Liebe Freunde afrikanischer Medaillen,
Asche über mein Haupt! Die Medaille des Monats März kommt sozusagen auf den letzten Drücker. Aber das hat auch einen kleinen Vorteil. Die nächste für den April steht schon fast vor der Tür.
Um nicht noch mehr Zeit zu verschlafen, laßt uns doch gleich in medias res gehen. Wir sind in Äthiopien. Und bei Haile Selassie I. Obwohl er schon längere Zeit vor seiner offiziellen Krönung die Fäden des Landes in Händen hielt, erfolgte die offizielle Krönung erst EE1923 (AD1930). Zu diesem Anlaß wurden mehrere Krönungsmedaillen herausgegeben, die sich laut Gill (Gill, Dennis: The Coinage of Ethiopia, Eritrea and Italian Somalia [1991]) in fünf Ausgaben unterteilen lassen. Die Stempel der Ausgaben zur ersten Serie in Gold und Silber wurden laut Gill in Wien gefertigt und die dazugehörigen Medaillen in Addis Abeba geprägt. Die Katalognummern im Gill lauten #S7 - #S9. Ein exquisites Beispiel dazu findet Ihr hier in der Afrasis wunderbarer Cafe-Galerie unter:
gallery/image_page.php?album_id=1034&image_id=5238Die Ausgaben drei bis fünf wurden vermutlich erst nach der italienischen Besetzung geprägt. Sie tragen bei Gill die Katalognummern #S11 bis #S15. Ein schönes Goldstück aus dieser Serie ist in unserer Galerie ebenfalls verewigt:
gallery/image_page.php?album_id=1034&image_id=8343Nach dieser langen Einleitung komme ich endlich auf die Medaille des Monats März 2013 zu sprechen. Wir sehen hier ein Exemplar der Ausgabe zwei zu Haile Selassies Krönungsmedaille, katalogisiert bei Gill unter #S10. Dazu ist meines Wissens bisher wenig bekannt. Gill selbst beschreibt nur ein Exemplar aus Bronze, läßt aber offen, ob es noch Prägungen aus anderen Metallen gibt. Das hier vorgestellte Stück
Dateianhang:
ETH_Coronation EE1923 Gill_S10.jpg [ 399.8 KiB | 9848-mal betrachtet ]
habe ich letztes Jahr in einem kleinen Shop in Addis Abeba aufgetrieben. Es ist aus Bronze, und wiegt mit Band und sonstigem Anhang 46,00 Gramm. Der abgerundete Rand ist glatt. Die Schieblehre weist über die Enden des gefühlten dreiblättrigen Kleeblattes einen Wert von 39,0 mm aus, wie er auch im Gill beschrieben ist. Sonstige Maße und Gewichte sind mit dem Gill nicht vergleichbar, da das ihm vorliegende Exemplar kein Band aufweist.
Da ich nicht davon ausgehen kann, daß jeder die amharische Schrift lesen kann (ich kann es auch nicht), möchte ich noch einmal auf Dennis Gill zurückgreifen. Die Umschrift auf dem Av lautet nach seinen Angaben: “The First Haile Helassie 1923“ (die Jahreszahl kann ich als amharischer Laie bestätigen). Die Rückseite zeigt oben einen Stern, der nichts mit Mercedes-Benz zu tun hat, sondern die Dreifaltigkeit darstellt. Darum herum lesen wir nochmals die Worte: “The First Haile Helassie“. Weiterhin schreibt Gill: “Inscription at the bottom could not be deciphered“... Kann das jemand von Euch auflösen ????
Auf der (Messing-)Halterung oberhalb des Bandes lese ich“MAPPINAWEBBL“. Dies könnte auf “Mappin & Webb Ltd.“ in London hinweisen, eine Manufaktur, die sich allerdings eher durch Uhren und Juwelen hervorgetan hat. Zum Zeitpunkt der Ausgabe der Medaille gab es sie jedoch schon, ursprünglich in Sheffield, später in London.
Wie Ihr seht, gibt es wieder viele offene Fragen. Z. B. die, ob das Ding wirklich echt ist, oder vielleicht eine Fälschung. Ich persönlich sehe allerdings keine Anzeichen für eine Vermutung in letzterer Hinsicht. Kommentare höchst willkommen.
So, jetzt habe ich Euch wirklich genug genervt.
Allerseits eine frohe Osterzeit wünscht Euch
Euer MG
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Heute liegt in aller Ewigkeit vor morgen. Bringe den heutigen Tag zu Ende, dann kümmere Dich um den nächsten (afrikanisches Sprichwort)