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BeitragVerfasst: 18. Okt 2009, 10:35 
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Wirklicher Hofrat

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Frankreich ist bisher im Forenbereich Europa leider noch arg unterrepräsentiert. Ich möchte deshalb hier mal ein Vierteljahrhundert französischer Geschichte anhand von vier interessanten Münzen Revue passieren lassen. Sie spiegeln eine Periode von Umwälzungen, deren Folgen für uns bis heute spürbar sind. Hier also ein paar Zeitzeugen.

Constitution 1791 - 1792 oder die Revolution entlässt ihre Kinder. Louis XVI. wird Bürgerkönig.
12 DENIERS type FRANÇOIS, 1791 A (Paris), An 3
Glockenmetall, ca. 10 - 12 g, 27 -29 mm, Graveur Duvivier, Gadoury 15
Der Typ gehört auch heute noch zu den häufigen Stücken. In ansprechender Erhaltung ist er jedoch deutlich schwerer zu finden. Eingezogen wurde er erst 1848, d.h. die Mehrzahl war ein gutes halbes Jahrhundert im Umlauf.

Direktorium 1795 - 1799 oder die Revolution frisst ihre Kinder. Ein kleiner General arbeitet an seiner Karriere.
2 DÉCIMES An 4 (1795-96) A (Paris)
Kupfer, ca. 20 g, 31 mm, Kreuzband-Rand,Graveur Dupré, Gadoury 300.
Lt. Gadoury ein ziemlich rarer Typ, obwohl ursprünglich mehr als 15 Millionen Stück geprägt wurden. Er wurde bereits im Oktober 1796 wieder aus dem Zahlungsverkehr gezogen, und das Gros wurde überprägt bzw. eingeschmolzen.

Erstes Kaiserreich 1804- 1814 oder Aufstieg und Fall Napoléons I-er
5 CENT. 1808 BB (Strasbourg)
Kupfer 8 g, 28 mm, Graveur Tiolier, Gadoury 127.
Ein merkwürdiger Typ, nur in diesem Jahr und nur in Strasbourg geprägt. Gadoury bietet keine weiteren Angaben, notiert ihn aber sehr hoch. Craig vermerkt "No. 149 is thought to be an essay which saw circulation" und bewertet ihn mit 3,- US $. Mein alter Schön / Cartier (Ausgabe 1977) gab ihm eine Sonder-Nr. S#A36 und notiert 700,- DM. Anscheinend gehen / gingen die Meinungen zu diesem Typ sehr auseinander.

Erste Restauration 1814 - 1815 oder Versuch Louis XVIII. einer Rückkehr zu den Verhältnissen vor der Revolution.
5 CENT. MONNAIE OBSIDIONALE, ANVERS 1814
Kanonenbronze, ca. 12 g, 30 mm, Graveure Jean Louis Gagnepain und Van Goor, Gadoury 131.
Eine Belagerungsmünze, geprägt während der Belagerung von Antwerpen, und so sieht sie auch aus. Diese Belagerung durch die Verbündeten dauerte vom Februar bis Anfang Mai und endete nach der Restauration mit der Übergabe der Stadt.

Es würde in diesem Rahmen zu weit führen, das gesamte historische Umfeld dieser Münzen auch nur ansatzweise zu umreissen. Deshalb habe ich mich auf die münzlichen Repräsentanten beschränkt. Wer mag, kann sich ja weiter informieren.

Gruß klaupo


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BeitragVerfasst: 18. Okt 2009, 11:08 
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Lieber Klaupo!

:whow: , werde heute mal nachsehen, ob meine französischen Stückerln so weit zurückreichen, das eine oder andere Stück habe ich aber im Hinterkopf, dass ich euch zeigen werde können.

Klosterschüler

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BeitragVerfasst: 18. Okt 2009, 11:18 
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Hallo klaupo.!
Diese *französischen 25 Jahre* sind zusammen mit den 100 römischen Jahren ( 133 bC -- 31 bC ) wohl mit der interessanteste Geschichts-Abschnitt.
Klar.:
Auch numismatisch.
Eine kleine Zwischen-Bemerkung will ich aber machen.:
zur 2.Münze hast du geschrieben.:
**Direktorium 1795 - 1799 oder die Revolution frisst ihre Kinder. Ein kleiner General arbeitet an seiner Karriere.
2 DÉCIMES An 4 (1795-96) A (Paris)**
Meine Meinung.:
Die Revolution hat ihre Kinder schon VORHER gefressen.:
In der Zeit des Terrors.
Dieses Direktorium kam zeitlich danach, weil *man* nach den Blutströmen der Guillotine auf einmal *satt von Blut * war und *aufgewacht* ist...und damit aufhörte.
Anbei.:
Ein höchst interessantes Motto dieser Zeit des Terrors.:
**Terror für das Gute** -- ausgegeben von einem Rechtsanwalt...
#################
ABER.: Eine hochinteressante Zeit -- nicht nur geschichtlich...auch numismatisch. :appaus:

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BeitragVerfasst: 18. Okt 2009, 11:43 
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Es gab auch eine Serie attraktiver Notgeld Emissionen der Gebrüder Monneron (geprägt in England) in diesen wilden Jahren, u.a.:

Bild

Monneron Frès, Jeton/Token, Augustin Dupré (1748-1833), Birmingham, Soho mint, 1791 AD.,
Æ Monneron de 2 Sols (32 mm / 17,74 g),
Obv.: LIBERTE - SOUS LA LOI / L´AN III DE LA / LIBERTE. / DROIT / DE / L´HOMME / ARTIC / V. , la France is seated with a cock and a liberty pole with a liberty bonnet on a spear - Liberté assise à gauche, appuyée sur la Déclaration des droits de l'Homme : DROITS / DE / L'HOMME / ARTIC. / V. Elle tient une pique surmontée d'un bonnet phrygien ; derrière un coq sur une colonne.
Rev.: MONNERON FRERES NEGOCIANS A PARIS / MEDAILLE / DE CONFIANCE / DE DEUX SOUS A / ECHANGE CONTRE / DES ASSIGNATS DE / 50L ET AU DESSUS. / 1791 , legend and seven lines text - légende et texte en sept lignes.
On the edge: BON POUR BORD MARSEIL • LYON ROUEN•NANT ET STRASB •
Hen. 342 ; VG.233 ; Maz.153 ; Br.217c .

The Monneron family was a French family of businessmen and politicians, best known for the Monneron brothers.
It originated in the small village of Ampurany near Tournon-sur-Rhône, but set up shop in Chanos since 1550. Antoine Monneron and his wife Barbe Arnault had 20 children, 8 dying in infancy. They lived successively in Antibes, Tournon (1737), and Annonay (1739) where Antoine bought the position of receiver of the grenier à sel tax. Antoine was also lawyer to the Parlement and controller-general of the Fermes du Roi to the Parlement d'Antibes.
Les Frères Monneron was built up in England by Matthew Boulton, thanks to the steam engine of James Watt, producing 2 and 5 sols coins in great quantities in the Soho factory in Birmingham from the end of 1791.
These pieces of necessity money eased the coinage shortage then current in France and their technical and aesthetic quality was much superiour to mediocre base metal issues produced by official sources.
In March 1792, the Monnerons went bankrupt and Pierre fled. His brother Augustin took over the business, but a law of 3 May 1792 forbade the production of money by private concerns. In September a decree forbade the commercialisation of confidence-coins. These necessity coins were in circulation until the end of 1793.

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BeitragVerfasst: 18. Okt 2009, 12:36 
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Hallo Arminius and ALL.!
Von diesen Monneron-Stücke gibt es auch Ausgaben für --->> MAURITIUS.!
Auf ihnen steht.: *Port Louis*
WENN einer so ein Stück hat oder weiß, wo es ist.: BITTE melden.!
Sorry.:
Aber diese Anmerkung gehört hierhin.!

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BeitragVerfasst: 18. Okt 2009, 22:02 
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Lieber Klaupo!
Liebe Freunde!

In dieser Reihe außergewöhnlicher Münzen getrau ich mich kaum, diesen mäßig erhaltenen 1/2 Franc zu zeigen.
1/2 Franc 1810A (=Paris), S#39, KM#691.1, 18mm, 2,42g
Ist das der Hahn des Münzmeisters(?) (bis 1821)

Euer Klosterschüler


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BeitragVerfasst: 19. Okt 2009, 11:10 
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Professor
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Hallo Klosterschueler.!
Nach m.W. steht der Hahn für den Namen des Münzmeisters. Diese haben sich ( bei Fr. immer ) irgendwelche Symbole -- nicht nur Tiere -- gewählt.

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BeitragVerfasst: 19. Okt 2009, 19:49 
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Wirklicher Hofrat

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Lieber Klosterschüler,

dein Napoleon ist eindeutig bestimmbar, da sollten dich die Umlaufspuren nicht stören. In meiner Sammlung liegen etliche Münzen in vergleichbarer Erhaltung, und ich freue mich dran. Der Hahn auf deinem Demi-Franc ist übrigens das Mzz. von Ch.-Pierre De l’Espine, Directeur der Pariser Münze von AN 5 (1793) bis 1821. Er hat also anscheinend die ganzen epochalen Umwälzungen der damaligen Zeit unbeschadet überstanden.

Einen Hahn kann ich auch vorstellen, nur ist es hier kein Mzz. sondern der gallische Hahn neben dem geflügelten Genius, der auf eine Tafel die Verfassung (Constitution) schreibt. Dieses Münzbild von Dupré (als "Type Génie" bezeichnet) wurde sowohl in der 2. Republik (1848-1849) als auch in der 3. Republik (1871-1898) für die Prägung von Goldmünzen erneut aufgegriffen.

Constitution 1791 - 1792
ÉCU de 6 Livres type FRANÇOIS, 1792 I (Limoges), An 4
Silber 916%, 29,48 g, 39 mm, Graveur Dupré, Gadoury 55.

Dieser Typ ist insofern interessant, weil er noch nach Abschaffung des Königtums und sogar über die Hinrichtung des Königs am 21. Januar 1793 hinaus bis Ende März des Jahres weitergeprägt wurde. Es wurden Unmengen geprägt - ca. 23 Millionen Stück. In den Umlauf gelangte der Typ jedoch nur in weit geringerem Umfang: Goldschmiede schmolzen große Mengen ein, und Spekulanten zogen die Münzen vom Markt ab, da der Metallwert weit über dem Wert des Nominals lag.

Gruß klaupo


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BeitragVerfasst: 20. Apr 2010, 09:34 
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Wirklicher Hofrat

Registriert: 26. Mai 2009, 21:47
Beiträge: 1035
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Die kleine Münze, die ich hier zeigen möchte, paßt ganz gut in die Zeit dieses Threads. Warum also einen neuen eröffnen? Eine leichte Übung für die kleinen grauen Zellen also, denn hier stimmt was nicht! Viel Spaß!

Gruß klaupo


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BeitragVerfasst: 20. Apr 2010, 22:19 
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Mitglied der geheimen Hofkammer
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Registriert: 19. Mai 2009, 22:29
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Wohnort: in den kranichüberfluteten Weiten der Diepholzer Moorniederung
Moin!

Der Hahn gehört eigentlich zu Herrn De l'Espine nach Paris. Das Garbenbündel von Herrn Dubois ist das eigentlich zu erwartende Münzzeichen bei Straßbourg.

Vielleicht ist Herrn De l'Espine zwischenzeitlich der Boden in Paris doch zu heiß geworden ... :mrgreen:

Aber warum diese Variante existiert, weiß ich ernsthaft auch nicht.

Tschüß, Afrasi

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