Hallo Freunde der Geldersatzmarken,
Der Herrgott schuf in seinem Zorn
Die Senne, nah bei Paderborn.
Dieses alte Soldaten-Sprichwort zum Truppenübungsplatz Senne könnte auch von einem Kriegsgefangenen stammen, denn auf dem Gelände befand sich in der Zeit während und bis kurz nach dem 1. Weltkrieg ein solches Lager. Auch während des zweiten Weltkriegs wurden Kriegsgefangene dort untergebracht.
Sennelager wurde 1851 als preußisches Kavallerie-Übungslager im zur damaligen Gemeinde Neuhaus gehörenden fast menschenleeren Teil der Senne gegründet. Über die Geschichte dieses Ortes möchte ich nicht viele Worte verlieren. Wer sich dafür interessiert, liest besser hier nach:
http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Kar ... elager.htm
Kriegsgefangene hatten seinerzeit nichts zu Lachen aber durchaus Anspruch auf Arbeitslohn. Dieser wurde üblicherweise nicht in der offiziellen Währung des Landes, sondern in Form von Geldersatzmarken gezahlt, mit denen man auf dem Lagergelände in dazu eingerichteten Läden Dinge des täglichen Bedarfs kaufen konnte. Man wollte den Gefangenen kein Bargeld in die Hand geben, damit sie im Fall der Flucht mittellos waren und sich nicht etwa Bahnfahrkarten in die Heimat leisten könnten.
Im Anhang findet Ihr vier Bilder mit den unterschiedlichsten Marken aus Sennelager. Es gibt eine unglaubliche Vielfalt an Typen und Varianten.
Bild 1 zeigt eine der wenigen bekannten Marken mit der Ortsangabe “Senne“ (Menzel# 23403.1). Sie ist aus Eisen, wiegt 1,52 g und mißt 16,0 mm im Durchmesser. Alle anderen Münzen dieses Lagers sind mit der Ortsangabe “Sennelager“ geprägt worden.
Auf Bild 2 sind vier Münzen einer Serie aus Zink zu sehen, bei denen die Ortsangabe Sennelager waagerecht geschrieben ist. Die beiden 10er unterscheiden sich durch die Worte “Werth-Marke“ bzw. “Wert-Marke“. Das “th“ war zu Zeiten des ersten Weltkriegs zwar schon unüblich, ich lege diese Marke trotzdem in die Zeit des 1. Weltkriegs. Jedenfalls ist mir über die Nutzung des Lagers in der Senne als Kriegsgefangenenlager vor WW1 nichts bekannt. Die abgebildeten Münzen sind in der Reihenfolge von links nach rechts Me#23405.2 / 3 / 6 und 4. Der 25er ist leider ziemlich schrundig. Ich hoffe, er leidet nicht unter Zinkpest. Jedenfalls habe ich ihn erstmal unter Quarantäne gelegt.
Das Bild 3 zeigt drei Münzen aus Eisen mit gebogener Schrift “Sennelager“ und ohne Wertangabe auf der Rückseite. Es handelt sich um Menzel#23405.11-13.
Entsprechende Münzen mit Wertangabe auf dem Rv gibt es auch. Davon seht Ihr drei Beispiele auf dem Bild 4. Auch sie sind aus Eisen und hören auf Menzel#23405.14-16.
Wie schon gesagt, von den Menzel-Typen gibt es auch noch etliche Varianten, insbesondere zur Schreibweise der Zahlen.
Heute gehört die Ortschaft Sennelager zum Stadtbezirk Schloß Neuhaus der Stadt Paderborn. Deshalb interessiere ich mich überhaupt nur für diese Stücke. Ein Kriegsgefangenenlager existiert dort glücklicherweise nicht mehr. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber möglicherweise firmiert das ehemalige Kriegsgefangenlager heute als Jugend-JVA Staumühle. Diese Lokalität gehört zwar heute offiziell zur Gemeinde Hövelhof, ist aber hart an der Grenze zum Stadtgebiet Paderborn gelegen. Und der Begriff “Sennelager“ ist weit gefaßt. Vermutlich sind Kriegsgefangenlager Sennelager und JVA Hövelhof ein und dasselbe.
http://de.wikipedia.org/wiki/Justizvoll ... 3%B6velhof
Soweit zum Thema Kriegsgefangenenlager Sennelager.
Bis andermal
Euer MG
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