Auf der vorigen Seite dieses Threads habe ich einen Hochzeits-Jeton aus dem 18. Jh. vorgestellt. Hier möchte ich nun auf eine Gruppe von gleichgearteten kleinen Medaillen bzw. Jetons aus dem 19. Jh. eingehen, die immer mal wieder auftauchen und auch in der oben verlinkten Liste zu finden sind. Aufgrund ihrer Häufigkeit lassen sie auf eine weite Verbreitung schließen, aufgrund ihrer Randpunzen auf jahrzehntelange Prägung. Aus eben diesen Gründen haben sie nur bescheidenen Marktwert, welchem ja, wenn sie angefragt werden, in den meisten Fällen das Hauptinteresse gilt. Die hier vorgestellten Stücke kommen ausnahmslos aus den Silberkisten diverser Münzhändler.
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1844-1880_Medaille_Mariage_n.jpg [ 115.05 KiB | 20289-mal betrachtet ]
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AMOUR ET MARIAGE Mariage chrétien, Gayrard (1777-1858) Av. Priester segnet kniendes Brautpaar in antiker Gewandung. CONNUBIUM CHRISTIANUM.
Rv. Kranz aus Rosen, Gravur: DL (?), Rand: 24. 9BRE 1864, Poinçon (Abeille) ARGENT, 33 mm, 15,83 g Terisse 703
Mitte:
AMOUR ET MARIAGE à l'Évangile de St Mathieu, Petit (1791-1844)
Brautpaar kniend vor einem Altar, darauf die Bibel an ein Kreuz gelehnt. QUE L'HOMME DONC NE SÉPARE - PAS CE QUE DIEU A UNI - S. MATHIEU CHAP. XIX.
Rv. Kranz aus Rosen, Rand: Poinçon (Corne) 1 ARGENT, 31,8 mm, 14,43 g – Terisse 723
Rechts:
AMOUR ET MARIAGE Couple et évêque à droite, Non Signé (Depaulis, 1792-1870) Bischof auf den Altarstufen stehend segnet kniendes Paar. Hinter dem Bischof auf dem Altar ein Ziborium, hinter den Brautleuten ein Weihwassergefäß.
Kranz aus Rosen, Rand: Poinçon (Abeille) ARGENT - 27 mm, 10,54 g, Terisse 860
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1878-ND_Depaulis_Mariage_n.jpg [ 117.12 KiB | 20289-mal betrachtet ]
AMOUR ET MARIAGE La Religion les unit, Depaulis (1792-1870)
Brautpaar in antiker Gewandung reicht sich die Hand vor der Religio, welche die Brautleute mit ihren Armen umfängt. LA RELIGION LES UNIT,
Kranz aus Rosen, Gravur: DS, Rand: Hippolyte Devaux - Lucie Sanzelle 15 Mai 1878. 36,5 mm, 22,01 g, Poinçon (Abeille) ARGENT- Terisse 713.
Diese Jetons mögen bekannt sein. Weniger bekannt dürfte dagegen sein, daß sie vor einem recht interessanten Hintergrund stehen. Aus dem Jahr 1832 existiert eine Ankündigung der Verkaufsabteilung der Monnaie de Paris (Avis - Bureau de vente établi à l'hotel des Monnaies et médailles) mit folgendem Inhalt:
"Die Verkaufsabteilung hält eine Serie allegorischer Motive bereit, deren Revers Girlanden aus Rosen, Myrthe und dergleichen zeigt. Diese Medaillen sind aufgrund ihrer Thematik und Gestaltung als "Médailles de mariage" bekannt. Sie ersetzen den "Trézain" - die dreizehn Hochzeitsmünzen, die nach altem Brauch (der im Berry noch existiert) zu den Hochzeitsgeschenken gehören. Diese Münzen werden ebenso wie die Ringe vom Priester gesegnet. Die Münzen konnten in ihrem Wert nach Metall oder Nennwert je nach Vermögenslage der Brautleute variieren. Die Hochzeitsmedaillen der Monnaie können aufgrund variabler Größen und Metalle diese Voraussetzung gleichwertig erfüllen."Soweit die Ankündigung der Monnaie. Hochzeitsjetons waren ja bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts eher ein Privileg des Adels gewesen. Nun aber sollte dieser schwindende Brauch wohl auch einem aufstrebenden Bürgertum nahegebracht werden. Warum aber "
Dreizehn" Münzen? Diese Zahl sollte an Jesus und seine zwölf Apostel erinnern. Der '
Trézain' sollte möglichst aus Gold- oder Silbermünzen bestehen. Jedoch durften je nach Vermögenslage der Brautleute auch vergoldete bzw. versilberte Münzen verwendet werden. Verteilt wurden sie je nach Region variabel: Eine oder zwei Münzen nahm der Pfarrer in Verwahrung. Drei Münzen erhielt die Braut für einen künftigen Bedarfsfall. Die übrigen Münzen erhielt der Bräutigam als symbolischen Beginn der Gütergemeinschaft des Paares. Zwei davon wurden verwahrt und im Sterbefall den Eheleuten mit in den Sarg gelegt. Dieser Brauch wurde – in der Verteilung variiert (zuweilen auf die Trauzeugen ausgedehnt) und regional begrenzt - noch bis in die Zeit nach dem 2. Weltkrieg gepflegt.
Münzen aus einem Trézain tauchen nur selten im Handel auf, da sie in der Regel in den Familien der Brautleute über Generationen hinweg verwahrt werden. Meine einzige Quelle für o.a. Infos war eine ausführliche Beschreibung in einem französischen Forum. Die Referenzen der vorgestelllten Stücke verweisen auf die Typen, wie sie von
Henri Terisse, La numismatique de mariage erfaßt wurden.
Gruß klaupo