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BeitragVerfasst: 16. Nov 2012, 11:34 
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Eigentlich sollte hier ein Beitrag über eine italienisch-britische Marke stehen. Beim Bilderaufladen kam plötzlich die Anzeige, ich müsse mich noch anmelden. Und der ganze Text war weg. :headbang:


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BeitragVerfasst: 16. Nov 2012, 16:16 
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Hmmmmm, das häuft sich jetzt....

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BeitragVerfasst: 27. Feb 2013, 20:00 
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Machen wir noch einen Versuch mit der britisch-italienischen Marke. Die Gebrüder Pasquale und Giuseppe Metasti stammten aus der Nähe von Como und waren spätestens 1884 in London aktiv. Ihr Hotel Previtali (steht heute nicht mehr) war vor allem bei weniger reichen Südamerikanern und Südeuropäern beliebt. Infolge des Ausbleibens von Kundschaft wegen des Krieges gingen die Betreiber nach 1914 bankrott. Die Weinsorte Chianti steht im Mittelpunkt dieser Werbemarke, die vermutlich nach 1900 geprägt wurde, als Aluminium billig genug für solche Verwendungen geworden war. Ob die pennygroßen Marken als Verzehrgutscheine oder nur als eine Art Visitenkarte verwendet wurden, ist mir nicht bekannt. Grüße, KarlAntonMartini


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Zuletzt geändert von KarlAntonMartini am 27. Feb 2013, 20:30, insgesamt 1-mal geändert.
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BeitragVerfasst: 27. Feb 2013, 20:18 
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Heute kam ein ganz ähnliches Stück an, ebenfalls aus Aluminium und - was Hersteller und Zeit anbelangt - etwas gesprächiger. Hersteller dieser Werbemarke ist die Fa. Charles Wright & Sons Ltd., Edgware in Middlesex, damals ein Vorort Londons. Durch die Angabe der vom Restaurateur gewonnenen Preise kann die Zeit auf kurz vor 1914 bestimmt werden. Cavaliere Bernardo Baglioni verstarb am 5. Februar 1923, aus der Nachlaßanzeige geht hervor, daß er in 26 Old Compton Street auch ein Hotel betrieb. Baglioni war aus einem Dorf am Lago Maggiore gebürtig. Ein 5-Sterne Hotel namens Bagloni gibts auch heute in London, Nähe Hyde Park. Ob es da einen Zusammenhang gibt, habe ich nicht herausgefunden. Interessant ist die Preisangabe für die Menüs, für eine Crown konnte man schon dinieren. Die Weinsorten Chianti und Barolo werden mit typischen Flaschen dargestellt. Stilistisch ist eine gewisse Ähnlichkeit beider Marken erkennbar, aber wer hat hier wen inspiriert? Grüße, KarlAntonMartini


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BeitragVerfasst: 6. Mai 2013, 15:04 
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Das heute vorgestellte Stück kann als kleine populäre Medaille oder als Jeton angesprochen werden. Es zeigt Wilhelm Herzog von Cumberland (1721-1765) und auf der Rückseite einen schottischen Highländer in demütiger Haltung vor dem englischen Löwen. Die Jahreszahl 1746 verrät den Hintergrund, die Schlacht von Culloden und die anschließende "Säuberung" des Hochlandes von Anhängern der Stuarts unter Bonnie Prince Charlie. Cumberland hatte sich dabei so unmenschlich verhalten, daß er den Beinamen "Schlächter (butcher)" erhielt. Gleichwohl wurde der zweite Sohn König Georgs II. von der Londoner Gesellschaft für seinen Erfolg gegen die Schotten mit den üblichen Ehrungen überhäuft. - Eine davon war eine Auftragskomposition von Händel, der "Judas Makkabäus". Mit anderem Text hat es eine Melodie daraus auch bei uns zu einiger Popularität gebracht, allerdings passend wie die Faust aufs Auge.
Erstmal die Medaille, Bronze (Latten), 30 mm:
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Und hier gehts zur Musik: http://www.youtube.com/watch?v=Yeqso4CX2f4 - Händel wurde natürlich mehrfach kopiert (ähh: zitiert), unter anderem wurde der Text zu "Thine be the glory..." umgedichtet: http://www.youtube.com/watch?v=lXzmjNE-yLA
So soll es dann vor allem von Militärkapellen bei der Einweihung von Eisenbahnstationen gespielt worden sein. Heute gehört es in der Version von Wood zum festen Bestandteil der Last Night of the Proms, hier eine ziemlich schauerliche Variante: http://www.youtube.com/watch?v=MRChXvUnGAg
Daß Louis Oertel das Thema dann für das Trio des Graf-Waldersee-Marsches klaute, war eine gewisse Ironie der Musikgeschichte. Waldersees Aufführung in China hätte dem Herzog von Cumberland sicher gefallen. http://www.youtube.com/watch?v=HfbQsU4SSe8
Tochter Zion dürft ihr dann selbst wieder singen, aber das hat noch etwas Zeit. ;)
Grüße, KarlAntonMartini


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BeitragVerfasst: 6. Mai 2013, 22:19 
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Vielen Dank für den wundervollen Beitrag! :whow:

Allerdings sieht es für mich aus, als wenn der Schotte einen plumpen Tanzbären dirigiert ... 8-)

Slainte, Alexander

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BeitragVerfasst: 8. Nov 2013, 18:52 
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Lazarus Gottlieb Lauffer arbeitete von 1660 bis 1717 und zwar im Wesentlichen in Nürnberg. Er war Münzmeister des Fränkischen Kreises und betrieb parallel eine Rechenpfennigschlägerei. Er importierte moderne Prägemaschinen (Spindelpressen) aus Frankreich, seine Rechenpfennige sind deshalb nicht leicht gebogen, wie die vieler seiner Kollegen, die mit Walzenwerken prägten. Nachdem in England noch keine heimische Produktion von Jetons existierte, bedienten Nürnberger auch den dortigen Markt. Der heute vorgestellte, gerade hier angekommene Jeton ist ein frühes Werk von Lauffer, wohl 1662 oder kurz danach entstanden.

1662 heiratete König Charles II. von England und Schottland die portugiesische Prinzessin Catharina von Braganza (1638-1705), die ihm schon als 7-jährige versprochen worden war. Daß es mit der Heirat dann doch etwas dauerte, lag an dem Intermezzo der Cromwellschen Republik. Diese sehr politisch gedachte Hochzeit rettete Portugal die mühsam wieder errungene Eigenstaatlichkeit gegen die Bourbonen. Die Engländer waren ob dieser Verbindung "not amused", war und blieb Catharina doch Katholikin. Deshalb wurde sie auch nie gekrönt. Selbst die Schuld am Brand Londons 1666 wurde ihr nachgesagt, ihre Kinderlosigkeit wurde zwar erleichtert aufgenommen, aber doch als Fluch des Katholizismus gedeutet, denn Charles II. war bei seinen Mätressen durchaus fruchtbar. Mit den Mätressen kam Catharina zurecht, Charles II. hielt zu ihr, obgleich ihre Gegner sie wegen eines frei erfundenen Mordkomplottes gegen den König anklagten. Als politische Ratgeberin schätzte er sie zunehmend. 1685 starb der König, quasi auf dem Sterbebett noch katholisch geworden, er wurde beerbt von seinem Bruder James II., gegen den dann 1688 die Protestanten revoltierten. Catharina wurde der Boden in England zu heiß unter den Füßen und sie ging nach Portugal zurück, 1704 bis zu ihrem Tod 1705 amtierte sie dort als Regentin. - Für die englische politische und gesellschaftliche Entwicklung legte Catharina zwei wesentliche Grundlagen: Zu ihrer Mitgift gehörte neben 300.000 Pfund auch die Stadt Bombay (port.: Bom Bahia). Charles II. verlehnte sie 1668 an die EIC für zehn Pfund jährlich. Damit entstand die erste englische Kolonie in Indien. Catharina brachte eine Leidenschaft mit, die für das Teetrinken. Ihretwegen wurde (über die EIC) chinesischer Tee nach England importiert. Diese Mode wurde vom Adel begierig nachgeahmt und verbreitete sich mit sinkendem Preis über das Bürgertum bis in die Arbeiterklasse.

Der Jeton hat 3,1 g. Gewicht, 29 mm Durchmesser, ist aus Messing mit Spuren einer Verzinnung oder Versilberung. Die Vs. zeigt ein sehr gelungenes Doppelporträt des Paares nach rechts; die Rs. - weniger gelungen - das Wappen des Königs, zusätzlich das gekrönte Monogramm CR und Rosen bzw. Disteln über dem Motto. Forrer bildet das Stück ab, Bd. III, S. 333. Mitchiner hab ich noch nicht recherchiert. Viele Grüße, KarlAntonMartini


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BeitragVerfasst: 20. Nov 2013, 21:21 
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Der Titel "Ein auf den ersten Blick langweiliger britischer Jeton" gilt langsam nimmer ;-)

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BeitragVerfasst: 2. Dez 2013, 17:54 
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Mal was für die Antikensammler: Der Londoner Münzhändler Peter Whelan ließ 1848 bei WJ Taylor eine Werbemarke prägen, Messing vergoldet. Das Motiv mit der Wölfin und Romulus und Remus ist hübsch gewählt, daß er römische Bronzemünzen zu einem Shilling das Stück anbot, dürfte uns heutige wehmütig an die gute alte Zeit denken lassen. Peter Whelan verstarb leider kurz darauf, sein Geschäft wurde offenbar nicht weitergeführt. An der Adresse "opposite British Museum" findet sich heute auch eine Münzhandlung (Nr. 47 statt früher 43). Mitch. 8429; dieses Stück stammt aus der Sammlung von Barry Greenaway, einem in GB sehr prominenten Sammler. Grüße, KarlAntonMartini


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BeitragVerfasst: 23. Jul 2014, 16:21 
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Zur folgenden Werbemarke habe ich bisher kein Literaturzitat gefunden, sie scheint nicht häufig zu sein. Es handelt sich um eine geprägte Marke aus Weißmetall (Zinn/Blei/?) in Pennygröße, 11,7 g. Als Herausgeber wird George Mew genannt , Hersteller von Seidenwaren am Spital Square und einem Laden in High Holborn 301 wo er als Seidenhändler, Mercer (Tuchkaufmann), General Draper (Bekleidungshändler) und Haberdasher (Kurzwarenhändler) bezeichnet wird. In den im Internet verfügbaren Primärquellen ist zu erfahren, daß er sein Geschäft in Holborn 1827 bei der Sun-Feuerversicherung versicherte. Damals bezeichnete er sich als Linen-draper. Auch in späteren Quellen bis 1841 taucht als Berufsbezeichnung nur Linen-draper auf. Bei den Quellen handelt es sich um Kriminalakten des Old Bailey, es wurden dort Ladendiebe abgeurteilt, die bei Mew gestohlen hatten. Nur 1831 wird er ausdrücklich als silk-mercer bezeichnet. Auch die Adresse am Spital Square scheint nur ganz kurz bestanden zu haben. Ich gehe also davon aus, daß die Werbemarke mit einem etwa um 1830 erfolgten kurzlebigen Einstieg in das Seidengeschäft zusammenhängt. Der Seidenbranche ging es da schon laufend schlechter, sie war in London in den Spitalfields konzentriert, ursprünglich waren dort tausende Hugenotten angesiedelt worden, die das Seidenweben als Fertigkeit nach England brachten. Bis um 1860 war das Viertel zum schlimmsten Slum in London verkommen, Charles Dickens hat das beschrieben. - Die Rückseite zeigt ein weibliches Porträt, umschrieben mit dem Slogan: Lovely Woman, Nature's ornament, Man's choicest treasure & my best friend. Das Porträt zeigt kaum eine Zeitgenössin (das wäre schon wegen der Kundinnen nicht ratsam gewesen). Ich bin nach längerer Suche auf die Überlegung gekommen, es stelle die Göttin Hebe dar, in klassizistischer Manier gestaltet. Es gab damals zwei sehr populäre Hebe-Skulpturen, diejenige des Italieners Canova scheint mir noch ähnlicher als die von Thorwaldsen. http://elrincondelarte-encarna.blogspot ... de-la.html - Vielleicht hat dazu jemand noch andere Ideen? - Leider ist das Stück unsigniert. Grüße, KarlAntonMartini


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