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 Betreff des Beitrags: Münzen um 1200
BeitragVerfasst: 10. Nov 2016, 19:30 
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Liebe Numismatik-Freunde

Ich bin leider ein absoluter Laie auf eurem Gebiet. Für meinen historischen Roman müsste ich allerdings wissen, welche Währung im Raum Wertheim um1200 gebräuchlich war. Pfennige aus Nürnberg? Bamberg? Würzburg? Wie gross waren überhaupt die Währungsgebiete? Waren beispielsweise in Worms schon wieder andere Pfennige (oder eine ganz andere Währung) gebräuchlich?

Besitzt jemand von Euch vielleicht eine Münze aus dieser Zeit?

In der Hoffnung, dass mir jemand weiterhelfen kann, grüsst
Herzeloyde


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 Betreff des Beitrags: Re: Münzen um 1200
BeitragVerfasst: 10. Nov 2016, 21:54 
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Herzeloyde hat geschrieben:
Liebe Numismatik-Freunde

Ich bin leider ein absoluter Laie auf eurem Gebiet. Für meinen historischen Roman müsste ich allerdings wissen, welche Währung im Raum Wertheim um1200 gebräuchlich war. Pfennige aus Nürnberg? Bamberg? Würzburg? Wie gross waren überhaupt die Währungsgebiete? Waren beispielsweise in Worms schon wieder andere Pfennige (oder eine ganz andere Währung) gebräuchlich?

Besitzt jemand von Euch vielleicht eine Münze aus dieser Zeit?

In der Hoffnung, dass mir jemand weiterhelfen kann, grüsst
Herzeloyde


Hier kannst du dich etwas einlesen: https://www.historisches-lexikon-bayern ... _(bis_1800)#Ausbildung_von_W.C3.A4hrungsgebieten_im_Reich
Grüße, KarlAntonMartini


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 Betreff des Beitrags: Re: Münzen um 1200
BeitragVerfasst: 11. Nov 2016, 11:16 
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Hallo KarlAntonMartini

Danke für den Link. Den Artikel kannte ich schon, er hat gewissermassen meine Frage provoziert.

Emmering schreibt:
Zitat:
In jedem Währungsgebiet gab es in der Regel einen Münzherrn, der es dominierte oder dessen Territorium dem Währungsgebiet entsprach.


und weiter:
Zitat:
Ein eindrucksvolles Zeugnis für den Stand, der auf dem Höhepunkt der sog. Periode des regionalen Pfennigs (um 1200) erreicht war, sind die Reiserechnungen Bischof Wolfgers von Passau (reg. 1191-1204), des späteren Patriarchen von Aquileja (reg. 1204-1218). Hier werden Regensburger, Passauer, Augsburger (mit Donauwörther und Schongauer) und Nürnberger Pfennige genannt und durch die verzeichneten Wechselgeschäfte auch in ihrem Wertverhältnis zueinander erkennbar.


Jetzt habe ich allerdings keine Ahnung, zu welchem Währungsgebiet die Orte Worms und Wertheim in der Zeit um 1200 gehörten und wie gross ich mir diese Währungsgebiete überhaupt vorstellen muss. War ein Pfennig, der zum Beispiel in Wertheim im Umlauf war, schon in Worms nicht mehr geläufig? Bzw. musste, wer weit reiste, in jeder Stadt seine Währung umtauschen?

Die Belege für Geldwechsler im Parzival scheinen darauf hinzuweisen, dass der Geldtausch ein veritabler Geschäftszweig war. Nur wie ich mir das konkret vorstellen muss, ist mir noch nicht klar.


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 Betreff des Beitrags: Re: Münzen um 1200
BeitragVerfasst: 11. Nov 2016, 12:15 
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In der Zeit der regionalen Pfennige wurden die Währnungsgebiete klein, jeder Münzherr unterdrückte fremde Prägungen und ließ eigene oft mehrfach in einem Jahr zurückrufen, wobei der Einlöser weniger neue Pfennige bekam als er alte abgegeben hatte. Ein Art Geldumlaufsteuer also. Ab 1200 trat parallel dazu mit dem Haller Pfennig der erste "ewige" Pfennig, bei dem Verrufungen ausgeschlossen waren. Die verschiedenen Pfennige wurden von den Geldwechslern auf der Basis ihres Silberwertes getauscht, wobei natürlich ein Preis für das Wechseln gezahlt werden mußte und obendrein Manipulationen an der Tagesordnung waren. Größere Transaktionen wurden damals in Ermangelung von Gold- oder Großsilbermünzen mit Silberbarren gemacht. Grüße, KarlAntonMartini


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 Betreff des Beitrags: Re: Münzen um 1200
BeitragVerfasst: 11. Nov 2016, 12:19 
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Hallo Herzeloyde,
die Zeit, die Dich hier interessiert, ist die Zeit des Regionalen Pfennigs, d.h. es hatten inzwischen viele Fürsten, Bistümer, Klöster u.a. vom König das Recht erhalten, Münzen zu prägen. Diese Münzen liefen in der jeweiligen Region als gültige um. Wechselte man das Münzgebiet, mußte umgetauscht werden.
Geprägt wurden Pfennige, entweder als Denare (zweiseitig geprägt) oder als Brakteaten (einseitig geprägt und dünn). Ob Denar oder Brakteat hing von der Region und der Zeit ab. Gelegentlich wurden auch Hälblinge geprägt, also halbe Pfennige. Bei Brakteaten schnitt man oft Hälblinge durch Teilung des Pfennigs. Es liefen auch Goldmünzen um, aber das waren Importe aus Byzanz; eigene Prägungen in Gold gab es zu dieser Zeit in Deutschland nicht.
Welches Geld speziell in Wertheim umlief? Da müssen wohl die Heimatsammler antworten. Wertheim war eine Grafschaft, die aber erst im 14. Jhd. Münzrecht erhielt. Wer war der Lehnsherr der Grafen um 1200? Unterstand es dem Bistum Würzburg oder?
Gruß ischbierra


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 Betreff des Beitrags: Re: Münzen um 1200
BeitragVerfasst: 11. Nov 2016, 13:43 
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Wertheim war Würzburger Lehen, da wird wohl auch Würzburger Geld umgelaufen sein. Worms war Reichsstadt und hatte eine Münzstätte, der auch das ausschließliche Recht des Geldwechsels zustand. Grüße, KarlAntonMartini


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 Betreff des Beitrags: Re: Münzen um 1200
BeitragVerfasst: 11. Nov 2016, 13:45 
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Hallo KarlAntonMartini und Ischbierra

Danke, dass ihr Euch meinem Problem annehmt! Ich entnehme Euren Antworten, dass auf Reisen also auf jeden Fall getauscht werden musste, sofern man mit Geld bezahlen wollte. Das hilft mir schon sehr weiter.

Zitat:
Die verschiedenen Pfennige wurden von den Geldwechslern auf der Basis ihres Silberwertes getauscht, wobei natürlich ein Preis für das Wechseln gezahlt werden mußte und obendrein Manipulationen an der Tagesordnung waren.

Das bedeutet für mich im Umkehrschluss, dass sich das Wechseln nur bei grossen Beträgen lohnte und kaum einzelne Pfennige gewechselt wurden (weil der Kunde ja sonst den Wechselkurs gar nicht hätte bezahlen können).

Zitat:
Gelegentlich wurden auch Hälblinge geprägt, also halbe Pfennige.

Das wäre gleich meine nächste Frage gewesen. :) Danke für die Antwort!

Zitat:
Bei Brakteaten schnitt man oft Hälblinge durch Teilung des Pfennigs.

Hatten diese Münzen eine Sollbruchstelle? Oder wie "schnitt" man die konkret?

Zitat:
Wertheim war eine Grafschaft, die aber erst im 14. Jhd. Münzrecht erhielt. Wer war der Lehnsherr der Grafen um 1200? Unterstand es dem Bistum Würzburg oder?

Ja zum Teil. Stadt und Burg Wertheim, plus einige Ländereien, waren Allodialbesitz. Graf Poppo I, wie auch später sein Sohn, hatte allerdings in der Nähe von Wertheim und Bronnbach mehrere würzburger Lehen, dazu die Burgen Freudenberg und Laudenbach mit einigen Höfen.
Legt das den Schluss nahe, dass in Wertheim Würzburger Münzen im Umlauf waren?

Edit:
Zitat:
Wertheim war Würzburger Lehen, da wird wohl auch Würzburger Geld umgelaufen sein. Worms war Reichsstadt und hatte eine Münzstätte, der auch das ausschließliche Recht des Geldwechsels zustand.

Danke für den Hinweis! Dann kann ich auf jeden Fall davon ausgehen, dass in den beiden Städten unterschiedliche Münzen im Umlauf waren.


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 Betreff des Beitrags: Re: Münzen um 1200
BeitragVerfasst: 11. Nov 2016, 14:07 
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Wirklicher Hofrat

Registriert: 2. Jun 2010, 13:03
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Hier findest Du Denare aus verschiedenen Zeiten, die in Würzburg geprägt wurden: https://www.acsearch.info/search.html?t ... 0&company=
Für Worms habe ich jetzt auf die Schnelle keine Stücke aus der Zeit um 1200 gefunden.
Gruß ischbierra


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 Betreff des Beitrags: Re: Münzen um 1200
BeitragVerfasst: 11. Nov 2016, 14:24 
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Hallo Ischbierra

Kannst du Gedanken lesen? Gerade habe ich (wenig erfolgreich) nach Bildern gegoogelt. :book:
DANKE!

P.S. Nur um sicher zu sein: Denar und Pfennig ist das gleiche?


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 Betreff des Beitrags: Re: Münzen um 1200
BeitragVerfasst: 11. Nov 2016, 17:27 
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Registriert: 25. Mai 2009, 15:22
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Herzeloyde hat geschrieben:
Hallo Ischbierra

Kannst du Gedanken lesen? Gerade habe ich (wenig erfolgreich) nach Bildern gegoogelt. :book:
DANKE!

P.S. Nur um sicher zu sein: Denar und Pfennig ist das gleiche?


Ja. Grüße, KarlAntonMartini


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