanne dann immer noch selbst (bzw. einfach die Gürtelschnalle zum Bezahlen nehmen). Bis weit in das 19. Jhd hinein war es üblich, den Spargroschen nicht in gemünztem Silber, sondern in silbernen Gegenständen (Besteck, silberne Kaffekannen und Kerzenleuchter) aufzubewahren. Meiner Großmutter war das noch nach dem Kriege wichtiger als Geld auf der Bank
. Aus dem frühen 17. Jhd. gibt es einen Bericht, dass der hessische Landgraf sein gesamtes Tafelsilber in die Münze gegeben hat, um den durch die Münzverschlechterung verursachten Mangel an guten Talern zu beheben. Seine Nachfolger haben die Münzen dann wieder genommen und eingeschmolzen, um Tafelsilber daraus zu machen
.
Es grüßt freundlichst Dietemann