Ich möchte hier eine Medaille vorstellen, deren Prägeanlaß hinreichend bekannt sein dürfte: Sie steht vor dem Hintergrund des
Westfälischen Friedens, geschlossen in Münster und Osnabrück im Jahre 1648, durch den der Dreißigjährige Krieg beendet wurde. Die Wertung dieses Friedens ist zu verschiedenen Zeiten unterschiedlich ausgefallen. Sicher ist jedoch, daß mit ihm der Verelendung des Heiligen Römischen Reiches ein Ende gesetzt wurde. Auf diesen Anlaß wurden zahlreiche Medaillen herausgegeben. Das hier gezeigte Stück steht mitten in den Aktivitäten, die sich im Vorfeld und nach Abschluß des Friedens in Münster abspielten.
Dateianhang:
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Zitat:
Vs. MONAST(eriu)M . CIV(itas) . EP(iscopa)LIS : LOCV(s) : - PACIS VN(iversa)LIS (= Die bischöfliche Stadt Münster: Ort des allgemeinen Friedens). Ansicht der Stadt Münster von Südwesten ohne Außentore, darüber gekreuzter ÖL- und Palmzweig. Bastion des Neuwerks zwischen der Signatur: „E - K“.
Rs. PAX . OPTIMA . RERVM . A(nno) . D(omi)NI . MDCXLVIII . 24. oct(obris). (Nach Sil. Ital., Pun. XI.592: Der Friede ist das Beste aller Dinge). Drei Tauben, die Mächte Kaiser, Frankreich und Schweden symbolisierend, halten mit ihren Schnäbeln je einen Ölzweig über ein Kissen, auf dem Krone und Zepter ruhen (nach Lochner Symbole des Heiligen Römischen Reiches). Die Umschrift steht zwischen Linienkreisen und Perlkranz außen.
Zum Tagesgeschäft während der Friedensverhandlungen gehörten - damals wie heute - Repräsentation der Gesandten, sowie Geldgeschenke und Bestechungen mit vermutlich fließendem Übergang. Zum Brauch der Zeit gehörte aber auch das Verschenken von Medaillen, die ja ebenfalls Geldwert besaßen. Der Münzmeister von Münster, Engelbert Ketteler (im Amt 1636- 1661), ließ sich diese Gelegenheit nicht entgehen.
Ketteler prägte etliche seiner Medaillen auf eigenes Risiko. Die Abrechnung richtete sich nach dem Gewicht. Das abgebildete Stück wurde im Gewicht eines ¾ Talers geprägt. Die 21,5 g entsprechen einem Gewicht von 1,5 Lot Silber, das für 24 Schilling zu kaufen war. Für Schmelz- und Prägekosten berechnete Ketteler einen Aufschlag von 3,5 - 5 %. Die Stempel hat anscheinend das Domkapitel zur Verfügung gestellt. Wer sie geschnitten hat, ist nicht eindeutig zu belegen, obwohl sie Kettelers Signatur tragen. Oft handelte es sich bei der Herstellung dieser Medaillen um Auftragsarbeiten, für die dem Auftraggeber eine Rechnung über das Material vorgelegt wurde. Der Arbeitslohn dagegen scheint eine Ermessensfrage gewesen zu sein. So schreibt Ketteler am Ende eines Auftrags:
"Was mir deswegen zum Arbeideslohn von obgl. 34 Stücken oder Pfenninge gegeben werden soll, stehet zu Ihro Hochwurden Discretion."Um noch den Geldwert der gezeigten Medaille in Relation zu setzen: Ein ¾ Taler entsprach dem Monatssold eines Korporals. Der Geheime Rat und oberste Diplomat Wilhelm von Fürstenberg erhielt etwas mehr als den doppelten Betrag - nämlich 45 Schillinge ... allerdings pro Tag!
Gruß klaupo
P.S. Die Informationen zur Medaille stammen neben eigener Recherche aus
"Der Westfälische Frieden - Die Friedensfreude auf Münzen und Medaillen. Vollständiger beschreibender Katalog herausgegeben von Hans Galen, bearbeitet von Gerd Dethlefs und Karl Ordelheide. Ausstellung im Stadtmuseum Münster 11. 3. - 30.10.1988. ISBN3-923166-18-1