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BeitragVerfasst: 31. Aug 2009, 20:52 
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Wirklicher Hofrat
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Moin allerseits!

Das wird wohl wieder mal ein längerer Beitrag, wie ich befürchte. Obwohl er zwei Medaillen zum Inhalt hat, habe ich ihn trotzdem bei Afrika gepostet, weil der historische Hintergrund aus meiner Sicht die Hauptrolle spielt. Also: Film ab!

Ich möchte heute mal zwei Unabhängigkeits-Medaillen zu einem afrikanischen Land zeigen, das mir sehr am Herzen liegt. Es geht um Simbabwe, dem ehemaligen Südrhodesien. Seit 1891 war dieses Gebiet britisches Protektorat, später Kronkolonie. Vom 1. August 1953 bis zum 31. Dezember 1963 bildete Südrhodesien zusammen mit den Protektoraten Nordrhodesien (heute Sambia) und Njassaland (heute Malawi) die Zentralafrikanische Föderation, von der es auch Münzen zu “Rhodesia and Njassaland“ gibt. Nordrhodesien und Malawi wurden 1964 in die Unabhängigkeit entlassen, während dieses seitens der britischen Regierung für Südrhodesien nicht in Frage kam. Grund war die strikte Weigerung der weißen Minderheit unter dem damaligen Premier von Südrhodesien, Ian Smith, die schwarze Bevölkerungsmehrheit an der Regierung zu beteiligen. Am 11. November 1965 erklärte sich das weiße Regime in Südrhodesien einseitig für unabhängig vom United Kingdom. Ein ungeheuerer Eklat, der so noch nirgendwo vorgekommen war. Die Folge war ein Embargo fast der ganzen Welt gegenüber dem neu geschaffenen Staat Rhodesien. Damit sind wir auch schon bei der ersten Medaille. Die Abmessungen dieses schön geprägten Stückes aus Bronze sind 38,3 mm und 21,70 Gramm.

Die Kopfseite zeigt ein juveniles Porträt von Ian Smith (1919-2007), umrahmt von Diamanten. Auf der Rückseite sehen wir Symbole von Ackerbau, Viehzucht und Bergbau, den tragenden Säulen der rhodesischen Industrie. Rhodesien war damals für afrikanische Verhältnisse ein außerordentlich entwickeltes Gebiet. Diese Tatsache hatte die weiße Minderheit um Ian Smith wohl dazu gebracht, optimistisch – auch ohne Handelspartner im Ausland – eine autarke Regierung zu bilden. Immerhin hat das ja auch ca. 15 Jahre geklappt.

Ende der 1970er Jahre wurde der Widerstand der schwarzen Bevölkerungsmehrheit aber immer stärker. Der zweite “Chimurenga“, übersetzt mit “Freiheitskrieg“ in der Sprache der Shona führte am 18. April 1980 zur erneuten Unabhängigkeit, diesmal von der UNO anerkannt. Der erste Chimurenga 1896-97 gegen das britische Protektorat war seinerzeit erfolglos geblieben. Wir sind bei der zweiten Medaille. Zimbabwe bedeutet auf Shona “Haus aus Stein“ und bezieht sich auf die Jahrhunderte alten Ruinen von Great Zimbabwe bei Masvingo. Dort wurden auch die Abbilder des “Zimbabwean Birds“ gefunden, die alle Kursmünzen dieses Landes seit 1980 schmücken und auch auf der Vorderseite der hier vorgestellten Medaille aus Sterling-Silber (35,2 mm / 15,18 g) dargestellt ist. Produziert wurde das Teil in der Historical South African Mint in Kapstadt ab Juli 1980 in 2000 Exemplaren. Auf der Rückseite sieht man etwas unübersichtlich die Victoria-Falls im Hintergrund und vorne ein paar für Zimbabwe bedeutende Pflanzen. Von links nach rechts Baumwolle, eine Flammenlilie aus der Gattung Gloriosa, Tabak und Mais.

Nochmals zurück zu Ian Smith auf der ersten Medaille. Politisch hat er den Machtwechsel 1980 überlebt. Er blieb bis 1987 Parlamentsabgeordneter. Und auch bei der 2000 eingeleiteten “Landreform“, die vielen weißen Simbabwern Ihre Besitzungen kosteten, blieben seine Farmen unangetastet. Er war, aus welchen Gründen auch immer, bis zu seinem Tod ein sozusagen Unberührbarer.

Mal wieder ein typisch ausschweifender MG-Thread. Aber vielleicht hat es Euch gefallen. Bis zum nächsten Mal.
Euer Dietmar


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RSR_Independence Medal 1965.jpg
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BeitragVerfasst: 31. Aug 2009, 21:09 
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Professor
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Beiträge: 401
Mal ganz philosophisch.:
Ich sehe diese traurige Geschichte von Zimbabwe als einen weiteren Beweis des Prinzips.:
YIN & YANG
...was bedeutet.:
Zuerst radikal in die eine Richtung...DANN radikal in die andere Richtung.
Einmal mehr.:
DAS bringt nur Leiden. Leiden, das völlig unnötig ist. Und.: Leiden für Alle.
Sorry...DAS mußte einfach raus.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Die Medaillen, speziell die erste, sind aber hübsch.

_________________
Als Gott das Paradies schaffen wollte, nahm er sich Mauritius als Vorbild. ( Frei nach Mark Twain )


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BeitragVerfasst: 31. Aug 2009, 21:22 
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Wirklicher Hofrat
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Wohnort: Bergisch Gladbach
Lieber mauritius-man,

vollkommen Deiner Meinung. Bis in die 90er war Simbabwe ja ein prosperierender Staat und wohlgelitten bei ausländischen Investoren. Dann kippte es plötzlich um. Woran das lag? Ich habe dazu meine eigene Theorie. Mit dem glücklichen Ende der Apartheid in Südafrika 1994 war das von der Infrastruktur viel besser ausgestattete Land am Kap plötzlich Investoren aus aller Welt zugänglich. Man zog sich aus Simbabwe zurück. Die Industrie verfiel und die Arbeiter wurden massenweise entlassen. Es gab im Land Unruhen und Mugabe reagierte darauf mit dieser abstrusen Landreform, die alles nur noch schlimmer machte. Das Land, das landwirtschaftliche Produkte über Jahre exportierte, wurde plötzlich von Importen abhängig. Fast 10 Jahre Abwärtstrend hat dieses schöne Land an den Abgrund getrieben. Über die alle Vorstellungen sprengende Inflation brauchen wir an dieser Stelle gar nicht zu reden. Den Zimbabwean Dollar gibt es seit April 2009 nicht mehr. Nur noch Devisen sind im Land gültig und auch die Arbeiter werden in Rand oder US-$ bezahlt. Wie lange das wohl gut geht? Jedenfalls ist nach langer Zeit wieder alles in den Geschäften zu kaufen, aber für Otto-Normalverbraucher viel zu teuer.

Nochmal ein kurzer Nachtrag zu den Medaillen, bzw. zu den Graveuren. Das zweite Stück von 1980 wurde von der Pagliari-Group in Kapstadt entworfen

http://www.pagliarigroup.com/

Wer steckt aber hinter dem T.W. der Medaille von 1965? Vielleicht kann mir dazu ein Experte weiterhelfen.

Lg
Dietmar

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