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Münzen-Sammeln-Freunde
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BeitragVerfasst: 30. Mai 2009, 21:07 
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Magister
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Beiträge: 96
Wohnort: 35XX Krems Land
Ich bitte die Profis hier im Forum um Hilfestellung,
ich würde mir gerne Münzen aus meinen Heimatgebiet zulegen, finde jedoch keine direkten lokal bezogenen Hinweise zu römischen und keltischen Münzen. Ich habe noch nirgends Provinzprägungen aus Favianis, Noricum und das Pendant von den Donaukelten am Ufer gegenüber gesehen, gelesen oder in Foren entdeckt.
Wer kann mir bitte bei diesen räumlich beschränkten Sammelgebiet mit Wissen aushelfen.

Ich hätte auch Interesse an Fachliteratur (mit großen Buchstaben) und deren Bezugsquellen, am besten im Netz bestellbar, da ich nicht besonders mobil bin (auch da benötige ich Hilfe). Das ist auch der Grund, warum ich im Internet lese, weil ich die Schrift groß einstellen kann und ich mich nicht durch Antiquare kämpfen muß, das ich früher sehr genossen habe.


Favianis, Noricum
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/3a/Austria_Romana.png

Die La-Tène-Kultur, Donaukelten
http://de.wikipedia.org/wiki/Kelten
http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Celts.svg

mfg
saigerteufe


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BeitragVerfasst: 30. Mai 2009, 22:13 
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k&k Hoflieferant, Wirklicher Hofrat
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Registriert: 18. Mai 2009, 18:26
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Wohnort: Nürnberg
Provinzprägungen aus Noricum gibt es leider keine, dort wurde ausschließlich mit Reichswährung bezahlt.

Eine Ausnahme bilden gewisse Münzen, die von Usurpatoren z. T. in Carnuntum geprägt wurden, allerdings handelt es sich dabei um große Raritäten: die Prägungen von Regalianus und Dryantilla.

http://www.coinarchives.com/a/results.p ... esults=100

Und besonders hübsch anzusehen sind die auch nicht. ;-)

Aber sowas wäre z. B. vielleicht was für Dich - ein gewisser Bezug zur Region ist immerhin gegeben und erschwinglich ist so etwas auch:

http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 34&Lot=689

Ich hoffe, ich konnte helfen.

_________________
Viele Grüße
helcaraxe
----------------------
Meine Galerie: Römische Provinzbronzen (ausbaufähig... ;-))


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BeitragVerfasst: 30. Mai 2009, 23:31 
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Wirklicher Hofrat
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Lieber Adolf,

Prägungen auf heute österreichischem Gebiet gab es nicht, bis auf die Ausnahmen in Carnuntum unter dem Usurpator Regalianus und seiner Frau Dryantilla die bereits helcaraxe beschrieben hat. Aber wie gesagt, diese Prägungen zählen zu den absoluten Raritäten in der römischen Numismatik und sind entsprechend selten bzw. sehr kostspielig. Die Währung in Noricum war reichsrömisch, bis auf mobile Münzstätten in Kriegszeiten, welche mit den Legionen zogen, wurden die Prägungen meistens in der Münzstätte Rom und in Aquilea oder in Mediolanum (Mailand) produziert, daneben gab es in den nördlichen Provinzen Münzstätten wie zB. in Lugdunum (das heutige Lyon) oder in Augusta Treverorum (Trier).

Sehr wohl gibt es aber römische Münzen die in Österreich gefunden wurden, die Legionäre haben die Münzen die sie als Sold bekamen ja mitgeschleppt und z.B. vor einer Schlacht oder in der Umgebung der Kastelle/Burgi vergraben. In unsicheren Zeiten hat auch die Zivilbevölkerung ihre Ersparnisse vergraben und diese Depots finden sich natürlich immer wieder.

Keltische Prägungen auf heute österreichischem Boden gibt es sehr wohl, das beste Beispiel dafür sind die Prägungen aus Roseldorf bei Hollabrunn, es gab dort eine keltische Siedlung der Stammesgruppe der Boier die dort Gepräge aus Silber und Gold produzierten. Nähere Info zu diesen Stücken kann unser Roseldorfentdecker und Experte zu diesen Prägungen Harald geben.

Zum Thema Fachliteratur: es gibt einige grundlegende Literatur für Einsteiger in die römische Numismatik ... welche Information möchtest du denn gerne haben? Ein sehr gutes Werk für Einsteiger ist zB. das Werk von Ursula Kampmann "Die Münzen der römischen Kaiserzeit", aber gedruckt ist es in Standardschrift, also in eher kleinen Lettern.

Für weitere Fragen stehe ich gerne jederzeit zur Verfügung!

Liebe Grüße
Herfried

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omnia praeclara rara sunt


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BeitragVerfasst: 31. Mai 2009, 13:32 
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Magister
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Beiträge: 96
Wohnort: 35XX Krems Land
Danke an "helcaraxe" und Herfried für die vielen Informationen,
deshalb habe ich mich im Netz immer Dumm und Dusselig gesucht und dazu nichts weiterführendes gefunden.
In der Nähe (Straß im Straßertale) war meine Tochter mit der Schule in einem "Germanendorf" und ein weiterer Ort in der Nähe hieß früher "Markwarthsufer", also ein Wachturm am Grenzufer einer Mark. Deshalb hoffte ich etwas mit Lokalbezug zu finden.

Zitat:
taurisker
Zum Thema Fachliteratur: es gibt einige grundlegende Literatur für Einsteiger in die römische Numismatik ... welche Information möchtest du denn gerne haben?
Ich wollte eigentlich nur etwas mit direktem Bezug auf meine Heimatregion Bezirk Krems/Donau, Mautern/Donau (röm.Militärlager Favianis), das wenige Material mit dürftigen Informationen zu numismatischen Themen habe ich schon durchgeackert.
Roseldorf ist immens weit weg von meinem Zuhause.
Ich nehme an, daß ich über die Lokalprägungen des Kremser Pfennig nicht hinauskommen werde.
Ansonst bleibt mir ja noch das Kaiserreich und die 1.Republik mit wunderschönen Münzen.

Danke für eure Mühe!
mfg
saigerteufe


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BeitragVerfasst: 1. Jun 2009, 06:09 
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Professor

Registriert: 13. Mai 2009, 15:49
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Guten Morgen saigerteufe,
weil ebenfalls aus dem Bezirk Krems kommend glaube ich zu wissen, was Du suchst.
Ausführliche lokalbezogene Literatur die Antike betreffend ist mir leider noch nicht untergekommen. In diversen im Laufe der Zeit zusammengetragenen Büchern über die Wachau gab ich u.a. gelesen, dass im Zuge des Bahnbaues in Spitz 2 Keltenmünzen gefunden wurden (Boier) sowie am Anfang des 19. Jh am südlichen Donauufer etliche römische Bronzemünzen aus der Zeit 96-235. Allesamt in irgendwelchen Museumskellern oder sonstwohin verschwunden.
Somit bin ich schon zufrieden mit zb einem hübschen Nerva. Beim Anblick seines Porträts bin ich überzeugt, einige seiner direkten Nachfahren schon einige Male in Kremser Cafes angetroffen zu haben. Die Ähnlichkeit ist jedenfalls frappierend ;)
kind regards Miss Marple
dzt ebenda


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BeitragVerfasst: 1. Jun 2009, 09:42 
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:lol:

Liebe M.M., da warst Du noch nicht in den Gasthäusern meiner Heimatgemeinde.
Die Nachkommen dieses Herrn dürften sich durchaus über ein weites Gebiet Niederösterreichs verbreitet haben.

Ergänzend wäre noch hinzuzufügen, dass es unter den römischen Prägungen zwar keine Nachweise aus Deiner unmittelbaren Umgebung gibt, es existieren aber sehr wohl seltene Kleinkupferprägungen mit direkten Bezug zu den Bergwerken Norikums.
Diese Bergwerke waren schön in der Repubkik und später in der römischen Kaiserzeit für ihren reichlichen Abbau von Gold berühmt.
Es handelt sich bei diesen Prägungen um sogenannte Bergwerksmünzen.
Diese wurden wohl primär für die Bezahlung der Bergwerksarbeiter in Norikum verwendet.
Unter diesen "Bergwerksmarken", welche unter den Kaisern Traian und Hadrian herausgegeben wurden, gibt es einige seltene Typen die mit ihrer Reversumschrift auf Norikum hinweisen.
Eine Zusammenfassung der bekannten Typen wurde von Bernhard Woytek im Jahr 2004 publiziert.



Viele Grüße
Harald

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Cuiusvis hominis est errare, nullius nisi insipientis in errore perseverare.


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BeitragVerfasst: 1. Jun 2009, 10:03 
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Magister
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Beiträge: 96
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Einen wunderschönen guten Tag :D
Auch in Mautern müssten bei den Grabungen in den letzten Jahren eine Menge gefunden worden sein. Ich konnte nur darüber keine Veröffentlichungen finden.
Zitat:
Somit bin ich schon zufrieden mit zb einem hübschen Nerva. Beim Anblick seines Porträts bin ich überzeugt, einige seiner direkten Nachfahren schon einige Male in Kremser Cafes angetroffen zu haben. Die Ähnlichkeit ist jedenfalls frappierend ;)
Da hoffe ich doch, Dich auch einmal in Krems in einem Kaffeehaus zu treffen, ich bin übrigens leicht zu erkennen, Dr.Frankenstein jun. hat an mir seine Gesellenprüfung gemacht.
Zitat:
Liebe M.M., da warst Du noch nicht in den Gasthäusern meiner Heimatgemeinde.
Die Nachkommen dieses Herrn dürften sich durchaus über ein weites Gebiet Niederösterreichs verbreitet haben.
Unter so vielen schönen Menschen würde ich nur unangenehm auffallen, dort fahre ich nicht hin. :mrgreen:


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BeitragVerfasst: 2. Jun 2009, 23:36 
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Lieber Adolf,

das wird dich interessieren im Zusammenhang Wachau-Römer, ein kleiner Geschichtsbogen zur römischen Wachau und zum Donaulimes:

15 vuZ. erobern die Stiefsöhne des römischen Kaisers Augustus, Tiberius und Drusus, das Königreich Noricum und dringen bis zur Donau vor. Das Königreich Noricum wird als Provinz gleichen Namens dem Römischen Reich einverleibt. Für knapp ein halbes Jahrtausend wird das Südufer der Donau die Nordgrenze des Imperiums.

Zur Sicherung der neuen Grenzen wurden Befestigungsanlagen (Kastelle) und Wachtürme errichtet. Einer dieser Wachtürme (Burgus) befand sich in Bacharnsdorf. Da es zur damaligen Zeit keine durchgehende Straße entlang der Donau gab, führten von der "Kastellstraße" Verbindungsstraßen zu den am Strom gelegenen Wachtürmen.

Die "Kastellstraße" führte von Mautern über Bergern, Schenkenbrunn, Aggsbach Dorf nach Melk, wo sie in die "Limesstraße" einmündete. In Schenkenbrunn zweigte die Verbindungsstraße zum Burgus in Bacharnsdorf ab.

Etwas weiter Strom abwärts liegt der Ort Mautern am rechten Donauufer. Gründung des ersten römischen Lagers von Favianis (Mautern) unter Kaiser Domitian, kurze Zeit später wird das Holz-Erde-Lager zu einem heute noch teilweise erhaltenen Steinkastell umgebaut. Mautern war auch Hauptquartier der Truppen, von wo aus die Burgi entlang des Limes in diesem Donauabschnitt versorgt wurden.

Im Zuge der Völkerwanderung ging die Provinz Noricum dem Reich verloren. 488 veranlasste Odokar die Rückführung der römischen Bevölkerung nach Italien. Auf die Präsenz der Römer weisen auch viele Münzfunde hin, die entlang des Donaulimes entdeckt wurden.

Salü
taurisker

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BeitragVerfasst: 3. Jun 2009, 15:37 
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Magister
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Servus Herfried,
den Wegverlauf kenne ich noch aus meiner Kindheit, da sind wir immer mit den Fahrrädern bis nach Melk gefahren. Auch in Krems, also auf der linken Donauseite gab es bis Ende der 70er Jahre noch originale römische Meilensteine, die wurden dann aber geborgen und in den Museen meist in den Kellern gelagert. Wir hatten in der Schule einen tollen alten Lehrer, der uns diese Wegmarken an Wandertagen zeigte und in Heimatkunde haben wir damals mehr gelernt als ich heute im Netz über meine Heimatregion finden kann.
Danke für Deinen ergänzenden Bericht.

Grüße Adolf


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BeitragVerfasst: 3. Jun 2009, 19:45 
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Wirklicher Hofrat
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Registriert: 4. Apr 2009, 13:57
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Ja, es gibt viele Dinge die einfach in den Kellern der Museen verschwinden und dort vergammeln bzw. nicht mehr veröffentlicht werden oder sogar verschwinden!

In meiner nächsten Umgebung wurden immer wieder Münzen (römische und keltische) gefunden, auch bronzezeitliche Gegenstände wie zB. Beile, aus gewissen Fundberichten die ich eingesehen habe geht klar hervor, das gewisse Dinge zwar ins Museum oder ins archäologische Archiv eingeliefert wurden, aber zwischenzeitlich "nicht mehr auffindbar" wären.

In meiner Heimatgemeinde gibt es auch einen römischen "Meilenstein", entlang der Straße von Oberkärnten bis hierher stehen noch eine Reihe dieser Monumente aus Stein (Höhe ca 1,80m mit Umfang ca. 1m, also ganz schöne Brocken) die wahrscheinlich aus spätrömischer Zeit unter Constantius II. stammen ... nun, bei Straßenbauarbeiten hat man unseren Stein hier im Ort einfach achtlos mit schwerem Baugerät ausgehoben und dabei ist das bislang unversehrte Stück zerbrochen ... sie haben den Stein zwar wieder notdürftig (unsachgemäß) repariert, aber es fehlt ein Stück und nun steht er halt kaputt wieder da :cry:

Wie von Seiten der öffentlichen Hand meistens mit alten Kulturgütern umgegangen wird, ist schlichtweg ein Drama, die Verantwortlichen sollten sich schämen gehen!!! :evil:

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