Bleiben wir noch ein wenig in der Schweiz. Das folgende Stück wird im KM als 1/4 Thaler angesprochen (Beromünster, KM#2 - Rare), der Schön erwähnt die Prägungen des Michaelsstiftes nicht, und Ursula Kampmann bezeichnet sie als Medaillen. Wie dem auch sei, es sind schöne und interessante Gepräge.
Dateianhang:
1720-ND_Michaelspfennig_Beromuenster_Inwyler_41_n.jpg [ 103.52 KiB | 20098-mal betrachtet ]
Zitat:
BEROMÜNSTER -Chorherrenstift. 1/2 Michaelspfennig (Halbgulden) o.J. (um 1710, Stempel von Ulrich Brupacher, beidseitig signiert U.B.). Av. BERO COM(ES). DE LENZB(VRG). FVNDA(TOR). ECCL(ESIAE). BERON(ENSIS) 720 - d.h. Bero, Graf von Lenzburg, Gründer von Beromünster 720. Von Helm mit Pfauenstoß bekrönte, ovale Wappenkartusche // Rv. COLLEG(IVM). BERO(NENSE). SVIS. BENEV(OLIS). D(ONO). D(EDIT) d.h. Vom Kollegium Beromünsters seinen Wohltätern als Geschenk übereignet. Der Erzengel Michael mit gezacktem Blitz und Ovalschild mit der Aufschrift QVIS VT DEVS (d.h. Wer ist wie Gott) erschlägt den nach rechts gewendeten Drachen. Inwyler 41. 6,54 g, 28,5 mm.
Das Chorherrenstift von Münster wurde im 10. Jahrhundert von den Aargauer Grafen und deren Erben den Grafen von Lenzburg gegründet und reich beschenkt. Als Schirmvögte amteten später die Grafen von Habsburg. Nach der Eroberung des Aargaus durch die Eidgenossen (1415) geriet das Kollegiatsstift in den Einflussbereich Luzerns. Ab 1482 stammen alle Pröbste und die meisten Chorherren aus dem Luzerner Patriziat. 1601 erhielt das Stift vom Rat in Luzern das Recht Pfennige zu prägen, welche den Wert eines Luzerner Guldens hatten. Die verlustbringende Prägung guter Münzen konnte sich das reiche Stift, im Gegensatz zur Stadt Luzern, durchaus leisten. 40 Gulden gingen jeweils als Kontribution an den Inneren Rat der Stadt Luzern. Die Chorherren, Amtsträger und Bediensteten erhielten ihre Jahrgelder jeweils am St. Michaelstag, dem 29. September, anlässlich des jährlich stattfindendem Stiftungsfests Beromünsters. Bei diesem Anlaß wurden Michaelspfennige auch an fahrende Musikanten ausgegeben, die bei dem Fest aufspielten. Auch als Schulprämien wurde eine gewisse Anzahl bereitgestellt. Die jährlichen Kosten für die Münzprägung sollen ca. 2000 Gulden betragen haben. Im Gegensatz zu den silbernen Gulden und Halbguldenstücke wurden äusserst seltene goldene Pfennige im Mehrfachwert der silbernen Guldenstücke nur an hohe Besucher wie dem päpstlichen Nuntius aus Luzern verteilt.
Text nach
- Hess Divo AG, Auktion 323, Los 33, 30.Mai 2013
- Karl Gustav Ritter von Schulthess Rechberg, Thaler Cabinet: Beschreibung aller bekannt gewordenen Thaler der Bischöfe, Ordensmeister, Aebte, Proebste und Aebtissinnen etc., Wien 1846, p. 333 ff. Beromünster.
Gruß klaupo