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BeitragVerfasst: 1. Apr 2010, 18:19 
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Derzeit habe ich das Vergnügen, an einem Projekt zu sitzen, bei dem folgende Frage auftaucht: Als 1097 der normannische Herzog Wilhelm zum Kreuzzug aufbrach, fehlte ihm Geld. Er verpfändete sein Herzogtum an seinen Bruder, den König von England, William II. Rufus (1087-1100). Der wiederum zahlte dafür 10.000 Mark, sagen die Quellen. Unter Mark wurde im frühnormannischen England 2/3el des Pfundes, also 160 Pennies verstanden. Der Penny war die einzige existierende Münzsorte, der englische König brauchte also 1.600.000 Stück davon im Jahr 1097. In betracht kommen die Spink Nrn. 1260, 1261. Nur: diese Stücke sind genauso selten, wie die anderen Pennies dieses Königs. Wo sind sie hin? Oder wurde doch in anderer Münze bezahlt? - Grüße, KarlAntonMartini


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BeitragVerfasst: 1. Apr 2010, 22:43 
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Hofrat

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Ich vermute, dass damals das Buchgeld ein große Rolle gespielt hat. Unser heutiges Geld besteht ja auch zum größten Teil aus Bankguthaben, das Münz- und Papiergeld macht davon nur einen kleinen Teil aus.
In den Akten (geläufig sind mir die allerdings erst aus dem 13. Jahrhundert) sind Hypothekenbriefe häufig und manchmal eben auch sonstige Zahlungsversprechungen, aus denen ich geschlossen habe, dass damals sehr viel mehr Buchgeld umlief, als wir uns heute vorstellen können (in der Art ich verspreche am soundsovielten des Jahres x soundsoviel zu bezahlen, wenn ich jetzt diese Ware bekomme, oder ich verspreche einen Teil des von König Rufus versprochenen Geldes auszuzahlen, wenn Du mich auf dem Kreuzzug begleitet hast.)

Eine andere Möglichkeit ist, dass die Mark ja zugleich eine Gewichtseinheit war und es gleichgültig war, ob in gemünztem Geld oder in Hacksilber (oder silbernem Besteck, Kronleuchter, Gürtelschnallen, etc.) bezahlt wurde, wichtig war, dass die Menge stimmte. Vermünzen konnte es der Normanne dann immer noch selbst (bzw. einfach die Gürtelschnalle zum Bezahlen nehmen). Bis weit in das 19. Jhd hinein war es üblich, den Spargroschen nicht in gemünztem Silber, sondern in silbernen Gegenständen (Besteck, silberne Kaffekannen und Kerzenleuchter) aufzubewahren. Meiner Großmutter war das noch nach dem Kriege wichtiger als Geld auf der Bank :) . Aus dem frühen 17. Jhd. gibt es einen Bericht, dass der hessische Landgraf sein gesamtes Tafelsilber in die Münze gegeben hat, um den durch die Münzverschlechterung verursachten Mangel an guten Talern zu beheben. Seine Nachfolger haben die Münzen dann wieder genommen und eingeschmolzen, um Tafelsilber daraus zu machen :cry: .

Es grüßt freundlichst Dietemann


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BeitragVerfasst: 1. Apr 2010, 23:25 
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Ja, das mit dem Buchgeld habe ich mir auch überlegt. Aber: Buchgeld setzt doch Zivilisation voraus. Und im elften Jahrhundert auf dem Balkan und in Anatolien? Wenn man da Hafer und Heu fürs Roß brauchte, wäre doch gemünztes Silber sehr praktisch gewesen. Und von den Kreuzfahrerstaaten gibts ja reichlich Münzgeld. Aber - wie gesagt - ich frage nur. Übrigens wäre es um die Menge von gut 2,2 Tonnen Feinsilber gegangen, schon ein kleines logistisches Problem.


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BeitragVerfasst: 1. Apr 2010, 23:35 
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Hofrat

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Wohnort: Backnang in Süddeutschland
Ich bin sicherlich kein Experte, aber ich vermute, dass in Sachen Kaufmannswirtschaft der Balkan und die Türken den Mitteleuropäern der damaligen Zeit haushoch überlegen waren. Und die venizianischen Händler waren überall.

Es grüßt freundlichst Dietemann


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BeitragVerfasst: 2. Apr 2010, 09:55 
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Die Kreuzritter zahlten sicher nicht für Hafer und Heu.

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BeitragVerfasst: 2. Apr 2010, 10:57 
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Afrasi hat geschrieben:
Die Kreuzritter zahlten sicher nicht für Hafer und Heu.


In Feindesland sicher nicht mehr, aber bis Ungarn mußte man sich halbwegs zivilisiert verhalten. Die Juden hatte schon ein halbes Jahr vorher der Bauernkreuzzug geplündert, da war nichts zu holen.


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BeitragVerfasst: 21. Jul 2010, 11:31 
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Doktor
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In, aeh, Dingenskirchen steht etwas ueber eine Reise nach Italien, auf der Geld in Form von Barren mitgenommen wird um diese dann bei Bedarf in oertliche Zahlungsmittel umzutauschen.

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kitty mea felis duodeviginti annos nata requiescat in pace. laeta gaudiumque meum erat. desiderio eius angor.


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