Auch ich habe die Geschichte von südwester mit großem historischen Interesse verfolgt. Die deutschstämmigen Siedler wurden anno dazumal ja geradezu in Sippenhaft gesteckt.
südwester hat geschrieben:
... Geldbesitz war streng verboten (es gab Lagergeld, das ist aber eine eigene Geschichte)...
Ich weiß nicht, Hasso, ob Du auf das Thema Lagergeld aus Andalusia nochmal zu sprechen kommen wirst, aber es passt zum Thema. Wie Du schon im ersten Posting dieses Thread geschrieben hast, gab es Lagergeld in in Andalusia, Koffiefontein und Baviaanspoort. Die dort verwendeten Marken lassen sich meines Wissens nicht nach dem Lagerort unterscheiden. Vermutlich waren die Token in allen drei Lagern gleich gestaltet. Alle waren aus Vulcanit, mit verschiedenen Farbnuanchen. Die Stücke sind saumäßig selten und erzielen bei Auktionen Preise, bei denen einem die Luft wegbleibt. Dabei exisieren sogar gut gemachte Fälschungen, zumindest vom Stück zu 1 Pond. Laut Hern gibt es die Nominale 1 Penny, 3 und 6 Pence, 1, 2 und 10 Shillings sowie 1 Pound. Im nett geschriebenen Buch von C. L. Engelbrecht lese ich die Anekdote, daß alle Lagerinsassen bei Freilassung die Token abgeben mußten, welche dann vernichtet wurden. Die einzigen erhaltenen Stücke sollen angeblich in einem ausgehöhlten Stuhlbein aus einem (welchem?) Lager geschmuggelt worden sein. Das war aber der Stand der "Wissenschaft" von 1987, als das Buch erschien:
C.L. Engelbrecht, Money in South Africa, Tafelberg Edition, Cape Town 1987 (ISBN 0624025349)
Das Buch ist heute ziemlich schwer zu kriegen. Und die Anekdote klingt ziemlich abenteuerlich. Aber immerhin sind auf einer Tafel Farbbilder aller Nominale abgebildet. Dr. Theron schreibt in seinem Buch "Tokens of Southern Africa and their History" (Johannesburg 1978) darüber nüchterner, daß die Token 1941 in der South African Mint fabriziert wurden und 1946 zum Zweck der Zerstörung eingezogen wurden. Er weist dazu auf die Seite 164 des 1966 erschienenen und von Mrs. E.J. Maynard zusammengestellten Katalog des Afrikana Museums in Johannesburg hin. Leider kann ich diesen Katalog nicht mein Eigen nennen.
Ich selbst besitze auch nur 2 Exemplare dieser Lagertoken aus Andalusia und stelle sie hier mal vor.
Der Penny-Token (Hern#606h) mißt 32,1 mm im Durchmesser und wiegt 1,61 Gramm:
Dateianhang:
ZA_Andalusia 1d.jpg [ 282.97 KiB | 10302-mal betrachtet ]
Das Sixpence-Stück (Hern#606f) läßt die Schieblehre bei 24,0 x 19,5 anschlagen und bringt 0,72 Gramm auf die Waage:
Dateianhang:
ZA_Andalusia 6d.jpg [ 140.6 KiB | 10302-mal betrachtet ]
Der Rand des Pennies ist geriffelt, der des Sixpence glatt.
Eine Bemerkung, verbunden mit einem Fragezeichen, möchte ich zu diesen Token noch anbringen. Im Gegensatz zu allem anderen, was man sonst so von südafrikanischen Token in die Finger bekommt, schreiben Theron, Engelbrecht und Hern übereinstimmend, daß die Nominale zu 1 Pennie, 1 Sjieling und 2 Sjielings sowie zu 1 Pond ausschließlich in der Afrikaans-Schreibweise existieren, während 3 und 6 Pence sowie 10 Shillings nur in Englisch bekannt sind. Normalerweise gibt es entweder von allen Nominalen Ausgaben in beiden Sprachen bzw. diese zwei Sprachen zieren Av und Rv. Was soll das bedeuten? Gab es vielleicht auch die sprachlichen Antipoden, die nur noch nicht bekannt sind, oder hat man es sich nur einfach gemacht? Letzteres halte ich übrigens für wahrscheinlicher.
Bis andermal
Dietmar
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Heute liegt in aller Ewigkeit vor morgen. Bringe den heutigen Tag zu Ende, dann kümmere Dich um den nächsten (afrikanisches Sprichwort)