Numismatik-Cafe

Danke für die ergänzenden Erläuterungen. Ich lege bei meinen Stücken auf Seltenheit keinen besonderen Wert, eher auf das Vergnügen beim Betrachten dieser Stücke und die Verbindung mit ihrem historischen Umfeld. Die Kanal-Token sind da eine spannende Gruppe, sah man doch in den Kanälen seinerzeit die Transportwege der Zukunft ... bis schließlich dann doch die Eisenbahn an ihre Stelle trat (leider zu spät, um ihren Weg noch auf Token zu finden). Von den "Kanal-Token" habe ich vier Stück. Es fehlt der recht seltene Basingstoke-Canal-Token von 1789 zu 1 Shilling. Die anderen kann ich gern gelegentlich vorstellen, falls es nicht jemand anders tun möchte ... bis auf den Iron Bridge Token. Der wurde bereits im NF vor Jahren ausführlich erläutert.

Gruß klaupo

Da wär der MG aber dick da
Danke für die Vorstellung und Erkärungen zu diesen wunderschönen Stücken.

Klosterschüler

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Was du ererbt von Deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen.

Hier kommt nun ein weiterer Token, der den Transport zu Wasser zum Thema hat. Das Prägejahr sagt nichts über die Fertigstellung des Kanals aus – die dauerte nach dem Baubeginn 1793 fast 30 Jahre und ruinierte zahlreiche Investoren. Als der Kanal dann schließlich fertiggestellt war, gab es ein großes Volksfest – zum Mißvergnügen der Ehrengäste auf den Booten hatte man allerdings versäumt, Verpflegung mit an Bord zu nehmen.

Der Token zeigt einen Blick auf das Westgate der Stadt Gloucester und die Brücke über den Severn, im Vordergrund auf dem Kanal einen Lastkahn mit gesetztem Segel. Eine Besegelung des Kanals war damals nur möglich, wenn der Wind günstig stand, und das große Schiff im Revers hätte seinerzeit nicht auf den Kanal gepaßt. Das hat sich in der Gegenwart grundlegend geändert. Der Gloucester and Berkeley Kanal ist einer der meistbefahrenen Wasserwege Englands mit internationalem Schiffsverkehr.

Gruß klaupo

Die englische Wirtschaft hatte durch den preiswerten Binnentransport enorm profitiert, er ergänzte die traditionelle Küstenschiffahrt, die aber für die Versorgung Londons die stärkste Stütze blieb. Die Kohle aus dem Bergbaurevier im Norden um Newcastle wurde mit kleinen Seglern, die nur am Tage fuhren und von Hafen zu Hafen vorankamen, in die Stadt transportiert. so ein Kohlenschiff vor der Verladestation, die hier am River Tyne liegt, zeigt dieser Token. Es ist überliefert, daß der Graveur Thomas Halliday sich einen Holzstich zum Vorbild nahm, den 1807 der berühmte Holzstecher Thomas Bewick ("A History of British Birds" u.a. - http://www.bewicksociety.org/life_and_work/tb_bio.html) gefertigt hatte. Bewicks Vater war Pächter einer kleinen Kohlengrube gewesen, aber ich habe nirgends belegt gefunden, daß es gerade die war, die auf dem Token als "Bewicke Main Colliery" bezeichnet ist. Dafür spricht, daß es auch einen silbernen Shilling gibt von gleichem Design, auf einer Variante ist der Name nur Bewick geschrieben.
Literatur: Withers Nr. 885 - Grüße, KarlAntonMartini

Ein schönes Stück als Ausblick in das 19. Jahrhundert. Das Motiv wirkt tatsächlich vom Bildaufbau her, als greife es auf eine Grafik als Vorlage zurück - sehr gelungen! Mein Eindruck von den wenigen Token des 19. Jh., die ich kenne, ist: mehrheitlich zweckdienlich geprägt ohne besondere künstlerische Ambitionen (der Bewicke Token scheint mir da eher eine Ausnahme). Die heraldische Vielfalt und die Darstellung historischer Bauwerke auf den Token des vergangenen 18. Jahrhunderts wurde vielfach durch die Präsentation von Industrieanlagen ersetzt. Die Stempelschneider reichten trotz verbesserter technischer Bedingungen m.E. mehrheitlich nicht an das Können ihrer Vorgänger heran. Aber das ist vielleicht auch eine Geschmacksfrage.

Hilfreich für mich ist die Vorstellung des Tokens auch insofern, als ich einem Stück aus meiner Sammlung eine Referenz zuweisen konnte. Danke dafür!

Gruß klaupo

In den ca. 15 Jahren zwischen der Periode der sog. Conder-Token und der Serie, die ab 1811 geprägt wurden, ist ja in der englischen Industrie einiges passiert. Und man merkt den Token an, daß sie jetzt mehr für die Entlohnung von Arbeitskräften als für Kunden-Wechselgeld gebraucht wurden. Diese zeitliche Lücke, die aufgrund eines zwischenzeitlichen Verbots entstand, gibt es nur in England und Wales, nicht in Schottland und Irland. Grüße, KarlAntonMartini

Ich möchte hier noch einmal auf den Kanalbau im Ausgang des 18. Jahrhunderts zurückgreifen, denn einen interessanten Token habe ich dafür noch.


Der Token zeigt im Avers eine sogenannte "Savern trow" (einen besegelten Kahn) und im Revers die Einfahrt in den Tunnel des Thames and Severn Kanals, der – wie der Name schon sagt – eine Verbindung der Flüsse Severn und Themse schuf. Dieser Tunnel wurde auf einer Länge von ca. 4 Kilometer in den Felsen gesprengt. Die Höhe des Tunnels täuscht auf dem Token – das Boot vom Avers wäre nicht durchgekommen – er war mal grade ca. 5 Meter hoch und etwa ebenso breit. Die Bootsbesatzungen legten sich daher vor der Einfahrt auf Brettern quer über das Boot und schoben es mit der Kraft ihrer Beine durch den Tunnel.

Ob diese Art der Fortbewegung heute noch gepflegt wird, ist mir nicht bekannt.

Gruß klaupo

..und hier ein Blick in den längsten Schiffstunnel Deutschands:
http://de.wikipedia.org/wiki/Weilburger ... hrtstunnel (ein bisschen breiter und höher, aber bei weitem nicht so lang)

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Bauftragter des Numismatisch Beratenden Ausschusses Telefonwertmarken der Mitgliedsstaaten der Warschauer Vertragsorganisation des Zentralkomitees des Numismatik-Cafés Österreichs

Immerhin gibt es dazu einen eigenen Artikel in der Wikipedia: http://en.wikipedia.org/wiki/Legging_(canals)
Der Thames and Severn Canal wurde 1927 geschlossen. Seit 1972 wird er restauriert, die Arbeiten sind aber bis heute nicht abgeschlossen. Grüße, KarlAntonMartini

Ein glücklicher Auktionsverlauf bescherte mir einen Neuzugang. Der Kunsthändler Robert Heslop brauchte um 1795 nicht unbedingt Kleingeld für sein Geschäft, aber eine Werbemarke im Stil der Zeit. Er gab einen Token in Auftrag, den der bekannte Stempelschneider James fertigte, als Motiv hatte er ihm einen Kupferstich vorgegeben, der ein längst verstorbenen Schlangenmenschen, Joseph Clark mit seinem Affen (+ vor 1688) zeigt: http://www.britishmuseum.org/collection ... _001_l.jpg - Warum gerade dieses Motiv?
Der Token wird von D&H als Middlesex Nr. 336 b beschrieben (b ist die Variante, die nicht im "collar" geprägt wurde und weder Rändelung noch Randschrift hat).
Grüße, KarlAntonMartini