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BeitragVerfasst: 6. Jun 2017, 15:43 
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Liebe Forumskollegen, dem Thema zeitgenössischer Fälschungen soll hier eine breitere Betrachtung gewidmet werden. Nun kann ich leider nur britische Stücke vorstellen, es fühle sich jeder eingeladen zum Beitragen.
Ich beginne mal mit einem "hochwertigem" Stück. Als Original wäre es ein goldener Half-sovereign von Georg IV. aus dem Jahr 1825 gewesen. (Spink 3803, ein Original habe ich leider nicht zur Verfügung.) Die Münze hat die gehörigen 20 mm Durchmesser, ist aber mit 2,7 g deutlich zu leicht, das Original hätte 3,99 g gehabt. Das macht auch die Lochung nicht aus. Die Prägung trifft das Original ganz gut, wenngleich die Buchstaben in der Umschrift etwas herumtorkeln. Reste einer Metallauflage sind erkennbar. Als Fälschung wäre das Stück bei Dunkelheit schon schwer erkennbar gewesen. Es kann aber auch sein, daß die Lochung nicht erst nach Erkennen der Fälschung erfolgte, sondern, daß das Stück als Falsches gekauft und z. B. an einer Uhrkette befestigt wurde. Grüße, KarlAntonMartini


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BeitragVerfasst: 7. Jun 2017, 15:16 
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Von den tunesischen Großsilbermünzen gibt es sehr viele zeitgenössische Fälschungen, an denen oft noch Reste einer Versilberung haften. Hier ein Piaster von AH 1248:


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BeitragVerfasst: 8. Jun 2017, 14:10 
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Die folgende Fälschung stellt eine britische Halfcrown von William IV. dar. Vermutlich aus einer Zinn-Blei-Legierung hergestellt (gegossen?) und dann versilbert. Der Fälscher hat sehr detailreich gearbeitet, selbst die Signatur WW in Schreibschrift ist am Halsansatz zu sehen. Mit 10,2 g statt 14,1 g doch ein ziemliches Untergewicht. Das Original hat die Nr. Spink 3834. Grüße, KarlAntonMartini


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BeitragVerfasst: 8. Jun 2017, 20:53 
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Doktor

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Eines meiner liebsten Stücke in meiner Skandinavien- Sammlung ist ein falsches norwegisches Kronenstück, hergestellt gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Trollhättan, jenem Ort, in dem heute der SAAB gebaut wird.

Der Fälscher, der vor über hundert Jahren dort sein Unwesen trieb, figuriert in der numismatischen Literatur als " Trollhättan - Svensson " , ein Name, der fast reif für die Olsen - Bande ist. Doch auch sein bürgerlicher Name kan sich hören lassen ; getauft wurde er als Carl Napoleon Svensson.

Carl Napoleon war tagsüber Uhrmacher , nachts stellte er mit Hilfe des Elektrolyseverfahrens Stempel für 50 Öre - und 1 Kronenstücke her, wobei der Umstand interessant ist, dass er sowohl schwedische, als auch norwegische Münzen kopierte. Die skandinavische Münzunion von 1873 hatte eine einheitliche Währung für die drei skandinavischen Königreiche geschaffen, die Krone zu 0,402 g Gold. Bis in die Zeit nach dem 1. Weltkrieg liefen dänische, schwedische und norwegische Münzen in allen drei Mitgliedstaaten nebeneinander um. Witzigerweise kam es trotzdem hin und wieder zu einer Rückführung fremder Münzen in ihr Ursprungsland. Zwischen 1910 - 14 beispielsweise wurden von Dänemark 3.107.294 Kronen in schwedischen Münzen nach Schweden geschickt, im Gegenzug kamen von dort 2.228.000 Kronen in dänischer Münze.

Trollhättan - Svensson flog , obwohl er zurückgezogen lebte, auf, weil er den Fehler beging, immer im selben Geschäft mit stets frischgeprägten Münzen zu bezahlen. Seine Gesamtproduktion war eher bescheiden, innerhalb von zwei Jahren produzierte er Münzen im Werte von ca 500 Kronen.
Svensson wurde zu fünf Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Nach Verbüssung seiner Strafe wanderte er nach Amerika aus. Dort verliert sich seine Spur.

Im Anhang seht Ihr eine falsche Krone von 1877. Auffällig bei eingehende Betrachtung ist, dass das Portrait König Oscars flau erscheint, wärend die Legende gut ausgeprägt ist. Die Münze fasst sich glatt an, hat einen stumpfen Klang und wiegt mit 6,94 g ganze 0,56 g weniger als ein Original. Flüchtig besehen wirkt sie unauffällig, ganz so wie eine länger zirkulierte Silbermünze, so dass die Bezeichnung " der unbestrittene Meister aller schwedischen Fälscher " ( T. Högberg, 1955 ) sicher nicht unverdient ist.
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BeitragVerfasst: 14. Jun 2017, 13:55 
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Sehr interessant! Danke!

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BeitragVerfasst: 21. Jun 2017, 20:11 
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Wirklicher Hofrat

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Bei dem folgenden Stück aus Frankreich hat sich der unbekannte Fälscher an einer Arbeit von Jean Warin versucht - einem 1/12 Ecu, deuxième poinçon de Warin, geprägt 1642 unter Louis XIII. Münz- und Schriftbild der Nachahmung lassen jedoch zu wünschen übrig. Untergewichtig ist sie natürlich auch - 1,84 g gegenüber 2,28 g des Originals. Der 1/12 Ecu sollte eigentlich ungefähr so aussehen:

https://www.acsearch.info/search.html?id=852470

"Ungefähr" deshalb, weil es diesen Jahrgang mit zwei verschiedenen Münzzeichen gibt - einer "Rose" bzw. einem "Stern" auf der Wappenseite, wobei der Stern die anscheinend erheblich seltenere Version ist - bei acsearch habe ich kein Pendant gefunden.

Gruß klaupo


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BeitragVerfasst: 24. Jun 2017, 15:50 
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Doktor

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Das beliebteste Fälschungsobjekt der Fälscher im Kaiserreich scheint neben der Mark das Zweimarkstück gewesen zu sein. Der Riffelrand war offenbar leichter nachzuahmen, als die Randschrift, wobei man sich sicher die Frage stellen darf, ob das Bewusstsein um die Beschafenheit der dritten Seite damals ausgeprägter war, als heute.
Bei diesem Fünfmarkstück hat sich der Fälscher Mühe gegeben, das Resultat ist aber dennoch dürftig:

J . 97
Preussen 5Mark, 1874A
Technische Daten
Gewicht ( wird nachgetrgen, in der Hand leichter als ein echtes Fünfmarkstück ), Durchmesser 38 mm, Diche am Randstab 3 mm. Scheppernder Klang. Zinn ?
Haptischer Eindruck:
Die Münze fühlt sich leicht fettig an
Prägebild:
Die Konturen wirken leicht verschwommen,bei oberflächicher Betrachtung sieht das Stück wie ein schon etwas länger gelaufenes Stück an, jedoch ist die Farbe zu grau für eine Slberlegierung
Randschrift
Alle Typen weichen ab, die Buchstaben tanzen
Kommentar
Erworben als zeitgenössische Fälschung.
Die Münze ist gelocht, eventuell ein Hinweiss darauf, das sie als Fälschung angehalten wurde ?
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BeitragVerfasst: 28. Jul 2017, 15:54 
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Wirklicher Hofrat

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Hier mal wieder etwas aus Frankreich.

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Louis XV, Faux d'époque, Ecu au bandeau 1767 L (Bayonne) 23,22 g, 40 mm.

Dieser Ecu-Typ (au bandeau - d.h. "mit der Haarschleife") wurde anscheinend - mit diversen Atelier-Bezeichnungen - recht häufig gefälscht. Er taucht verschiedentlich im Handel auf. Wenn man bedenkt, daß der Typ bis fast in die Mitte des 19. Jh. umlauffähig war (s. die Grafik mit korrektem Gewicht von 1823 aus "Abbildung der cursirenden Geldsorten"), dürfte die Fälschung ein lohnendes Geschäft gewesen sein. Daß das offensichtlich fehlende Silber im Umlauf nicht sofort auffiel, erkläre ich mir mit den mangelhaften zeitgenössischen hygienischen Verhältnissen.

Ein Original habe ich zum Vergleich beigefügt.

Gruß klaupo


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