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Grön is det Lun, road is de Kant, witt is de Sun...
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Autor:  franztimm [ 24. Sep 2016, 14:34 ]
Betreff des Beitrags:  Grön is det Lun, road is de Kant, witt is de Sun...

Grön is det Lun, road is de Kant, witt is de Sun, deet is de Woapen van't hillige Lun.

Auf gut Deutsch heißt dieser friesische Spruch: Grün ist das Land, rot ist die Kante (Felskante), weiß ist der Sand, das ist das Wappen vom Heiligen Land (Helgoland).

Meine Heimat, Deutschlands einzige "Hochseeinsel", mit Großbritannien 1890 gegen "Sansibar" bzw. ostafrikanische Kolonien (Uganda) getauscht.

Hier ein kurzer Abriß der neueren Geschichte:
1890 ging Helgoland durch den Vertrag zwischen Deutschland und England über die Kolonien und Helgoland an Preußen. Es wurde in den Kreis Süderdithmarschen in der Provinz Schleswig-Holstein eingegliedert. Durch den umgangssprachlichen Namen des Vertragswerks („Helgoland-Sansibar-Vertrag“) wurde der falsche Eindruck erweckt, es habe sich um einen Tausch von Sansibar gegen Helgoland gehandelt.

Die Helgoländer selbst wurden nicht nach ihrer Meinung gefragt. Schon bald änderten sich ihre Lebensverhältnisse, da immer größere Teile ihrer Insel zu einer Seefestung ausgebaut wurden. Kaiser Wilhelm II. ließ Helgoland, das nahe der Mündung des damals neuerstellten, wirtschaftlich und strategisch wichtigen Kaiser-Wilhelm-Kanals liegt, zu einem Marinestützpunkt ausbauen.

In den Gewässern Helgolands fanden während des Ersten Weltkriegs 1914 das erste Seegefecht bei Helgoland und 1917 das zweite Seegefecht bei Helgoland statt. Die Insel wurde kurz nach Kriegsausbruch evakuiert und die Bevölkerung konnte erst 1918 wieder zurückkehren.
Die militärischen Anlagen wurden zurückgebaut, aber nicht zerstört und ab 1935 im Zuge der vom NSDAP-Regime betriebenen Aufrüstung der Wehrmacht erneut ausgebaut.

Im Jahr 1925 zählte Helgoland 2576 Einwohner, davon 2380 Evangelische, 148 Katholiken, 4 „sonstige Christen“ und 4 Juden.

Am 18. April 1947 zerstörten die Briten mit der bis heute größten nichtnuklearen verteilten Sprengung der Geschichte militärische Bunkeranlagen der Insel. Rund 4.000 Torpedoköpfe, fast 9.000 Wasserbomben und über 91.000 Granaten verschiedensten Kalibers, insgesamt 6.700 Tonnen Sprengstoff, waren im U-Boot-Bunker sowie im Tunnellabyrinth an der Südspitze des Felsens und bei den Küstenbatterien gestapelt; pünktlich um 13 Uhr wurde die riesige Explosion von Bord des Kabellegers Lasso ausgelöst. Ein gewaltiger Feuerstrahl und Tonnen Gesteins schossen in den Himmel. Der Rauchpilz ist neun Kilometer in die Höhe gestiegen. Aus dem Material der gesprengten Südspitze entstand das Mittelland, der U-Boot-Bunker im Südhafen wurde zerstört. Zur in Kauf genommenen oder gar geplanten kompletten Zerstörung der Insel kam es nicht. Die Hafenanlagen und Küstenschutzmauern blieben intakt, auch der Zivilschutzbunker blieb verschont und kann heute besichtigt werden.

Bis 1952 blieb Helgoland militärisches Sperrgebiet und Bombenabwurfplatz für die britische Luftwaffe. Während dieser Zeit nannten britische Soldaten die Insel zynisch Hell-go-land (das Land, das zur Hölle geht).

Die umgesiedelten Helgoländer starteten mehrere politische Initiativen zur Wiederbesiedlung der Insel: Im März 1948 wurden die Vereinten Nationen angerufen. Es folgten Appelle an den Papst, das britische Unterhaus und die neu gebildete Bundesregierung.

Am 20. Dezember 1950 besetzten die beiden Heidelberger Studenten René Leudesdorff und Georg von Hatzfeld zusammen mit dem damals in Heidelberg Geschichte dozierenden Publizisten Hubertus zu Löwenstein die Insel und hissten die deutsche Flagge, die Flagge der Europäischen Bewegung und die Flagge Helgolands. Am 3. Januar 1951 holten britische Offiziere die Besetzer wieder von der Insel.

Die Besetzung durch die drei Deutschen löste eine breite Bewegung zur Rettung Helgolands aus. Nachdem der Deutsche Bundestag im Januar 1951 einstimmig die Freigabe der Insel gefordert hatte, gaben die Briten am 1. März 1952 Helgoland wieder an die Bundesrepublik Deutschland zurück. Die Bevölkerung erhielt die Erlaubnis, auf ihre Insel zurückzukehren. Bis heute ist der 1. März auf Helgoland ein Feiertag.

Eine Wiederaufbaukommission wurde 1952 ins Leben gerufen. Georg Wellhausen wurde mit der Leitung der Kommission und dem Aufstellen eines Bebauungsplanes beauftragt, und es wurde ein Wettbewerb durchgeführt. Er entwickelte das städtebauliche Konzept, das bewusst von einer Rekonstruktion der Altbebauung abwich, aber die gewachsenen Strukturen mit ihrer Ausrichtung nach der Windbelastung berücksichtigte. Wellhausen hatte sich beim Wiederaufbau Hamburgs einen Namen gemacht. Als typisch für ihn gelten die asymmetrischen Giebelprofile und die farbigen Holzverschalungen, beispielsweise bei den Hummerbuden.

Nach dem Wiederaufbau entwickelten sich der Fremdenverkehr und der Kurbetrieb zu wichtigen Wirtschaftszweigen. Helgoland erhielt 1962 die staatliche Anerkennung als Nordseeheilbad.

Dateianhänge:
Dateikommentar: Wappen von Helgoland
Blasonierung: „Zweimal geteilt von Grün, Rot und Silber“.

Das Wappen stammt aus dem Jahre 1696 und beruht auf einer von Herzog Friedrich IV. verliehenen Schifffahrtsflagge. Die Farben des Wappens wurden erst im 19. Jahrhundert mit dem Erscheinungsbild der Insel begründet.

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Dateikommentar: Ansicht von Helgoland
Kupferstich von 1826
F. von der Decken

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Dateikommentar: Goldmedaille zur 75-jährigen Wiederkehr zu Deutschland 1965
Dukatengold 986/1000
D = 22 mm, 3,51 g

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Autor:  kronerogøre [ 24. Sep 2016, 15:23 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Grön is det Lun, road is de Kant, witt is de Sun...

Vielen Dank für diesen schönen Beitrag. Weisst Du , welche Auflage die Medaille hatte und durch wen sie vertrieben wurde ?

Autor:  franztimm [ 24. Sep 2016, 15:59 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Grön is det Lun, road is de Kant, witt is de Sun...

Nein, leider nicht. Aber sie ist sehr selten, ich versuche seit Jahren eine weitere zu finden. Erfolglos. Wahrscheinlich ist der größte Teil inzwischen eingeschmolzen.
Die meisten gibt es sicher noch auf Helgoland als "Familienschatz".

Ich habe sie als Kind 1965 bei der Raiffeisenbank (damals Spar- und Darlehnskasse) in meinem Heimatort gekauft.

Autor:  KarlAntonMartini [ 24. Sep 2016, 20:42 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Grön is det Lun, road is de Kant, witt is de Sun...

Danke für den Beitrag. Einen numismatischen Beleg für die britische Zeit hätte ich auch gern, aber da gibts wohl nichts? Grüße, KarlAntonMartini

Autor:  franztimm [ 24. Sep 2016, 21:48 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Grön is det Lun, road is de Kant, witt is de Sun...

Eine Doppelwährung im englischen Heligoland hat es gegeben.
Näheres dazu findest Du in den "Geldgeschichtlichen Nachrichten, GN 1978, 65/ S. 138, Jordan, Reinhold: "Doppelwährung im englischen Helgoland".

Leider liegen mir die GN hier auf der Krim nicht vor, sonst hätte ich eine Kopie gesendet. Vielleicht hast Du die GN 1978 greifbar?

Dann noch ein kleines Buch über das Notgeld in Helgoland während der Inflationszeit 1923.

Und zu guter Letzt noch Briefmarken aus der Zeit der englischen Besitzung von 1875.

Dateianhänge:
Dateikommentar: Buch über Inflationszeit
Autor: W. Cadow
Seiten: 137
Format: 258 x 208 mm
Broschur
Verlag: Eigenverlag, Cuxhaven
Auflage: 1990
Sprache: Deutsch

Helgoland.jpg
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Dateikommentar: Briefmarken der englischen Besitzung von 1875
Stamps_of_Germany_(DR),_1875,_MiNr_11.jpg
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Autor:  franztimm [ 21. Dez 2023, 16:08 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Grön is det Lun, road is de Kant, witt is de Sun...

Wer hat diese Medaille und würde sie mir verkaufen? Auch interesse an der Silberausführung.
Meine Hoffnung ist, daß noch einige auf der Insel Helgoland im Familienbesitz sind und von den Erben vielleicht verkauft würden.
Bitte um ein Angebot.

Dateianhänge:
Road is de Kant.png
Road is de Kant.png [ 83.62 KiB | 4950-mal betrachtet ]
Helgoland_Lange_Anna_Nordspitze._128.png
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