Numismatik-Cafe
https://numismatik-cafe.at/

Schweizer Archäologen entdecken römischen Hafen
https://numismatik-cafe.at/viewtopic.php?f=34&t=2618
Seite 1 von 1

Autor:  justus [ 27. Jul 2010, 07:52 ]
Betreff des Beitrags:  Schweizer Archäologen entdecken römischen Hafen

Schweizer Archäologen entdecken möglicherweise römischen Hafen

In Studen, wo die Überbauung Wydenpark entsteht, graben die Archäologen. Sie stiessen nun auf Gräber, Fragmente eines römischen Hafens und einer Strasse, die vermutlich zur Siedlung Petinesca gehörten.

Dateianhang:
312084.jpg
312084.jpg [ 29.93 KiB | 5599-mal betrachtet ]

Photo: Sterbliche Überreste eines Römers. Er war möglicherweise ein Sklave, wie das armselige Trinkgefäss im Grab zeigt. (Bild: Andreas Blatter)

Der Laie sieht im Boden bloss verschiedene Erd- und Kiesschichten. Die Archäologen haben Erklärungen dafür, und plötzlich entsteht vor dem geistigen Auge ein Stück altes Rom. Das Areal Wydenpark, das in Studen demnächst überbaut werden soll, liegt vor den Toren der ehemaligen römischen Militärsiedlung Petinesca. Zu Petinesca gehörten gut erhaltene Wälle aus der Keltenzeit. Es lag an einem alten Aarelauf. Das Gelände soll aber bis 2013 überbaut sein. Geplant sind eine Seniorenresidenz mit 20 Wohnungen und 15 Zimmern, 52 Mietwohnungen und 4700 Quadratmeter Gewerbefläche.

Gut erhaltenes Holz

Seit November 2009 führt der Archäologische Dienst des Kantons Bern (ADB) auf dem Wydenareal Grabungen aus. Kurz vor Abschluss der ersten Etappe stiess man nun auf Reste massiver K0nstruktionen aus Eichenholz. Damit sei die Vermutung bekräftigt, dass in Studen ein römischer Hafen gewesen sein könnte, sagte gestern René Bacher, Bereichsleiter römische Epoche beim ADB. Es habe sich gezeigt, dass das etwa 10'000 Quadratmeter grosse Gelände zu Zeiten der Römer rege genutzt worden sei. Daraufhin weisen grosse Mengen von Keramik-, Metall- und Tierknochenfunden.

Damm und Strasse

Unter dem Wydenpark liegt ein alter Aarelauf. An seiner Westseite sind ein Damm und eine Strasse. Dies ist für das ungeübte Auge allerdings kaum zu erkennen. Projektleiterin Regula Gubler hat auf dem Kies farbig Stellen markiert, wo Pfähle im Boden stecken. Vollständig erhalten sind die Holzkonstruktionen nur im Grundwasser. Für Fachleute ist es einfach, das Alter von Holz zu bestimmen, vor allem bei Eichen, deren Jahrringe im Wasser über viele Jahrhunderte erhalten bleiben.

Gräber am Strassenrand

Ein Damm wurde als künstliche Erhöhung des Flussufers aufgeschüttet. Er besteht aus Erde, Kies und Kalkbruchsteinen. Gegen die Strasse hin stützen Pfähle und Balken aus Eichenholz die Verbauung. Am Fuss des Damms fanden die Archäologen drei Gräber. Eines davon weist auf eine Brandbestattung hin, die allerdings nur unvollständig durchgeführt worden ist. Die Fachleute vermuten, dass es sich bei den Begrabenen um arme Menschen handelte, möglicherweise Sklaven, die beim Bau der Strasse mitwirkten. Domenic Rüttemann kann sich vorstellen, dass sich die Hinterbliebenen nicht einmal das Holz für die Kremation leisten konnten. Die menschlichen Knochen werden entfernt und wissenschaftlich untersucht.

Spuren der Flussschifffahrt

Die Grabungen werden weitergeführt. Allerdings so, dass die Bauarbeiten ungehindert fortgesetzt werden können. Falls in der kommenden Grabungsetappe auch an der Wasserfront des Dammes ähnliche Holzkonstruktionen zum Vorschein kämen, ergäbe sich die Form einer römischen Hafenmole. Die Archäologen hoffen, im ehemaligen Aarebett, das gut drei Meter unter der heutigen Oberfläche liegt, mehr über die Hafenanlage und die römische Flussschifffahrt zu erfahren. Das bisher geborgene Material erlaubt eine grobe Datierung vom 2. bis in die erste Hälfte des 3.Jahrhunderts nach Christus.

Quelle: Berner Zeitung

Seite 1 von 1 Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde
Powered by phpBB® Forum Software © phpBB Group
https://www.phpbb.com/