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 Betreff des Beitrags: Vor vierzig Jahren
BeitragVerfasst: 20. Mai 2017, 22:07 
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Mitglied der geheimen Hofkammer
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Vielleicht interessiert es den einen oder anderen, wie anders Münzsammeln vor vierzig Jahren ablief. Mir liegt ein Band der Zeitschrift "Die Münze" vor, damals mit einer stolzen Auflage von 15500 Stück pro Monat wohl die führende Sammlerzeitschrift, aus den Themen läßt sich einiges ablesen.
Man muß bedenken, daß Kataloge für viele Gebiete nicht existierten oder nicht greifbar waren. Die Nutzung fremdsprachiger Literatur war wegen mangelnder Sprachkenntnisse unüblich und die größeren deutschsprachigen Kataloge wie der Schön oder der Jaeger waren vielen Sammlern zu teuer. Es gab dann die preiswerten, schmalen Heftchen von Dietzel mit wenig Informationen, aber immerhin. Eine Sammlerzeitschrift wie die Münze ersetzte für viele Gebiete halbwegs Kataloge und bot eine Plattform für Händler und Sammler.
Das Maiheft 1977 begann mit einem Artikel über Münzen deutscher Länder nach der Reichsgründung aber vor der einheitlichen Reichswährung. Der Wiener Numismatiker Granner stellte Münzen von Kaiser Galba vor. Interessant auch die Anzeigen für moderne Medaillen, Nachprägungen und Zubehör (Der große BEBA-Kasten kostete 99 DM mit zehn Schubern.) Franz Leypoldt stellte ausführlich die Geschichte des Maria-Theresien-Talers vor. Kleinere Artikel behandelten die bischöflichen Münzstätten in Mähren oder die Geschichte des englischen Penny. Über das Bestimmen niederländischer Liards wurde ebenso berichtet wie über die Wiedertäufer und ihre Münzen. Grüße, KarlAntonMartini


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 Betreff des Beitrags: Re: Vor vierzig Jahren
BeitragVerfasst: 21. Mai 2017, 10:28 
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Wirklicher Hofrat

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Ich habe diese Zeitschrift sehr geschätzt ... und schaue noch heute gern hinein. Der damalige Redakteur Hans Meyer war ein sehr engagierter und vielseitiger Sammler, der sogar die Bestimmung von Münzen (gegen Rückporto) anbot. Ich habe dieses Angebot einmal wahrgenommen und erhielt zusammen mit meinen Münzen ein langes freundliches handschriftliches (!) Schreiben von ihm. Vieles von dem, was damals in der "Münze" empfohlen wurde, wird heute als obsolet angesehen. Meine Erwerbsquelle war seinerzeit ein An- und Verkauf vor Ort und gelegentlich ein Einkauf aus den Silberkisten einer Münzhändlerin. Da ich mich auf Weltmünzen eingelassen hatte, habe ich mir den Yeoman und später den Craig zugelegt, die ich heute noch benutze. Manche Länder waren damals unerreichbar, Recherchen zu älteren Münzen waren oft vom Zufall abhängig, und eine Bestimmung konnte Jahre dauern. Die "Münze" hat mir dabei manches "Aha-Erlebnis" beschert. Das Netz hat diese Situation grundlegend verändert: Fast alles an Information und Münzen ist verfügbar ... und die Spannung der Suche ist raus. Mir etwas Wehmut denke ich an die Zeit der "Münze" zurück.

Gruß klaupo


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 Betreff des Beitrags: Re: Vor vierzig Jahren
BeitragVerfasst: 24. Mai 2017, 13:04 
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Doktor

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Ich kann dem nur beipflichten. Ich habe mir mehrere Jahrgänge der " Münze" antiquarisch besorgt und lese immer wieder gern in den Heften.Besonders die Interviewserien mit Händlern und Sammlern gefallen mir.
Der Dietzel, der übrigens aus demelben Haus wie " Die Münze " stammt, war ab 1980 auch meine erste und einzige numismatische Quelle. Ich habe den Katalog ein ums andere Mal aus der Bücherei ausgeliehen. Bei kleinem Format bot er ausserordentlich scharfe Bilder, so dass man sich wirklich ein gutes Bild der einzelnen Münzen machen konnte. Dem Dietzel - und damit auch der " Münze " - verdanke ich es, dass ich noch heute ungefähr alle europäischen Münzen ab 1815 bis ca 1985 ( Einschlafen meiner ersten Sammlerphase ) im Kopf habe. Mein jetztiges Hauptsammelgebiet, das Kaisereich verdanke ich ebenfalls dieser ersten Kataloglektüre. Die Reichsmünzen gefielen mir beim Stöbern stets am besten.


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 Betreff des Beitrags: Re: Vor vierzig Jahren
BeitragVerfasst: 10. Jun 2017, 11:23 
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Mitglied der geheimen Hofkammer
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Werfen wir einen Blick in das Juni-Heft 1977:
Hans Meyer beschäftigt sich mit dem Bestimmen von Vierschlagpfennigen. Er stellt eine interessante Methode vor, die unvollständig ausgeprägten Stempel mit Katalog-Abbildungen zu vergleichen, nämlich mit Hilfe eines viereckigen Ausschnitts gemäß der Größe des Vierschlags in einem Stück Karton. Mit dieser Schablone kann auf dem Katalogbild das wirklich geprägte Teilstück identifiziert werden. (Weiß nicht, ob das etwas bringt, vielleicht hat einer unserer MA-Spezialisten dazu eine Meinung.) Zu den damaligen Preisen berichtet Meyer, daß unbestimmte Stücke um 15 DM, bestimmte Stücke ab 25 DM gehandelt würden.
Granner stellt ausführlich die Münzgeschichte der Söhne Kaiser Konstantins dar.
Reinhold Jordan stellt ein "Vademecum für Primitivgeldsammler" auf.
Frank Fuchs behandelt die Münzen Louis XV. von Frankreich.
Und Hans Meyer stellt den britischen Trade-Dollar mit Auflagezahlen und Zinnmünzen von Trengganu vor.
Gerhard Hochstrasser beschreibt die rumänische Staatswerdung und Münzgeschichte im 19. Jahrhundert.
Kleinere Artikel befassen sich mit einer Phantasieprägung für das "Fürstentum Sealand", dem Wappen des Salzburger Erzbischofs Thun-Hohenstein, der kölner Münzstätte Xanten, Bodenseebrakteaten, der Brüsseler Münzhandlung Terseleer, dem Numismatiker Eduard Fiala
Die vorgestellten Neuerscheinungen gehen ausführlich auf private Medaillen- und Nachprägungen ein. Man hat den Eindruck, daß kaum eine Sparkasse sich nicht am Nachprägen von Talern beteiligte. Wie überhaupt Banken damals stark im Münzhandel waren, hier im Heft wurden Lagerlisten der Bank für Handel und Industrie, der Bayerischen Vereinsbank, der Partin-Bank und der Dresdner Bank neben anderen Münzhändlern aufgelistet.
Grüße, KarlAntonMartini


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 Betreff des Beitrags: Re: Vor vierzig Jahren
BeitragVerfasst: 12. Mai 2018, 18:15 
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Hofrat
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Nicht zu vergessen das ehemals wichtigste aller im Münzhandel tätigen europäischen Banken, die berühmte Schweizer Privatbank "Bank Leu" mit Hauptsitz in Zürich, nicht zu verwechseln mit der neugegründeten 'Leu Numismatik', welche außer der Namensgleichheit nichts mit dem alten Bankhaus zu tun hat.


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 Betreff des Beitrags: Re: Vor vierzig Jahren
BeitragVerfasst: 15. Mai 2018, 15:44 
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Hofrat
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KarlAntonMartini hat geschrieben:
Werfen wir einen Blick in das Juni-Heft 1977:
Hans Meyer beschäftigt sich mit dem Bestimmen von Vierschlagpfennigen. Er stellt eine interessante Methode vor, die unvollständig ausgeprägten Stempel mit Katalog-Abbildungen zu vergleichen, nämlich mit Hilfe eines viereckigen Ausschnitts gemäß der Größe des Vierschlags in einem Stück Karton. Mit dieser Schablone kann auf dem Katalogbild das wirklich geprägte Teilstück identifiziert werden. (Weiß nicht, ob das etwas bringt, vielleicht hat einer unserer MA-Spezialisten dazu eine Meinung.)

Um zu ermöglichen, dass Sammler von barockzeitlichen Talern, römischen Geprägen oder modernen Münzen, mit zumeist perfekten Umschriften, nachvollziehen können, worum es hier geht, möchte ich zuerst einige Zeilen für das sehr komplexe Thema "Vierschlagpfennige" selbst verwenden.
Hatte im vergangenen Jahr das "Vergnügen", zwischen 350 und 400 Wappenpfennige mit Vierschlag zu bestimmen. Stücke von guter Silberqualität, über Schinderlinge bis zu zeitgenössischen Fälschungen. Vom späten 14. Jhdt. bis in die ersten Jahre des 16. Jhdt´s. Die Stücke stammten, bis auf wenige Ausnahmen, alle aus Österreich und Bayern. Nach zusätzlicher Durchsicht eines Numismatikers lag meine Fehlerquote bei rund 1%.
Das Problem bei der Zuteilung des spätmittelalterlichen Kleinsilbers liegt darin, dass durch den Vierschlag, selbst bei gut zentrierten Prägungen, zumeist nur ein Teil des Prägebildes erkennbar ist. Oftmals sind wesentliche Merkmale sehr schlecht sichtbar und die Bestimmung erfolgt vielfach nur über halbe Buchstaben oder unvollständige Beizeichen. Für mich zählt die genaue Zuteilung dieser Vierschlagmünzen zu den schwierigsten Münzbestimmungen überhaupt. Außerdem sind hier die Abbildungen in den Schriftwerken zumeist auch nicht sehr hilfreich, denn hier gibt es selten gute Fotos, noch perfekte Exemplare. Am besten sind noch die händisch gezeichneten Skizzen. Hälblinge, winzige Silberplättchen mit einem Gewicht von knapp über 0,10g bis knapp unter 0,25g und Größen von 9 bis 12 mm, sind da nochmals wesentlich schwieriger zu bestimmen. Manchmal wurden hier auch die Stempel von den größeren Pfennigen zur Prägung verwendet.
Schon alleine deswegen bezweifle ich, dass eine derartige Schablone sehr hilfreich sein könnte. Wenn ich bei einem F d 3 Hälbling von Leuchtenberg-Hals (von dem es mindesten 11 verschiedenen Varianten gibt) beginnen würde, das geprägte "Restbild" im CNA abzudecken, oder bei einem F b 2 von Herzog Ernst, denn man manchmal nur am gebogenen "N" erkennt und bei dem das gotische "E" eigentlich aussieht, wie ein "B" und entweder nach links oder nach rechts schauen kann, dann ist eine teilweise Abdeckung einer Bestimmung sicherlich nicht sehr förderlich.
Eselsbrücken, Schummelzettel oder Schablonen können durchaus für jene Personen hilfreich sein, die sich diese Hilfen ausgedacht haben. Die breite Masse wird aber damit wenig anfangen.
hexaeder

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Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.


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