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Münzen und Medaillen in der Literatur
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Autor:  kronerogøre [ 7. Jul 2012, 22:35 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Münzen und Medaillen in der Literatur

Beim Thema ” Skandinavische Kinderbücher ” fällt mir im Zusammenhang mit Geldstücken das Buch ”Die Langerudkinder im Sommer ” ein, der erste von fünf Bänden, in denen Marie Hamsun das Leben und Heranwachsen von Ola, seinem jüngeren Bruder Einar und seinen beiden Schwestern auf einem Kleinhof beschreibt.

Die beiden ersten Bücher schildern die Streiche und Spiele, mit denen sich die Geschwister, die etwa zwischen 6 und 11 Jahren alt sein müssen, die Tage vertreiben, geben aber auch einen Einblick in die harte Seite der ländlichen Kindheit, denn trotz ihres jungen Alters haben die Kinder auf dem elterlichen Hof Pflichten, ganz zu schweigen vom Schulbesuch, den der vernünftige Ola mit Hingabe, der leichtfüssigere Einar mit Gelassenheit absolviert.
Zu den Arbeitspflichten der beiden Jungs gehört es denn auch, im Sommer sowohl das eigene, als auch fremdes Vieh, das zwecks Zuverdienst in Pension genommen wird auf der Alm zu hüten. Beide bestehen wärend des Hütens manche Abenteuer, von verschwundenen Kühen , die tagelang gesucht werden müssen ist die Rede und auch der Hulder begegnet Ola, denn für eine solche Erscheinung hält er das Hütemädchen Inger von der Nachbarsalm, auf das er bei einem Gewitter trifft.

Gegen Ende des Sommers treiben die beiden Jungen das ihnen anvertraute Vieh zu ihren Eigentümern zurück. Dies nun ist die Stunde, in der sie den Lohn für ihre Plackerei erhalten, nämlich das ” Hütegeld ”, von dem sie den ganzen Sommer phantasiert haben und das bereits , in zahlreiche Versprechungen und Eigenwünsche umgemünzt wurde.

Doch es sieht ganz so aus, als würden sie enttäuscht warden.Vom Pastor werden die Jungen mit 35 Øre abgespeist. Sie kommen ungelegen und stören beim Essen. Reste vom Ei hängen dem Pastor noch im Bart, als er in seinen Taschen nach Kleingeld sucht. Den beiden sinkt das Herz in die Hose. Wenn schon der Pastor, auf dessen Mildtätigkeit sie so gehofft hatten, sie dermassen enttäuscht, wieviel weniger wird dann erst der gestrenge Küster geben ? Doch sie werden angenehm überrascht; Als Einar damit herausplatzt, dass eine der Küsterkühe dem Küster ähnelt, muss dieser lachen und entlohnt sie reichlich mit je einem Zehnkronenschein, denn, so sagt er ” für eine so schöne Kuh möchte ich auch gut bezahlen ”. Zu Hause angelangt, wird das Glück der Jungen vollendet, als sie in ihren Kassen je ein blankes Zweikronenstück vorfinden, sodass sie alle im Laufe des Sommers gegebenen Versprechen einlösen und dem Winter getrost entgegengehen können.

Im Anhang findet Ihr ein Zweikronenstück, wie Ola und Einar es bekommen haben könnten. Marie Hamsun macht in ihren zwischen 1923 und 1954 geschriebenen Büchern keine zeitlichen Angaben, die Erwähnung einer Münze zu 2 Kronen jedoch, grenzt die Handlung zumindest der ersten Bände auf die Zeit vor 1917 ein, nach diesem Jahr wurde dieser Wert nicht wieder geprägt.
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Autor:  KarlAntonMartini [ 7. Jul 2012, 23:20 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Münzen und Medaillen in der Literatur

Das ist ein schönes Thema, danke für die Vorstellung der norwegischen Münze. - Ich habe das auch schon mal verfolgt am Beispiel des Ulysses von James Joyce. Dazu die Arbeitshypothese, daß Dichter, die eine arme Jugend hatten, Geld und Münzen viel sinnlicher beschreiben als solche aus "gutem Haus", z.B. Thomas Mann, bei dem Geld selbstverständlich da ist. rüße, KarlAntonMartini

Autor:  helcaraxe [ 8. Jul 2012, 08:17 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Münzen und Medaillen in der Literatur

Vielen Dank für Eure Vorstellungen. Ich freue mich, dass das Thema solchen Anklang findet. Ich werde, wenn ich in meiner Lektüre auf geeignete Stellen stoße, auch wieder etwas beitragen!

Autor:  KarlAntonMartini [ 8. Jul 2012, 13:15 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Münzen und Medaillen in der Literatur

Dann will ich gleich Mal zum Ulysses kommen. Erstes Kapitel, das spielt im Martello-Tower, einem Küstenwachturm in der Bucht von Sandycove südlich von Dublin. Dort lebt der junge Held, Stephen Dedalus (alter Ego des Autors) mit einigen Künstlern und Literaten in einer WG. Stephen erzählt den anderen, daß er heute (16.6.1904, der "Bloomsday") sein Gehalt bekommen würde, 4 Pfund.

"Vier blanke Sovereigns! schrie Buck Mulligan voll Entzücken. Da werden wir uns so glorios besaufen, daß sämtlichen druidischen Druiden die Spucke wegbleibt. Vier allmächtige Sovereigns!"

Zunächst ist allerdings die Milchfrau zu entlohnen, was zu folgender Rechnung führt:

"nun das wären siebenmal morgens eine Pinte zu zwo Pence macht siebenmal zwo macht einen Schilling und zwo und dann jetzt dreimal morgens ein Quart zu vier Pence macht drei Quarts macht einen Schilling und einen und zwo macht zwo und zwo, Sir." -

Die Barschaft der Künstler reicht dafür nicht, es fndet sich gerade ein Florin:

"Buck Mulligan brachte ein Zweischillingstück zu Vorschein, drehte es zwischen den Fingern und schrie: ein Wunder!"

Zum Ende des Kapitels wird noch gesagt, daß eine Pinte Bier in der Kneipe zwei Pence kostet, also den Preis einer Pinte Milch. (Das waren Zeiten!)

Autor:  mauritius-man [ 8. Jul 2012, 15:23 ]
Betreff des Beitrags:  Sterntaler

Hallo.!
Wie wäre es mit dem schönen Märchen *Sterntaler* von den Gebrüdern Grimm.?
Anbei ein Bild und ein dazu passender Taler.
Anm.:
Eigentlich hat mich ein Forums-Mitglied darauf gebracht...der dieses Thema mal mit diesem Taler verbunden hat.!
Ist aber schon einige Zeit her...

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Autor:  kronerogøre [ 8. Jul 2012, 20:40 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Münzen und Medaillen in der Literatur

Bei amerikanischen Sammlern ist diese Münze übrigens als sogenannter " Blood - Dollar " sehr gesucht und wird als Ergänzung zu den einheimischen Geprägen gesammelt. Man ist der Meinung, dieser Talertyp sei aus dem Silber geprägt worden, dass Hessen aus England als Vergütung für die Vermietung von Soldaten für den amerikanischen Krieg erhalten hat.

Grüsse, Kronerogøre

Autor:  klaupo [ 8. Jul 2012, 21:11 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Münzen und Medaillen in der Literatur

Da ich diesen Taler seinerzeit ins Gespräch gebracht habe und sich daraus eine sehr ergiebige Diskussion ergab, ist es sicher sinnvoll, an dieser Stelle auf den Thread zu verweisen.

viewtopic.php?f=50&t=3758

Gruß klaupo

Autor:  kronerogøre [ 8. Jul 2012, 21:45 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Münzen und Medaillen in der Literatur

KarlAntonMartini hat geschrieben:
Das ist ein schönes Thema, danke für die Vorstellung der norwegischen Münze. - Ich habe das auch schon mal verfolgt am Beispiel des Ulysses von James Joyce. Dazu die Arbeitshypothese, daß Dichter, die eine arme Jugend hatten, Geld und Münzen viel sinnlicher beschreiben als solche aus "gutem Haus", z.B. Thomas Mann, bei dem Geld selbstverständlich da ist. rüße, KarlAntonMartini


Das kann der Fall sein. Bei Knut Hamsun z. B. wird Geld sehr anschaulich geschildert. Die einzige Nennung von Geld bei Thomas Mann, die mir spontan einfällt ist die Courantmark in den Buddenbrooks, also ausgerechnet ein reines Buchgeld, das nie physisch in Erscheinung trat.
Allerdings : auch bei Fallada finden sich sehr griffige Beschreibungen von Münzen und Banknoten. Falladas kam aus einem bürgerlichen Haus ( Vater Richter, Mutter Pastorentochter ), doch sein Werk selbst kreist um den kleinen Mann, bei dem jeder Pfennig zählte.

Grüsse, Kronerogøre

Autor:  kronerogøre [ 8. Jul 2012, 22:11 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Münzen und Medaillen in der Literatur

Bei Fontane, in " Jenny Treibel " ,habe ich folgende hübsche Scene gefunden, in der zwei Münzen aus meinem Hauptsammelgebiet erwähnt werden_

Leopold Treibel, der im Geschäft seines älteren Bruders thätig war, während er im elterlichen Hause wohnte, hatte sein Jahr bei den Gardedragonern abdienen wollen, war aber, wegen zu flacher Brust, nicht angenommen worden, was die ganze Familie schwer gekränkt hatte. Treibel selbst kam schließlich drüber weg, weniger die Commerzienrätin, am wenigsten Leopold selbst, der – wie Helene bei jeder Gelegenheit und auch an diesem Morgen wieder zu betonen liebte – zur Auswetzung der Scharte wenigstens Reitstunde genommen hatte. Jeden Tag war er zwei Stunden im Sattel und machte dabei, weil er sich wirklich Mühe gab, eine ganz leidliche Figur.

Auch heute wieder, an demselben Morgen, an dem die alten und jungen Treibel's ihren Streit über dasselbe gefährliche Thema führten, hatte Leopold, ohne die geringste Ahnung davon, sowohl Veranlassung wie Mittelpunkt derartiger heikler Gespräche zu sein, seinen wie gewöhnlich auf Treptow zu gerichteten Morgenausflug angetreten und ritt, von der elterlichen Wohnung aus, die zu so früher Stunde noch wenig belebte Köpnickerstraße hinunter, erst an seines Bruders Villa, dann an der alten Pionierkaserne vorüber. Die Kasernenuhr schlug eben sieben, als er das Schlesische Thor passierte. Wenn ihn dies im Sattelsein ohnehin schon an jedem Morgen erfreute, so besonders heut, wo die Vorgänge des voraufgegangenen Abends, am meisten aber die zwischen Mr. Nelson und Corinna geführten Gespräche noch stark in ihm nachwirkten, so stark, daß er mit dem ihm sonst wenig verwandten Ritter Karl von Eichenhorst wohl den gemeinschaftlichen Wunsch des »Sich Ruhe-Reitens« in seinem Busen hegen durfte. Was ihm equestrisch dabei zur Verfügung stand, war freilich nichts weniger als ein Dänenroß voll Kraft und Feuer, sondern nur ein schon lange Zeit in der Manege gehender Graditzer, dem etwas Extravagantes nicht mehr zugemutet werden konnte. Leopold ritt denn auch Schritt, so sehr er sich wünschte, davonstürmen zu können. Erst ganz allmählich fiel er in einen leichten Trab und blieb darin, bis er den Schafgraben und gleich danach den in geringer Entfernung gelegenen »Schlesischen Busch« erreicht hatte, drin am Abend vorher, wie ihm Johann noch im Momente des Abreitens erzählt hatte, wieder zwei Frauenzimmer und ein Uhrmacher beraubt worden waren. »Daß dieser Unfug auch gar kein Ende nehmen will! Schwäche, Polizeiversäumnis.« Indessen bei hellem Tageslichte bedeutete das alles nicht allzu viel, weshalb Leopold in der angenehmen Lage war, sich der rings umher schlagenden Amseln und Finken unbehindert freuen zu können. Und kaum minder genoß er, als er aus dem »Schlesischen Busche« wieder heraus war, der freien Straße, zu deren Rechten sich Saat und Kornfelder dehnten, während zur Linken die Spree mit ihren neben her laufenden Parkanlagen den Weg begrenzte. Das alles war so schön, so morgenfrisch, daß er das Pferd wieder in Schritt fallen ließ. Aber freilich, so langsam er ritt, bald war er trotzdem an der Stelle, wo, vom andern Ufer her, das kleine Fährboot herüberkam, und als er anhielt, um dem Schauspiele besser zusehen zu können, trabten von der Stadt her auch schon einige Reiter auf der Chaussee heran, und ein Pferdebahnwagen glitt vorüber, drin, so viel er sehen konnte, keine Morgengäste für Treptow saßen. Das war so recht, was ihm paßte, denn sein Frühstück im Freien, was ihn dort regelmäßig erquickte, war nur noch die halbe Freude, wenn ein halb Dutzend echte Berliner um ihn herumsaßen und ihren mitgebrachten Affenpinscher über die Stühle springen oder vom Steg aus apportieren ließen. Das alles, wenn dieser leere Wagen nicht schon einen vollbesetzten Vorläufer gehabt hatte, war für heute nicht zu befürchten.

Gegen halb acht war er draußen, und einen halbwachsenen Jungen mit nur einem Arm und dem entsprechen den losen Ärmel (den er beständig in der Luft schwenkte) heranwinkend, stieg er jetzt ab und sagte, während er dem Einarmigen die Zügel gab: »Führ es unter die Linde, Fritz. Die Morgensonne sticht hier so.« Der Junge that auch, wie ihm geheißen, und Leopold seinerseits ging nun an einem von Liguster überwachsenen Staketenzaun auf den Eingang des Treptower Etablissements zu. Gott sei Dank, hier war alles wie gewünscht, sämtliche Tische leer, die Stühle umgekippt und auch von Kellnern niemand da, als sein Freund Mützell, ein auf sich haltender Mann von Mitte der Vierzig, der schon in den Vormittagsstunden einen beinahe fleckenlosen Frack trug und die Trinkgelderfrage mit einer erstaunlichen, übrigens von Leopold (der immer sehr splendid war) nie herausgeforderten Gentilezza behandelte. »Sehen Sie, Herr Treibel,« so waren, als das Gespräch einmal in dieser Richtung lief, seine Worte gewesen, »die meisten wollen nicht recht und streiten einem auch noch was ab, besonders die Damens, aber viele sind auch wieder gut und manche sogar sehr gut und wissen, daß man von einer Cigarre nicht leben kann und die Frau zu Hause mit ihren drei Kindern erst recht nicht. Und sehen Sie, Herr Treibel, die geben und besonders die kleinen Leute. Da war erst gestern wieder einer hier, der schob mir aus Versehen ein Fünfzig-Pfennigstück zu, weil er's für einen Zehner hielt, und als ich's ihm sagte, nahm er's nicht wieder und sagte blos: »Das hat so sein sollen, Freund und Kupferstecher; mitunter fällt Ostern und Pfingsten auf einen Dag.«

Gemeint sind J 4, der Groschen mit dem kleinen Reichsadler, sowie J 7, das erste Fünfzigpfennigstück, das nur von 1875 bis 1877 geprägt wurde und bereits wärend des Prägejahres 1877 gegen ein überarbeitetes Modell ersetzt wurde, das sich optisch stärker vom fast gleich grossen und ebenfalls silberfarbenen Groschen abhob.

Im Anhang ein Groschen aus dem Dreikaiserjahr, den " Fuffziger " muss ich erst photographieren und stelle ihn dann später ein.
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Dateianhang:
J 4 re (2) - Kopi.JPG
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Autor:  Chippi [ 9. Jul 2012, 19:07 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Münzen und Medaillen in der Literatur

Dann helfe ich mal aus.

Gruß Chippi

Dateianhänge:
J.7 50 Pfennig 1876 B.jpg
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