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 Betreff des Beitrags: Re: Glücks-Token
BeitragVerfasst: 5. Feb 2017, 17:59 
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Vielen Dank!

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 Betreff des Beitrags: Re: Glücks-Token
BeitragVerfasst: 21. Mär 2017, 22:38 
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Wirklich interessant.

Gruß Chippi

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Wurzel hat geschrieben:
@ Chippi: Wirklich gute Arbeit! Hiermit wirst du zum Byzantiner ehrenhalber ernannt! ;-)

Münz-Goofy hat geschrieben:
Hallo Chippi, wenn du... kannst, wirst Du zusätzlich zum "Ottomanen ehrenhalber" ernannt.


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 Betreff des Beitrags: Re: Glücks-Token
BeitragVerfasst: 15. Mai 2017, 16:51 
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Die aktuelle Ausgabe des Token Corresponding Society Bulletin Vol. 12, Nr. 2 enthält einen äußerst gediegenen Aufsatz von Eric C. Hodge: U.K. Merchant Countermarked Dollars c. 1787-1828. Das war gewissermaßen eine spezielle Form von Token, Kaufleute erwarben ausländische Großsilbermünzen, meist spanische Dollars und prägten darauf Gegenstempel mit dem Kurswert in englischer Währung und ihrer Niederlassung. Zu einem Stück aus meiner Sammlung gibt es jetzt eine Geschichte: Richard Arkwright jun. (1755-1843) hatte von seinem Vater Sir Richard Arkwright eine Reihe von Spinnereien geerbt, die Baumwollgarn erstmals in industriellem Rahmen herstellten. Seine wichtigste Niederlassung war in Cromford, Derbyshire, wo er neben der Fabrik ein kleines Städtchen für ca. 1500 Bewohner aufbaute, um für seine Arbeiter Unterkünfte zu haben. (Das Modell wurde in D. adaptiert, in Ratingen gibt es heute noch die Bauwerke am Cromford-Park, heute im Rahmen eines Industriemuseums.) Arkwright jun. diversifizierte rechtzeitig, um sein Vermögen über die Textilkrise zu retten und starb mit einem Vermögen von 3 Millionen Pfund, damit war er damals der reichste bürgerliche Brite. - Arkwright überprägte wohl beginnend nach 1792 und bis 1810 Stücke mit der Wertangabe 4/9, also 4 Shilling neun Pence. Später erhielten die Stücke die Überprägung mit 5 Shilling, da der Silberpreis gestiegen war.
Hier das Beispiel auf einer 8-Reales Münze Carlos' IV. 1797, Mexico, 26,9 g. Nach der Studie von Hodge sollen 57 dieser ersten Überprägungen nachweisbar sein, 16 von der 5-Shilling-Serie. Grüße, KarlAntonMartini


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 Betreff des Beitrags: Re: Glücks-Token
BeitragVerfasst: 15. Mai 2017, 19:27 
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Glückwunsch zur Münze und ihrer Geschichte ... :appaus:


und vielen Dank für den lesenswerten Beitrag! :whow:

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 Betreff des Beitrags: Re: Glücks-Token
BeitragVerfasst: 16. Mai 2017, 15:01 
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Jetzt bleibt die Frage, was wurde eigentlich aus den Millionen von spanischen Dollars, die um 1800 nach Großbritanien gelangten? Allein 3,75 Mio. hat die Tower Mint mit ovalen oder eckigen Porträts Georgs III. gegengestempelt. Dazu kommen die privat gestempelten und die ganz ungestempelten Stücke. Natürlich wurde auch gefälscht. Das Rätsel löst der Silberpreisanstieg. Zunächst galten die gegengestempelten Dollars 4 Shilling 9 Pence, später dann 5 Shilling. Der Preis stieg aber weiter auf 5 Shilling 6 Pence und mehr. Das heißt, der Shilling entsprach zu Beginn der Gegenstempelung, ca 1792, 5,09 g Feinsilber, zum Ende der privaten Prägungen 1812 nur noch 2,7 g Feinsilber. Ein großer Teil der gegengestempelten Stücke wurden 1804 bis 1810 in Bank-Dollars umgeprägt. Aber auch diese Münzen ereilte ihr Schicksal, ab 1811 besorgten Private das Geschäft des Umprägens in immer leichtere Münzen. 1812 wurde diese Praxis verboten und mit der neuen Goldwährung ab 1816 und einem Fall des Silberpreises erledigte sich das Problem. Aber da waren die allermeisten Dollars längst eingeschmolzen. - Hier ein verhältnismäßig seriöses privates 4-Shillingstück aus Bath mit 15,2 g. Rauhgewicht, Dalton (Somerset) Nr. 11. Die Vorderseite zeigt das Stadtwappen des damaligen Oberklasse-Bades und nennt Ort, Wert und Jahreszahl, die Rückseite verspricht den Umtausch von fünf solcher Token in eine Pfundnote durch die Herausgeber Samuel Whitchurch und William Dore. Der eine war Eisenwarenhändler, der andere Hutmacher. - Ach ja, unter den Namen gibt es noch ein Gebilde, das ich als Landratte für eine Art Brezel gehalten hätte. Das ist aber ein "Stafford knot" https://en.wikipedia.org/wiki/Stafford_knot - Was dieses Symbol an dieser Stelle darstellen soll, ist unbekannt. Grüße, KarlAntonMartini


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 Betreff des Beitrags: Re: Glücks-Token
BeitragVerfasst: 19. Mai 2017, 15:06 
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Die kleinste Einheit, die privat in Silber geprägt wurden, waren Sixpences. Wie oben erwähnt, begann der Staat 1812 damit, diese privaten Token zu verbieten. Das blieb erfolglos, weil es für das Publikum keine Alternative gab. Die Verbotsfristen wurden dann in 1813 noch verlängert. De facto liefen die Stücke bis 1816 um, als dann endlich neues staatliches Silbergeld geprägt wurde. In der letzten Phase nach dem offiziellen Verbot wichen die Hersteller dann vorsichtshalber auf anonyme Motive aus, auch die Jahreszahl ließ man lieber weg. So ein Stück stelle ich hier vor: Dalton Nr. (Non local) 19 mit 2,1 g Rauhgewicht. Das würde bei originaler Feinheit des Dollarsilbers einen Feinsilbergehalt des Schillings von 3,8 g ergeben. Man darf getrost annehmen, daß das Stück einen geringeren Feingehalt hat. Das Stück ist signiert mit W. Mitchiner löst das mit Wyon auf. Ich bin da skeptisch, weil erstens keiner der drei in Frage kommenden Wyons mit W signiert hat und es auch noch mindestens zwei Zeitgenossen gab, deren Namen auch mit W beginnt. Ein bewußtes Verwirrspiel also? - Grüße, KarlAntonMartini


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 Betreff des Beitrags: Re: Glücks-Token
BeitragVerfasst: 19. Mai 2017, 16:58 
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Wirklicher Hofrat

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Ein hübsches Stück.


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 Betreff des Beitrags: Re: Glücks-Token
BeitragVerfasst: 23. Mai 2017, 15:11 
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Das Weglassen von Jahreszahlen war auch bei Token aus Kupfer Praxis, sobald die Diskussion über ein Verbot aufkam. - Die British Copper Company, ein eigentlich nicht so bedeutendes Unternehmen, mit einer Kupferschmelze in Landore bei Swansea, einer Rolling Mill in Walthamstow, Essex und einem Firmensitz in London existierte von 1807 bis 1857. Ab 1811 stieg das Unternehmen in das Geschäft mit Token ein. Produziert wurden Pennies in 1811 und Halfpennies in 1811 und 1813 und danach eben ohne Jahreszahlen. In der Literatur werden als Stempelschneider Peter und Thomas Wyon genannt, die Münzronden oder mindestens die Zaine wurden angeblich in Walthamstow hergestellt und die Münzen in Birmingham geprägt. Aufgrund der mäßigen Qualität vieler Stempel und auch der Prägung bezweifeln Withers das mE völlig zu recht. Die Halfpennies der BCC gibt es in verschiedenen Serien (jeweils mit Stempelvarianten), zunächst gab es das Motiv der antiken Büste (wer?) mit dem Motto Amor vincit patria. Dann gab es die Darstellung des Löwen, dann den Brutus und danach Merkur. Der hier gezeigte Brutus wird wohl nicht den Cäsarenmörder darstellen, sondern den Brutus von Troia, eine dazumal noch populäre mythische Gestalt, Nachfahre des Aeneas und legendärer erster König von Britannien und Gründer der Stadt London. Der Herausgeber der Token ist nur durch die Buchstaben BCC unter dem Schild der Britannia notiert. Grüße, KarlAntonMartini


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 Betreff des Beitrags: Re: Glücks-Token
BeitragVerfasst: 29. Mai 2017, 15:31 
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Die Silbertoken wurden trotz ihrer kurzen Umlaufdauer reichlich gefälscht. Besonders rätselhaft sind Token, die mit den Originalstempeln oder leicht veränderten Originalstempeln gefälscht wurden. Einer der Fälscher soll der Tokenhersteller Henry Morgan gewesen sein, dessen Existenz und Geschäftsgebaren insgesamt rätselhaft sind (dazu später mehr). Hier ein Beispiel der Fälschung eines Tokens für die walisische Grafschaft Brecknockshire. Leider schlecht erhalten. Mit 3,5 g nicht so weit weg vom Originalgewicht (3,9 g) Das Messing zeigt noch Spuren der Versilberung. Es gibt eine Fälschung, bei der das N aus North in ein H geändert wurde, das scheint bei diesem Stück nicht der Fall zu sein. Abgebildet ist ein "mantle of estate", ein badge der Earls of Stafford, die auch Lords of Brecknock waren. Der Herausgeber des Tokens, ein George North aus Brecon wird mit verschiedenen Berufen genannt, er soll Buchhändler und Textilkaufmann gewesen sein. Auf dem Token erscheint er als Betreiber eines Lagerhauses mit Spedition. Es mutet etwas maulheldig an, wenn er von dem walisischen Nest aus Token absetzt, die für das gesamte Vereinigte Königreich bestimmt sind. Grüße, KarlAntonMartini


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 Betreff des Beitrags: Re: Glücks-Token
BeitragVerfasst: 9. Aug 2017, 15:30 
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Wirklicher Hofrat

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Hier mal wieder ein Token von mir, nach dessen Referenz ich lange gesucht habe ... mit einem schönen fetten Stempelbruch.

Dateianhang:
1795_Coaly_x_Tyne_n.jpg
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Zitat:
1795 Northumberland - Newcastle Halfpenny Conder Token. OBVERSE: A man in a Tyne barge or "keel" l. COALY X TYNE 1795 REVERSE: THOS. SPENCE / SIR THOS. MORE / THOS. PAINE / * NOTED ADVOC(ATES FOR TH)E RIGHTS OF MAN. EDGE: SPENCE DEALER x IN x COINS x LONDON x. 10,47 g, 28 mm. D&H #19

Der Stempel brach ziemlich schnell (lt. Pye, 1801 xxxviii. 2 schon nach 26 Prägeschlägen), und in weiteren Stempelkopplungen fehlen daher ebenfalls die See vor dem Kahn und die beiden ersten Ziffern des Prägejahrs.

"Coaly Tyne" war eine affektive Bezeichnung für die Kohleförderung an den Ufern des Tyne-Flusses. Es gibt auch ein Lied gleichen Titels.

Gruß klaupo


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