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BeitragVerfasst: 20. Feb 2020, 19:02 
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Eigentlich führte England Anno 1804 Krieg. So total war der noch nicht, die Londoner amüsierten sich. Zumindest die komfortabler lebenden Kreise. Ein im Jahr 1791 geborener Knabe, von wohlhabenden Eltern hatte sich nach dem Besuch eines Schauspiels mit elf Jahren in den Kopf gesetzt, Schauspieler zu werden. Und die Eltern ließen ihn und verschafften ihm eine Ausbildung über einen Theateragenten. Der Junge schien talentiert und tourte durch die englische Provinz mit einem kleinen Repertoire, viel Shakespeare, Hamlet war eine der Paraderollen. Bald lief er unter dem Spitznamen "der kleine Roscius". Das klassisch gebildete Publikum bezog sich dabei auf den römischen Schauspieler Quintus Roscius (126-62 v. Chr.). Kurz nach dem 13. Geburtstag 1804 sollte der erste Auftritt von William Henry West Betty in London am Covent Garden Theatre erfolgen. Der 13. Geburtstag des jungen Schauspielers am 13. September war Anlaß der Herausgabe einer größeren Anzahl von populären Medaillen, die vermutlich in der Werbekampagne für den Jungstar verwendet wurden. Es gab dann Auftritte, die so reichlich Zuspruch fanden, daß das andrängende Publikum von Sicherheitsleuten in Zaum gehalten werden mußte. Stolze 75 Guineas betrug die Abendgage für West Betty.

Dieses Stück hier ist nicht bei Eimer gelistet und anonym. Die Rückseite ähnelt stark einem Medalet von Kettle. Bronze, Reste einer hellen Auflage (Silber, Zinn?), 31,5 mm, 10,0 g. Die Erhaltung läßt leider Wünsche offen, aber ich habe das Stück erstmals gesehen.

1808 gab West Betty die Schauspielerei zunächst auf um in Cambridge zu studieren. Als er 1812 ein Comeback versuchte, war er nicht erfolgreich, seine Verzweiflung trieb ihn zu einem Selbstmordversuch, den er überlebte. 1824 ließ er endgültig vom Theater ab und lebte dann für die nächsten 50 Jahre seines Lebens zurückgezogen als Privatier in London, wo er 1874 verstarb.

Grüße, KarlAntonMartini


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BeitragVerfasst: 23. Feb 2020, 21:28 
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k&k Hoflieferant, Professor

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Sehr interessant, der Aufsatz. Wo sind die Informationen nach zu lesen? Welche Quelle hast du?

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"Wenn über das Grundsätzliche keine Einigkeit besteht, ist es sinnlos, miteinander Pläne zu machen." Konfuzius


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BeitragVerfasst: 24. Feb 2020, 00:07 
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Spannend! Vielen Dank!

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BeitragVerfasst: 24. Feb 2020, 22:23 
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Ginkgo hat geschrieben:
Sehr interessant, der Aufsatz. Wo sind die Informationen nach zu lesen? Welche Quelle hast du?


Zunächst mal Kataloge, hier also Eimer, Mitchiner, dann andere Literatur, zu Kettle etwa Hawkins; dann zeitgenössische Literatur, die sich über Google books findet und dann die englische Wikipedia. Da kommt man schon ein Stück weiter. - Gerade diese Geschichte hier läßt sich noch weiterspinnen und numismatisch belegen zu den Old Price Riots und dem Boxer Mendoza. Kommt noch, aber für so ein paar Zeilen braucht es oft einen regnerischen Sonntagnachmittag. Für die NNB soll ich auch wieder mal schreiben, aber dort soll es um "richtige" Münzen gehen. - Leider hat die - sonst sehr gute - lokale numismatische Bibliothek kaum britische Fachpresse, das macht wirklich wissenschaftliche Arbeit für meine Gebiete schwer. Aber wenn ich erstmal im Ruhestand bin... Grüße, KarlAntonMartini


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BeitragVerfasst: 27. Feb 2020, 22:09 
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k&k Hoflieferant, Professor

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KarlAntonMartini hat geschrieben:
...einen regnerischen Sonntagnachmittag. Für die NNB soll ich auch wieder mal schreiben, aber dort soll es um "richtige" Münzen gehen ..... - Leider hat die - sonst sehr gute - lokale numismatische Bibliothek kaum britische Fachpresse, das macht wirklich wissenschaftliche Arbeit für meine Gebiete schwer. Aber wenn ich erstmal im Ruhestand bin...


Die erste Bedingung scheint erfüllt zu sein, das Wetter arbeitet für uns. Jede Münzen, auch wenn sie eine Medaille ist, (die sammle ich nicht) ist, wenn sie von dir beschrieben wird, immer interessant. Das mit dem Ruhestand können wir noch etwas rausschieben.

Ginkgo

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BeitragVerfasst: 28. Feb 2020, 09:47 
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Ginkgo hat geschrieben:
KarlAntonMartini hat geschrieben:
...einen regnerischen Sonntagnachmittag. Für die NNB soll ich auch wieder mal schreiben, aber dort soll es um "richtige" Münzen gehen ..... - Leider hat die - sonst sehr gute - lokale numismatische Bibliothek kaum britische Fachpresse, das macht wirklich wissenschaftliche Arbeit für meine Gebiete schwer. Aber wenn ich erstmal im Ruhestand bin...


Die erste Bedingung scheint erfüllt zu sein, das Wetter arbeitet für uns. Jede Münzen, auch wenn sie eine Medaille ist, (die sammle ich nicht) ist, wenn sie von dir beschrieben wird, immer interessant. Das mit dem Ruhestand können wir noch etwas rausschieben.

Ginkgo


Danke für das Kompliment! Dann schaun wir mal...
Grüße, KarlAntonMartini


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