Zunächst einmal, herzlich willkommen lieber Leutwein, in unserem Café. Bis zu dem "Tokenrausch" aus dem Jahre 2010 in Swakopmund, waren die Gefangenenmarken von DSWA nur in wenigen Einzelstücken bekannt, die alle in festen Händen oder in 2 Museen in Namibia lagerten. Als die Schwarzen am Strand mit der Buddelei begannen, ging es ihnen erst einmal nur um Buntmetall- und Eisenschrott, der für sie einfach beim Altmetallhändler gegen sofortiges Bargeld und ohne irgendeine Nachfrage abzuliefern war. Swakopmund ist eine sehr kleine Gemeinschaft und schnell wurden Sammler, Händler und alte Südwester auf die verschiedensten Token aufmerksam, die dort gefunden worden. Auch mehrere Goldmünzen (10 und 20 Mark-Stücke), Gold- und Silberschmuck, Uniformknöpfe etc. wurden gefunden. Meist direkt am Strand verkauft, oder zu einem der bekannten Händler getragen. Man kannte sich untereinander und ich darf sagen, daß damals der größte Teil aller Token durch meine Hände ging, bzw. durfte ich die wöchentlichen Funde einscannen. Nun müßte man annehmen, daß durch den Fund von ca. 50 Gefangenenmarken die Preise in den Keller gingen. Das Gegenteil ist der Fall. Sicher liegt es auch daran, daß sich heute mehr Sammler dafür interessieren. Ich habe selbst etwa 15 Gefangenenmarken verkauft, teils auch im Auftrage. Die erzielten Preise lagen zwischen 300 (schlecht erhaltene, beschädigte Marken) und 600 Euro für excellente Stücke. Inzwischen wurden auch Nachweislisten von Gefangenen entdeckt. Eine Marke mit Namenszuweisung ist natürlich das absolute Sahnehäubchen. Die Preise bei Fenzl halte ich fast alle für überzogen, allerdings muß man auch daran denken, ein Händler hat auch Kosten. Bei den Paßmarken ist es genauso. Die Preise haben sich stabilisiert. Häufige Marken wie Swakopmund oder Lüderitzbucht, bekommt man manchmal für 120 bis 200 Euro. Seltene Paßmarken, von den Besatzern umgewertete bzw. umgestempelte Marken erzielen auch weit höhere Preise. Viel seltener noch sind Arbeitermarken der DDG (Deutschen Diamanten Gesellschaft). Davon sind bis heute 3 Stück bekannt. Sicher würde man welche im Diamantensperrgebiet finden, aber man sollte daran denken, daß die Haftbedingungen in Afrika einem Weißen keine sehr große Lebenserwartung bescheren. Wer mal in Südwest ist, sollte sich für das Swakopmunder Museum unbedingt Zeit nehmen. Dort sind die schönsten Stücke ausgestellt. Es hat mir damals viel Freude gemacht, mit der Kuratorin des Museums die gesamte Sammlung neu zu gestalten. Ich durfte auch die Bestände der anderen drei Museen in Lüderitzbucht, Grootfontein und Tsumeb begutachten. Auch im Staatsarchiv in Windhuk lagern Paß und Gefangenenmarken. Was m.E. viel wichtiger ist, als der Wertaspekt der Marken, ist, daß sich unser Wissen über diese Marken enorm erweitert hat. Völlig unbekannte Marken wurden entdeckt (z.B. Hansa Hotel oder Eisenbahnbaukommando) und die gleichzeitige Durchforstung der Archive brachte auch neue Zusammenhänge ans Licht. Der neue Katalog von N. Leipner "Marken und Token der ehemaligen deutschen Kolonien" ist das beste Werk über die Marken, was es je gegeben hat. Trotzdem gibt es schon wieder neue Erkenntnisse und das ist ja eigentlich das Spannende an unserer Sammelei. Die Fundstelle in Swakopmund ist leer, auch der Strand wurde längst mit Metalldedektoren abgesucht. Zufallsfunde sind natürlich möglich. An alten Siedlungsplätzen und auf Gefechtsfeldern können noch schöne Funde gemacht werden, aber dazu gehört viel Wissen und noch mehr Geduld. Man sollte vor allem auch die Farmeigentümer um eine Genehmigung bitten, ansonsten gibt das schweren Ärger. Noch ein Wort zum Reinigen der Marken. Das muß wohl jeder für sich selbst entscheiden, ich persönlich wollte nie so ein "Dreckding" in meiner Sammlung haben. Eine gereinigte Marke (mit Ultraschall) dem aggressiven Seeklima von Swakopmund 2 Wochen ausgesetzt, hat nach kurzer Zeit wieder die schönste Patina. In den letzten Jahren ist es wieder ruhig auf dem Tokenmarkt geworden. Eine beachtliche Anzahl dieser Marken befindet sich noch in Privatbesitz von zumeist alten Südwestern in Namibia und Südafrika, die irgendwann sicher auf dem Markt auftauchen werden. Leider gibt es auch gute Fälschungen, auf die auch renommierte Auktionshäuser hereinfallen. Kürzlich wurden längst als Phantasiestücke bekannte Token angeblich aus der Zeit der dt. Besetzung der brit. Kanalinseln verkauft.
Mit vielen Grüßen Südwester
_________________ „ IN TREUE FEST “
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