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Münzreform bzw- Convention 1753
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Autor:  Klosterschueler [ 25. Mai 2010, 19:25 ]
Betreff des Beitrags:  Münzreform bzw- Convention 1753

Liebe Freunde!

Ich versuche gerade die Sinnhaftigkeit der Münzekonvention zwischen Österreich und Bayern zu kapieren.
Dazu findet sich im Zöttel folgender inhaltsschwere Satz.

Kann mir den jemand erklären?
Zitat:
Scheidemünzen wurden im 25-Guldenfuß geprägt (d.h. aus einer Mark Silber zu 234g wurden 25 Gulden á 60 Kreuzer geprägt).
Endzweck der Münzkonvention von 1753 war es, die Diskrepanz zwischen Taler und Scheidemünzen zu beseitigen 1).
Sank der Feingehalt der Scheidemünzen, so warbisher der Kurswert des Talers gestiegen; behielt der Taler hingegen seinen fixen Kurswert, so wurde er eingeschmolzen und zu Scheidemünzen umgeprägt.
Auch die Münzreform Maria Theresias konnte keinen einheitlichen Talerkurs erzwingen, der Wert blieb mit dem wechselnden Silberkurs verknüpft.


1) Das erscheint mir klar: Die Kreuzer wurden nach dem 20-Guldenfuß geprägt, da ist der Unterschied zu den Scheidemünzen größer.

Klosterschüler

Autor:  Gerhard Schön [ 26. Mai 2010, 21:14 ]
Betreff des Beitrags: 

Hallo Klosterschüler,

das Reichsoberhaupt hat von der ersten Reichsmünzordnung an für seine habsburgischen Erblande Sonderkonditionen in Form des Quintelprivilegs durchsetzen können. Die kaiserlichen Taler und Teilstücke enthielten stets weniger Silber als die entsprechenden Gepräge der übrigen Reichsstände, hatten aber denselben Kurswert.

War der Reichstaler 1623 zu 90 Kreuzern (also 1½ Gulden) wiederhergestellt, so führte die nachfolgende leichte Inflation (die sich immer im Rechnungsgeld ausdrückt) zu einem steigenden Kurs der (als Münzen vorliegenden und in den Spezifikationen unveränderten) Speziesreichstaler. Ab 1667 waren es (von Kurbrandenburg und Kursachsen ausgehend und in Zinna vereinbart) 105 Kreuzer, ab 1690 dann (von denselben in Leipzig vereinbart) 120 Kreuzer. Dieser Kurs von 1⅓ Talern gleich 2 Gulden für den Speziesreichstaler wurde für so füglich erachtet, dass man bei fortschreitender Inflation nicht mehr darauf verzichten mochte.

Nachdem also der Kurs des Speziesreichstalers auf 120 Kreuzer festgeschrieben blieb, die Kreuzer aber schon weniger wert waren, wollte keiner mehr einen solchen geprägten Taler für diesen Kurs hergeben, an dessen Stelle traten zur Mitte des 18. Jahrhunderts vor allem französische Laubtaler, deren Kurswert frei vereinbart werden konnte. In den habsburgischen Landen wurden die dortigen (wegen des Quintelprivilegs ohnehin leichteren) Speziestaler ab 1748 heimlich noch leichter ausgebracht, bis von ihnen 1750 aus der Kölnischen Mark Feinsilber nicht 9, sondern 10 Stück hergestellt wurden.

Um nun diesen Zustand zu legalisieren und dem neuen leichteren Speziestaler zu 120 Kreuzern zum Durchbruch zu verhelfen, bot Maria Theresia den Reichsständen (zunächst 1753 dem benachbarten Bayern) dieselben Konditionen an und verzichtete damit auf das Quintelprivileg. Es handelte sich somit keinesfalls um eine Währungsreform, denn es wurde lediglich der Materialwert der Speziestaler leicht reduziert, so dass sie sich wieder im Zahlungsverkehr halten konnten.

Gruß,
gs

Autor:  Klosterschueler [ 26. Mai 2010, 22:34 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Münzreform bzw- Convention 1753

Hallo Gerhard!

Auch hier ein herzliches Dankeschön!
Habe mir erlaubt, Deine "Diss" wieder auszugraben und das "Quintelprivileg" nochmals nachzulesen ;)

Klosterschüler

Autor:  payler [ 27. Mai 2010, 11:03 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Münzreform bzw- Convention 1753

Ist die Dissertation irgendwo (öffentlich) zugänglich?

Autor:  Gerhard Schön [ 27. Mai 2010, 13:01 ]
Betreff des Beitrags: 

payler hat geschrieben:
Ist die Dissertation irgendwo öffentlich zugänglich?

http://edoc.ub.uni-muenchen.de/8769/

Gruß,
gs

Autor:  payler [ 27. Mai 2010, 13:31 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Münzreform bzw- Convention 1753

Danke Gerhard! :book:

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