Numismatik-Cafe

Allein diese Kombination ist schon ziemlich exzentisch...

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Viele Grüße
helcaraxe
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Meine Galerie: Römische Provinzbronzen (ausbaufähig... )

An Exzentrikern ist England nicht arm. Um das Jahr 1800 wurde in Gateshead ein Mr. J.W.A.F. Smith geboren, der sich mit Medizin befaßte und diese möglicherweise sogar studierte, angeblich in Paris bei einem Baron Dupureu. Jedenfalls trat er ab etwa 1830 in einigen Städten Irlands und Englands als Heiler und Produzent diverser Wundermittel auf, nicht als Mr. Smith, sondern als Baron Spolasco. Er brachte es zu reichlicher Anhängerschaft und wohl auch zu einigem Wohlstand. Am 19. Januar 1838 wollte er mit seiner Dienerin und einem kleinen Sohn (eine Frau ist nicht überliefert) von Cork aus mit dem Dampfer Killarney nach England reisen, um dort seine Tätigkeit als Quacksalber fortzuführen. Das Schiff geriet in Seenot, am 22.1.1838 kenterte es, Besatzung und Passagiere konnten sich zunächst auf einen Felsen am Vorgebirge der Küste retten. Das Drama dauerte aber noch Tage und es starben viele weitere Menschen an Kälte und Entkräftung, ehe die Rettung kam. Auch Spolascos Kind soll unter den Opfern gewesen sein. Spolasco verfaßte einen wortreichen und eigentlich anrührenden Bericht im Stil der Zeit: http://books.google.de/books?id=KDsIAAA ... us&f=false
Ob da alles so stimmt, sei dahingestellt. Es fällt doch auf, daß Spolasco sein Vermögen, das dann unterging, sehr umfangreich beschrieben hat und am Ende des Buches viele Bestätigungen von kurierten Patienten aufführte. Der Werbung am neuen Standort in Swansea diente auch die hier vorgestellte Marke, die als Farthing-Token umlauffähig war. Bell hat sie als Nr. 7610 erfaßt. Das Datum bezieht sich wohl auf die Errettung nach dem Schiffsunglück, auch die Publikation über das Unglück ist erwähnt. - Aber schon 1839 mußte der mutmaßliche Hochstapler seine Praxis aufgeben, denn er wurde wegen des Todes einer von ihm medikamentierten Patientin angeklagt und verurteilt. Grüße, KarlAntonMartini

Eine schöne Geschichte! - Und was ist mit diesem "Baron" dann nach seiner Verurteilung passiert?

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Viele Grüße
helcaraxe
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Wurde er vielleicht Kinderarzt in Nürnberg?

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Soweit konnte ich das noch nicht recherchieren. Es soll aber heute noch an der Marina in Swansea eine Plakette auf ihn geben. Möglicherweise wurde er deportiert.

Hier ist ein Zeitungsbericht über die Anklageerhebung: http://books.google.de/books?id=dBVAAAA ... &q&f=false
Für mich als Laien sieht das so aus, als sei die Patientin an einem durchgebrochernen Magengeschwür gestorben, aber vielleicht kann ein Mediziner etwas dazu sagen. Jedenfalls kostete die Kur ein Pfund, zwei Shilling, sechs Pence. Man muß aber zur Ehrenrettung des Barons sagen, daß die Tante der verstorbenen 23jährigen die zweite Verschreibung (halbes Weinglas voll Brandy, aufgefüllt mit Wein) nicht ausgeführt hat.

Aus anderen Fundstellen ist bekannt, daß Spolasco Kosmetika herstellte, etwa ein Enthaarungsmittel aus Kalziumsulfat und gebranntem Kalk und auch Mittel gegen Frigidität feilhielt.

Doch noch was gefunden: nach der verbüßten Strafe ging Spolasco in die USA, erregte großes Aufsehen mit einem Vierspänner, erwarb ein Vermögen und verlor es wieder. Er soll 1858 verarmt in New York gestorben sein.

Am 14. Oktober 1771 erschien in der Tageszeitung von Birmingham folgende Anzeige:

“The Inhabitants of the Town are desired to meet at the Chamber over the Old Cross, Tomorrow, at Ten o’clock in the Forenoon, at the Tolling of a bell, to consider of an Application to Parliament for Building a Church”.

Hintergrund war das enorme Wachstum, das die Stadt, die es nur praktisch und erst 1839 auch im Rechtssinne gab, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erlebte. Zwischen 1770 und 1780 wuchs die Einwohnerzahl nochmal von 30.000 auf 50.000. Knapp wurden die Sitzplätze in den Kirchen und die Begräbnisplätze in den darumliegenden Friedhöfen. Das Parlament beschloß den Bau zweier neuer Kapellen, die aber von der Pfarrei St. Martin abhängig bleiben sollten. 1774 wurde davon die St. Mary's Chapel fertig, ein achteckiger Bau im klassizistischem Stil. So richtig gelungen war nur der Turm, das Bauwerk hatte Mängel, 1776 schon stürzte ein Teil der Galerie ein und der Architekt mußte 400 Pfund, etwa zehn Prozent der Bausumme, Schadensersatz leisten. Nach hundert Jahren mußte der ganze Bau weutgehend neu errichtet werden, aber schon 1925 kam es zum endgültigen Abriß.

Peter Kempson verewigte diese Kapelle in seiner Suite von 27 Birminghamer Gebäuden, die etwa 1795 erschien. Den Stempel schnitt Thomas Wyon. Hier also dieses Stück, das von D&H als Token unter Warwickshire 156 katalogisiert ist. Grüße, KarlAntonMartini

Die Zeit vergeht, schon lang keinen Token mehr vorgestellt... - Bei Charles Dickens werden sie beschrieben, die elenden Zustände in den Schuldgefängnissen, wo Zivilschuldner einsaßen. Vor 1800 gab es schon eine Reformbestrebung, diese "Gaols", wie sie im Slang hießen, abzuschaffen. Der Drucker William Gye in Bath popularisierte diese Forderung auf seinem Token von 1794. Ilchester Gaol (auf dem Token falsch Goal geschrieben) war das Somerset Country Jail. Gye genoß jedoch nicht den besten Ruf, davon berichtet Jane Austen in ihren Erinnerungen. (D&H Somerset 34) Von dem Stempel gibt es Prägungen von früheren Zuständen (D&H 32, 33) und das Motiv wurde dann mit geänderter Umschrift (ohne Ilchester) auf anonymen Token mit anderen Vorderseiten verwendet. (D&H 35 bis 38). Grüße, KarlAntonMartini

Einen dieser anonymen Token kann ich beisteuern. Die "Gaol"-Szene ist gleich geblieben, aber auf der anderen Seite hat der Philanthrop John Howard seinen Platz gefunden. Zugewiesen habe ich das Stück als Somersetshire, Bath Halfpenny (undated), Edge: PAYABLE AT LONDON OR DUBLIN, D&H 36. Das Portrait von Howard ist übrigens auch auf regulären Token verwendet worden.

Gruß klaupo

Um hier mal wieder etwas Bewegung (im Wortsinn) reinzubringen, zeige ich einen Token als Vorschlag für eine Lockerungsübung am PC ... möglicherweise auch eine frühe Form des Gangnam Style, herausgegeben von einem Händler, der u.a. Münzen im Angebot hatte ... jedenfalls hatte der Mann anscheinend Humor.


Die Beschreibung habe ich kopiert.

Gruß klaupo

yes, we can